Wildtiere
Alles für die Klicks – 3.000 Affenbabys leiden im Netz
Viel zu viele der dargestellten Affenbabys in den sozialen Netzwerken werden unter fürchterlichen Umständen missbraucht um Klicks zu generieren.
"Oh, wie süß", denkt man sich natürlich gleich, wenn man ein niedliches Makaken-Baby in Windeln und Kleidchen bei der Fläschchen-Fütterung auf Instagram oder TikTok sieht. Doch leider geht es nur den wenigsten dieser hilflosen Affenkinder wirklich gut und nur sehr selten sind sie in der Obhut von Tierschützern. Vielmehr stecken Profitgier und die Jagd nach viralem Content dahinter. Das "Internationale Bündnis gegen Online-Tierleid", kurz SMACC analysierte mehr als 1.200 Social-Media-Inhalte mit erschreckendem Ergebnis: Insgesamt wurden mehr als 2.800 Vorfälle von Missbrauch aufgedeckt.
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Umfangreicher Report
Der umfangreiche Report mit dem Titel „Das Leiden von Makaken für Social-Media-Content“ dokumentiert die physischen und psychischen Schäden, die die Makaken erleiden, um in den sozialen Netzwerken dargestellt werden zu können. Für die Untersuchung analysierten Mitglieder von SMACC zwischen September 2021 und März 2023 insgesamt 1.266 Fotos und Videos in sozialen Netzwerken (hauptsächlich Facebook, Instagram, TikTok und YouTube), die Makaken als Haustiere zeigen. Immense Grausamkeiten gegenüber den Tieren wurden dokumentiert:
Bei den untersuchten Inhalten ließen sich insgesamt mehr als 2.800 Vorfälle von Missbrauch feststellen – im Durchschnitt wurde jeder Inhalt also mehr als zwei Missbrauchskategorien zugeordnet. Zwei der häufigsten Formen des Missbrauchs waren bewusster psychischer und körperlicher Missbrauch der Makaken. Die Untersuchung registrierte zudem Dutzende Fälle, in denen Makaken offenbar unter Einfluss von Drogen standen, sexuell missbraucht wurden oder ihr Tod herbeigeführt oder bewusst in die Länge gezogen wurde.
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Heimtierhandel mit Affenkindern
Die Analyse der Videos ergab zudem, dass bei den meisten Inhalten junge Makaken dargestellt wurden, die oftmals schon im Alter von wenigen Tagen von ihren Eltern getrennt werden und dann in den Heimtierhandel gelangen. Durch diese Behandlung können die Tiere schwere psychische und emotionale Schäden erleiden. Folglich sind in den Videos immer wieder junge Makaken dabei zu beobachten, wie sie an ihren Fingern lutschen – ein Bewältigungsmechanismus als Folge von Trennung und Verlust.
"Bereits die Darstellung der Makaken zu Unterhaltungszwecken, wenn sie beispielsweise Kinderkleider tragen oder geschminkt werden, ist hochproblematisch", kommentiert Wiebke Plasse, Leiterin Kommunikation der Welttierschutzgesellschaft. Der Missbrauch steigert sich jedoch weiter – bis hin zu bewusster körperlicher Folter, die in mehr als 320 Fällen im Rahmen der Untersuchung festgestellt wurde.
Nicht anschauen!
Plasse sagt weiter: "Wer sich Tieren verbunden fühlt, kann beim Betrachten dieser Videos und Fotos von Makaken in menschlicher Obhut nur geschockt sein – umso mehr, da diese Inhalte zu den beliebtesten Tier-Inhalten in den sozialen Netzwerken zählen. Das ist besonders tragisch: Während wilde Tiere wie Babys verhätschelt werden, verleihen viele Nutzer durch verherrlichende Kommentare den Beiträgen sogar noch mehr Reichweite. Dies schadet nicht nur den Tieren, sondern kann auch das Tierschutzbewusstsein in der Bevölkerung schwächen. Sowohl die Netzwerke als auch die Gesetzgeber müssen diesem Tierleid dringend ein Ende setzen".
„"Indem wir als Nutzer den Inhalten die Reichweite entziehen und sie konsequent melden, leisten wir einen wichtigen Beitrag gegen Online-Tierleid"“
Aufgrund der erschreckenden Ergebnisse des Reports verstärkt die Welttierschutzgesellschaft ihre Forderungen an die sozialen Netzwerke: Inhalte, die Tierleid unkritisch darstellen, müssen entfernt und Maßnahmen gegenüber den Erstellenden ergriffen werden. Im Rahmen der Kampagne „Stoppt Tierleid in sozialen Netzwerken“ setzt sich der Verein seit 2020 für ein Verbot der Darstellung von Tierleid in sozialen Netzwerken ein.