Haustiere
Weltkatzentag – wie geht's Österreichs Schnurrlis?
Obwohl die Katze nach wie vor das beliebteste Haustier der Österreicher ist, wird sie oft gar nicht lieb behandelt. Weltkatzentag soll auch mahnen.
Vielleicht hat es einen Grund, weshalb der Weltkatzentag am 08. August stattfinden muss, um den Menschen auch einen Spiegel vorzuhalten. Aus Tierschutzsicht ist nämlich das "beliebteste Haustier" in Österreich gerade in den warmen Monaten eine richtig arme Sau und hat wenig Grund zu feiern. Streuner, Waisenkinder und Qualzuchten sind weit entfernt vom zufriedenen Schnurrli aus liebevollen Haushalten. Während Tierschutzorganisationen gerade im August die Katzenzimmer vergrößern müssen, um Platz für die vielen ausgesetzten Urlaubstiger und Flaschenkinder zu schaffen, kaufen sich immer noch vermeintliche Liebhaber die traurigen "Scottish-Folds" über das Internet, um spätestens beim dritten Tierarzt-Besuch festzustellen, dass die Samtpfoten mit den Knick-Ohren ein wenig zu teuer werden.
Diese drei Katzenkinder wurden im Wald entsorgt:
Kastrationspflicht für A+F
In einem Punkt kann man den Unmut und Grant der Tierheime wirklich verstehen: Wenn Katzenbabys sinnflutartig in ihre Obhut gebracht oder halbtot gefunden werden, darf man sich nicht wundern, weshalb eine Kastrationspflicht in Österreich auferlegt wurde. Leider halten sich die wenigsten an dieses Gesetz mit den absurdesten Begründungen. Da werden schon einmal Argumente wie "Eine kastrierte Katze jagt keine Mäuse mehr" vor den Latz geknallt, wo man sich kopfschüttelnd abwenden muss, um nicht ausfallend zu werden.
„"So viele wie heuer waren es überhaupt noch nie"“
Die Kätzchen im Tierheim hatten aber noch Glück. Tierschützer können nur erahnen, wie groß die Dunkelziffer der sich entledigter Katzenbabys in Österreich wirklich ist. Wo kein Kläger, da kein Richter und die kleinen Würmchen schreien einfach noch nicht laut genug. Die Geschäftsführung der Pfotenhilfe in Lochen ist auch davon überzeugt, dass das Bewusstsein auf dem Land viel geringer sei, als in der Stadt. Ein hoher Anteil an schwerer Inzucht führt neben hochansteckenden Katzenkrankheiten auch zu Behinderungen und Unterentwicklung. Pfotenhilfe-Chefin Johanna Stadler pfeift aus dem letzten Loch: "So viele wie heuer waren es überhaupt noch nie", seufzt sie und sitzt schon wieder mit dem Fläschchen vor dem nächsten Katzenkind.
Qualzucht
Auch Qualzuchten machen nicht nur Tierschützern das Leben schwer. Auf Kosten der Gesundheit wird das beliebte "Kindchenschema" einfach weitergezüchtet. Atemprobleme, Arthrose, Zahn- und Augenprobleme und sogar Deformationen schrecken Menschen offenbar nicht davor ab, solchen Rassen Tür und Tor zur Weitervermehrung zu öffnen. Das stinknormale Hauskatzerl mit dem zufälligen Tigermuster ist für Instagram und TikTok ungeeignet und lukriert nur halb so viele Klicks wie eine Scottish Fold, eine Sphinx oder eine Munchkin.
Die Scottish Fold:
Vier Pfoten geht hier sogar soweit und fordert von der Regierung ein rigoroses Ende der Ausnahmebestimmungen für Zuchtstätten dieser Rassen. Per Gesetz ist eine Qualzucht nämlich eigentlich eh verboten, nur die Hintertürchen für Züchter und Zuchtvereine sind grotesk leicht zu finden. Hier kann man offenbar momentan nur an die Tierliebe und auch den gesunden Menschenverstand appellieren und die Frage stellen: "Will man wirklich eine Katze, die ihr ganzes Leben leidet und kann man sich das auch leisten?"
Die Munchkin:
Auch die Wiener Tierärztekammer und Tierschutzombudsstelle zeigt sich mehr als besorgt, da gerade die Scottish Fold (Schottische Faltohrkatze) einen Boom zu erleben scheint. "Das Leid dieser Katzen ist genetisch vorprogrammiert. Obwohl Zucht, Import, Weitergabe und Erwerb der Tiere in Österreich verboten sind, sind sie omnipräsent", kritisieren die Wiener Tierschutzombudsfrau Eva Persy und Manfred Hochleithner, Präsident der Landesstelle Wien der Österreichischen Tierärztekammer. Sie fordern ein entschiedeneres Vorgehen gegen Qualzucht.
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Adoptieren statt produzieren
Gerade am Weltkatzentag möchten auch wir nochmal auf die vielen armen Seelchen in den österreichischen Tierheimen hinweisen, die nicht minder putzig und nicht minder verschmust sind und schon gar nicht minder das Recht auf Liebe haben. Solltest du dir also gut überlegt haben, einen Stubentiger aufzunehmen, schau dich doch auch im nächsten Tierheim gut um.