Haustiere

Sind österreichische Tierheime wirklich am Limit?

Immer wieder erreichen uns bedenkliche Nachrichten aus Deutschland, wo Tierheime an ihr Limit stoßen. Ist Österreich auch schon so schlimm dran?

Christine Kaltenecker
Sind österreichische Tierheime wirklich am Limit? Leider ja.
Sind österreichische Tierheime wirklich am Limit? Leider ja.
(Symboldbild) Getty Images

Der erste Sommer ohne Einschränkungen wird für Haustiere in Mitteleuropa zur Zerreißprobe. Vor allem aus Deutschland liest man seit der Urlaubszeit von übervollen Tierheimen oder ausgesetzten Haustieren. Wie angespannt ist die Situation in Österreich aber tatsächlich? "Heute" hat bei drei großen Tierheimen nachgefragt:

Tierschutz Austria, Vösendorf

In Vösendorf spürt man die Auswirkungen von zu wenig überlegten "Corona-Haustieren" oder der momentanen Teuerungswelle sehr genau. "Wir haben im letzten Jahr im Durchschnitt 1.200 Tiere bei uns im Tierschutzhaus Vösendorf beheimatet. Aktuell versorgen wir 1.500 tierische Schützlinge." Der relevante Anstieg von 25 Prozent stellt für das Tierheim natürlich eine große Herausforderung dar. "Auf der einen Seite haben wir mehr Tiere, um die wir uns kümmern, auf der anderen Seite steigen die Kosten für die Versorgung sehr stark an. Die Preisentwicklung ist ja vor allem im Bereich Energie und beim Futter spürbar. Ein Tierheim zu betreiben ist nun einmal sehr energieintensiv", so Pressesprecher Jonas von Einem am Telefon.

TierQuarTier Wien

Auch hier merkt man eine stärkere Auslastung im Vergleich zum Vorjahr. Aktuell beherbergt das TierQuarTier Wien 135 Hunde - das sind 40 Hunde mehr als im Juni 2021 - und auch bei den Kleintieren wie Kaninchen, Hamster, Mäuse und Ratten spürten sie einen deutlichen Schub im Frühjahr 2022. "Zu 'Spitzenzeiten' hatten wir 80 Kaninchen pro Tag zu versorgen, während es 2021 noch rund 40 waren. Darauf folgte ein Anstieg an (Jung-)Hunden, der möglicherweise darauf zurückzuführen ist, dass im Frühjahr 2022 die letzten Corona-Restriktionen fielen. Aktuell beschäftigen wir uns mit einer deutlichen Zunahme an Katzen. Im heurigen Juni nahmen wir insgesamt 160 Katzen unter unsere Fittiche, – darunter etliche Babykatzen und trächtige Katzen. Für gewöhnlich sind die stärksten Katzenmonate der Juli bzw. August. Die Zahlen von Juni deuten demnach darauf hin, dass uns weitere 'katzenstarke' Monate bevorstehen.

"Die Österreicher sind 2022 wesentlich reisefreudiger als noch im letzten Jahr", so Pressesprecherin Anna Putz und erklärt weiter: "Als TierQuarTier Wien sehen und beobachten wir, – sowohl über persönliche Kontakte zu anderen Tierheimen als auch via Social Media – dass alle Einrichtungen an ihre Grenzen stoßen".

Pfotenhilfe, Oberösterreich

"...stoßen bereits an unsere Grenzen, weil wir den Arbeitsaufwand nicht mehr bewältigen können."

Seit Ferienbeginn in Westösterreich erreichen den Tierschutzhof Pfotenhilfe täglich sehr viele Anfragen, weil Tierhalter sich nicht oder viel zu spät darum gekümmert haben, was aus ihren Haustieren werden soll, wenn sie auf Urlaub fahren. "Es ist jedes Jahr um diese Zeit das Gleiche", ärgert sich Stadler. "Ein Haustier ist ein Familienmitglied und bedeutet viel Verantwortung und hohe Kosten. Kurzsichtige Tieranschaffungen münden oft in einem Drama, das für die betroffenen Tiere eine ungewisse Zukunft bedeutet. Vom Aussetzen bis zur Euthanasie haben wir schon alles Vorstellbare und Unvorstellbare erlebt. Im besten Fall landen die Tiere bei uns und wir finden ein neues, besseres Zuhause. Oft können wir aber wegen Überfüllung nur Vermittlungshilfe über unsere Social Media-Kanäle leisten. Aber auch hier stoßen wir bereits an unsere Grenzen, weil wir den Arbeitsaufwand nicht mehr bewältigen können."

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    <strong>RITCHIE:</strong> Der neun Monate alte, aktive Kaninchenbub wurde in einer Katzentransportbox sich selbst überlassen.
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    TierQuarTier Wien
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