Haustiere
Martini-Gansl: Teuerungen machen Tierleid einfach
Tierquälerei wie Stopfmast und Lebenrupf ist in Österreich verboten. Die Teuerungswelle begünstigt allerdings Tierleid aus dem Ausland.
Viele Gastronome verzichten heuer auf das traditionelle Martini-Gansl auf der Speisekarte, da auch die Einkaufspreise von Gänsen immens gestiegen sind. Tierschutzorganisation Vier Pfoten warnt deshalb vor Stopfmast-, und Lebendrupf-Gänsen, die billiger aus dem Ausland bezogen werden. In Österreich ist diese Form der Tierquälerei längst verboten und auch wenn die Weidegänse im November vermehrt auf die Teller kommen, so hatten sie zumindest ein einigermaßen, artgerechtes Leben mit Auslauf und Jahreszeiten.
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Nicht so schlimm
Dabei sei der Preisunterschied zum Vorjahr gerade in der Gastronomie längst nicht so eklatant wie oft verbreitet. Die Landwirtschaftskammer Oberösterreich etwa rechnet vor, dass die Preissteigerung pro österreichischer Bio-Gans ca. bei einem bis maximal 1,50 Euro pro Kilogramm liegt. "Da heimische Gänse ein Gewicht von über vier Kilogramm erreichen, können daraus sechs Portionen zubereitet werden. Daher liegt der Mehrpreis für die Restaurants bei 66 Cent oder maximal einem Euro pro Portion", so Kampagnenleiterin, Veronika Weissenböck und sagt weiter:
„„Jene Wirte, die jetzt schreien, dass der Preis für eine Gans so viel teurer geworden ist, vergleichen oft Äpfel mit Birnen bzw. die früheren Preise für eine Tiefkühlgans aus dem Ausland mit den Preisen für eine österreichische Gans 2022."“
Chinesische Gans?
Lebendrupf wird in Ländern wie Ungarn, Polen oder China praktiziert. Die Stopfmast ist legal in Ländern wie Ungarn, Frankreich, Belgien, Bulgarien oder Spanien, aber auch China, den USA und Kanada. „Ein großer Teil des nach Österreich importierten Gänsefleischs stammt aus Ungarn, aber auch aus Polen und tatsächlich auch aus China. Da Gänsefleisch aus Tierqual-Haltung trotz des österreichischen Verbots importiert und verkauft werden dürfen, wird dieses Verbot eigentlich erst recht wieder umgangen“, so Weissenböck.
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Kein Verzicht möglich?
Im vergangenen Jahr hat sich die Bevölkerung im Rahmen einer Vier Pfoten Umfrage mit 70 Prozent klar für ein Importverbot von gestopften und gerupften Tieren ausgesprochen. „Unser Selbstversorgungsgrad bei Gänsen liegt derzeit bei nur 29 Prozent. Die Lösung kann aber nicht sein, dass wir Fleisch von gequälten Tieren importieren. Um einen Wandel hin zu mehr Regionalität und damit auch zu besserer Haltung auszulösen, wäre eine gesetzliche Kennzeichnungspflicht ein ganz wichtiges Instrument – nicht nur im Handel, sondern vor allem auch in der Gastronomie. Nur wenn die Menschen sehen, woher und aus welcher Haltung ihr Fleisch kommt, kann sich die Nachfrage und letztlich der gesamte Markt ändern“, erklärt Weissenböck.