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Thiem: "Ich verlor den Blick auf die Realität"
Tennis-Ass Dominic Thiem gibt vor dem Start bei den "Erste Bank Open" in Wien tiefe Einblicke. "Ich habe gezweifelt an mir", gibt er zu.
"Ich habe gezweifelt an mir", gibt Tennis-Ass Dominic Thiem vor seinem ersten Aufschlag bei den "Erste Bank Open" in der Wiener Stadthalle zu. Nach dem US-Open-Sieg 2020 stürzte er durch eine Handgelenksverletzung, erlitten im Juni 2021 auf Mallorca, bis auf Platz 352 der Weltrangliste ab. Mehr als ein Jahr gewann er kein Tennismatch.
"Es waren Zweifel da. Ich hatte zuvor ja schon ein paar Monate voll trainiert. Aber auch im Training habe ich keinen Satz gegen gute Spieler gewonnen", erzählt Thiem in einem Pressegespräch vor dem Wien-Start. "Die French Open waren der Tiefpunkt. Da habe ich grausam gespielt. Da kann ich alle Kritiker verstehen."
Nach den French Open in Paris hätte es dann bei einem langen Trainingsblock Click gemacht. "Der erste Sieg in Bastad war wichtig. Ich habe gemerkt, es geht in die richtige Richtung. Ich kann wieder gewinnen."
Zuletzt ging es bei der Ex-Nummer-3 der Welt nach zwei sportlich völlig missglückten Jahren steiler bergauf: In Antwerpen und Gijon scheiterte Thiem bei ATP-250-Turnieren erst im Halbfinale an den starken Gegnern Andrej Rublev (RUS) und Sebastian Korda (US).
Die Leistungssteigerung
Speziell in Antwerpen war bei Thiem eine klare Leistungssteigerung erkennbar. Thiem schlug mit Hubert Hurkacz (Pol) die Nummer 11 der Welt in einem Krimi. "Es war einer der schönsten Siege seit langem." Drei von vier Tiebreaks gewann er bei diesem Turnier: "Das ist das Zeichen, dass ich mental wieder auf der Höhe bin." Die Konstanz vermisst er noch: "Da fehlen noch ein paar Prozent. Es helfen nur Spiele."
Thiem sagt selbst, dass er ein Spieler ist, der Siege braucht für eine breite Brust. "Ich brauche viele Siege. Aber auch gute Matches wie bei der Niederlage gegen Korda helfen mir. Am nächsten Tag habe ich realisiert, das tut mir für mein Selbstvertrauen gut."
Das sportliche Tief hat seine Sichtweise generell verändert. "Ich kann die Erfolge wieder mehr genießen. Für mich war vor der Verletzung vieles selbstverständlich. Ich verlor den Blick auf die Realität. Die Verletzung hat mir das aufgezeigt."
Sein Aufstieg sei schnell gegangen. "Ich zählte in Paris ja von Anfang an zu den Favoriten."
Die Wien-Erwartungen
Sein Ziel für das Heimturnier in Wien, wo er 2019 triumphierte, sind die Top 100. Dafür muss er zwei Spiele gewinnen. Dann wäre ein Antreten im Hauptbewerb der Australian Open Anfang 2023 fix, müsste er die Saison nach Wien nicht auf Challenger-Ebene verlängern. "Gegen Korda habe ich schon einen Matchball vergeben. Es ist trotzdem ein Riesen-Boost für Wien."
Seine Rolle bei den "Erste Bank Open" in Wien hat sich verändert in den letzten Jahren. "Seit 2016 kam ich immer als Top-10-Spieler her. Mein Erwartung war es immer, weit zu kommen. Heuer wäre es schon ein großer Erfolg, gegen Paul zu gewinnen."
Das Match gegen Tommy Paul steigt morgen nicht vor 17.30 Uhr. "Ich bin froh, dass ich wieder Matches gewinnen kann."