Fitness
Thick thighs – warum starke Oberschenkel gesund sind
Dünne "Soletti"-Beine sind Schnee von gestern. Trainierte Oberschenkel sind gesund und schützen vor einer Reihe von abnutzungsbedingten Konsequenzen.
Nicht zuletzt durch Prominente wie Jennifer Lopez oder Kim Kardashian sind weibliche Formen wieder populär. Sogar so populär, dass sich Frauen operativ den Po vergrößern lassen ("Brazilian Buttlift"). So genannte "Fitfluencer" wie Pamela Reif werben für den gesunden, sportlichen Lebensstil. Und tatsächlich gibt es immer mehr Hinweise darauf, dass kräftige, üppige Oberschenkel gesund sind – für Herz, Hirn, Immunsystem und fürs Alter rüsten.
Schutz nach Herzinfarkt
Menschen mit kräftigen Oberschenkeln haben ein geringeres Risiko, nach einem Herzinfarkt eine Herzmuskelschwäche zu entwickeln. Fast 10 Prozent der Menschen, die einen Herzinfarkt erlitten haben, entwickeln später eine Herzinsuffizienz, bei der das geschädigte Herz nicht mehr in der Lage ist, ausreichend Blut durch den Körper zu pumpen, was zu Atemnot und geschwollenen Knöcheln führt. Im Rahmen einer Studie maßen Forscher der japanischen Kitasato-Universität die Kraft des Quadrizeps und der Beinmuskulatur bei mehr als 1000 Herzinfarktpatienten und stellten nach einer Nachbeobachtung vier Jahre später fest, dass jede fünfprozentige Zunahme der Kraft des Quadrizeps mit einem um 11 Prozent geringeren Risiko für Herzversagen verbunden war. Nach einem Herzinfarkt repariert sich das Herz selbst und es sammelt sich faseriges Gewebe an, wodurch sich das Herz vergrößert. Das bedeutet, dass das Herz härter arbeiten muss, um das Blut herauszupumpen, was die Hauptursache für Herzversagen ist. Starke Quadrizepsmuskeln verringern die Auswirkungen dieses Vorgangs, möglicherweise durch die Freisetzung von nützlichen Proteinen.
Bessere Gehirnleistung
Starke Oberschenkel können ebenso einen positiven Effekt auf die Gehirnleistung haben. Eine Studie des King's College London aus dem Jahr 2015, an der 324 Freiwillige teilnahmen, stellte beispielsweise eine "auffällige Schutzbeziehung" zwischen stärkeren Oberschenkelmuskeln und besser erhaltenen geistigen Fähigkeiten und Gehirnstrukturen über einen Zeitraum von zehn Jahren fest. Die Mechanismen, die dabei eine Rolle spielen, sind noch nicht vollständig geklärt, aber die Forscher vermuten, dass diese Muskeln eine Rolle bei Faktoren wie der Immunfunktion, der Blutzirkulation und der Nervensignalisierung spielen könnten. Darüber hinaus wurde in einer Studie der Universität Mailand aus dem Jahr 2018 festgestellt, dass gewichtsbelastende Beinübungen, wie z. B. Kniebeugen, Nervensignale auslösen, die für die Bildung neuer gesunder Gehirnzellen wichtig sind. Die Blutzufuhr ist besonders wichtig für den Hippocampus – den Teil des Gehirns, der für Lernen und Gedächtnis zuständig ist –, der altersbedingt schrumpfen kann. Durch Kniebeugen wird mehr Blut in den Hippocampus geleitet als durch regelmäßige Übungen wie Gehen.
Schutz vor Arthritis
Eine gute Körperhaltung hält unsere Knochen und Gelenke in der richtigen Position und verringert die Abnutzung, die zu Schmerzen in Hüfte, Rücken, Schultern und Nacken führen kann. Der Schlüssel zu einer guten Haltung beim Stehen und Gehen sind starke Oberschenkel, sagt Professor Tony Kochhar, Facharzt für orthopädische Chirurgie am London Bridge Hospital. Aufrechtes Stehen bedeutet, dass man kein einzelnes Gelenk überlastet, denn bei einer guten Körperhaltung geht es um Ausgewogenheit und die Verteilung der Belastung. Starke Oberschenkelmuskeln sind dabei besonders wichtig, da sie eine große Rolle bei der Abstützung des Körpers spielen. Sie tragen auch dazu bei, die Wirbelsäule zu stützen, und haben daher das Potenzial, Schmerzen im unteren Rücken zu verringern. Eine 2019 in Singapur durchgeführte Studie mit 84 Läufern mit chronischen Rückenschmerzen, die entweder Übungen zur Stärkung der Körpermitte, des Rückens oder der Beine absolvierten, ergab, dass alle nach acht Wochen über eine Verbesserung der Rückenschmerzen berichteten.
Selbst man schon Arthritis im Knie hat, können trainierte Oberschenkel vor Schmerzen schützen – zumindest bei Frauen. Das ergab eine Studie der Universität von Iowa aus dem Jahr 2008. Als die Forscher die Oberschenkel von mehr als 3000 Männern und Frauen maßen und sie dann röntgen ließen, stellten sie fest, dass die Frauen mit den größten Oberschenkelmuskeln am wenigsten Schmerzen und Steifheit hatten. Selbst wenn ihre Röntgenbilder eine Arthritis zeigten. Starke Oberschenkelmuskeln können auch das Fortschreiten der Arthrose niedrig halten. Trainierte Muskeln belasten das Gelenk weniger und entlasten die Sehnen – das Gewebe, das die Muskeln mit den Knochen verbindet.
Seltener Bedarf an künstlichen Gelenken
Einer Studie der Universität von Kalifornien zufolge können dicke Oberschenkel auch das Risiko verringern, dass ein kompletter Knieersatz erforderlich wird. In der Studie, an der 134 Personen mit Arthrose teilnahmen, hatten diejenigen mit den größten Quadrizepsmuskeln ein um 82 Prozent geringeres Risiko, ein neues Knie zu bekommen, als diejenigen mit kleineren Quadrizeps. "Größere Oberschenkel nehmen den Druck vom Gelenk", sagt Professor Kochhar, Facharzt für Orthopädie am London Bridge Hospital. "In einer gewichtstragenden Situation geht das Gewicht des Körpers durch das Gelenk. Die Muskeln können einen Teil des Drucks vom Gelenk nehmen und machen das Gelenk stabiler, so dass das Kniegelenk nicht so stark verdreht wird, was den Verschleiß des Gelenks verringert."
Rüstig bleiben
Starke Oberschenkel sind wichtig, um Stürze zu vermeiden. Stürze sind eine der Hauptursachen für Krankenhauseinweisungen - vor allem bei älteren Menschen. Deshalb ist es so wichtig, starke Beine zu haben - sie sind die Stütze des Körpers. Je stabiler die Beine, desto besser das Gleichgewichtsgefühl. Das reduziert die Sturzgefahr.
Die Erhaltung der Oberschenkelkraft kann dazu beitragen, die Auswirkungen des Alterns zu mildern, die alltägliche Dinge wie das Aufstehen aus einer sitzenden Position erschweren. Deshalb ist es am besten, in jungen Jahren oder im mittleren Alter an der eigenen Muskelkraft zu arbeiten. Denn sie ist das Kapital fürs Alter.