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"The Legend of Zelda: Tears of the Kingdom" – Abgehoben

Größer, kreativer – und auch besser? "The Legend of Zelda: Tears of the Kingdom" ist ein riesiger Spielplatz für experimentierfreudige Abenteurer.

Rene Findenig
"The Legend of Zelda: Tears of the Kingdom" ist Links bisher größtes Abenteuer – und jetzt geht unser Protagonist auch in die Luft.
"The Legend of Zelda: Tears of the Kingdom" ist Links bisher größtes Abenteuer – und jetzt geht unser Protagonist auch in die Luft.

Lange mussten Fans auf einen Nachfolger des 2017 für die Nintendo Switch erschienenen "The Legend of Zelda: Breath of the Wild" warten, doch nun legt Link wieder im neuen "The Legend of Zelda: Tears of the KIngdom" los. Und während der Vorgänger die ikonische Spielereihe ganz neu definierte und Spielern bisher ungeahnte Möglichkeiten bei Entdeckung, Item-Herstellung und Kampf bot, treibt das jetzt der Nachfolger auf die Spitze. Kein Spiel abseits vielleicht Ausnahme-Games wie "Elden Ring" überlässt den Zockern so viele Freiheiten bei dem, was sie tun, wann sie es tun und wie sie es tun. Und wie ein "Elden Ring" kaut auch das neue "Legend of Zelda" Spielern nicht vieles in Tutorials vor, sondern lässt sie die Mechaniken und Inhalte selbst entdeckten und mit ihnen experimentieren. 

Die offene Spielwelt war bereits ein Prinzipienbruch im Vorgänger und ist es auch dieses Mal wieder. Wer will und sich auskennt, kann in einer halbwegs überschaubaren Zeit bis zum Endboss vordringen und einmal mehr das Königreich retten, genauso gut kann man aber auch Hunderte Stunden in der Spielwelt verbringen, ohne wirklich alles gesehen zu haben. Bei der Handlung setzt "Tears of the KIngdom" einige Zeit nach den Geschehnissen von "Breath of the Wild" an – und bietet natürlich jede Menge Anspielungen darauf. Zwingend muss man den Vorgänger aber nicht gezockt haben, denn der Nachfolger besitzt eine vollkommen eigenständige Geschichte, die zwar auf den vergangenen Geschehnissen aufbaut, viel Wissen darüber beim Spieler aber nicht unbedingt voraussetzt.

Die Story ist wieder nicht die Stärke des Spiels

Um Spoiler-frei zu bleiben: Im Land Hyrule, das sich von den Schrecken aus "Breath of the Wild" erholt und in dem sich die Bewohner ein neues, friedliches Königreich aufbauen wollen, ist die Ordnung noch recht fragil. Da kommt es gerade zum unpassendsten Zeitpunkt, dass Protagonist Link und Prinzessin Zelda unter dem Schloss Hyrule düstere Geheimnisse entdecken und eine uralte Macht entfesseln. Und schon gibt es erneut das Königreich zu retten, denn ein gewaltiges Erdbeben bricht Teile des Landes auseinander und lässt ganze Gebiete in der Luft schweben, andere Regionen wiederum bedrohlich in Abgründe sinken. Doch nicht nur das: Link wird bei den Geschehnissen schwer verletzt, von Prinzessin Zelda getrennt und erwacht ohne seine im Vorgänger erworbenen Stärken auf einer schwebenden Insel.

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    Lange mussten Fans auf einen Nachfolger des 2017 für die Nintendo Switch erschienenen "The Legend of Zelda: Breath of the Wild" warten, doch nun legt Link...
    Lange mussten Fans auf einen Nachfolger des 2017 für die Nintendo Switch erschienenen "The Legend of Zelda: Breath of the Wild" warten, doch nun legt Link...
    Nintendo

    Es gilt einmal mehr: Die Story ist nicht das Highlight des Games und erneut kein Meisterwerk. Der Ablauf gestaltet sich wieder so, dass ein Unglück geschieht und Link gegen allerlei Schurken und einen Oberboss ins Feld ziehen muss, weil er (und nur er) die letzte Hoffnung des gesamten Landes und seiner Bewohner ist. Zugutehalten muss man dem Spiel aber, dass die Handlung ein klein wenig mehr Raum als im Vorgänger einnimmt, der nach einem Video-Intro nicht mehr allzu viel an erzählten Geschehnissen zu bieten hatte. Schön gemacht ist auch, dass viele Missionen und nun sogar Nebenmissionen Sinn in der Handlung ergeben und diese in Missions-Manier weitererzählen, statt simpel die Erfüllung der Aufgaben zu fordern. Was weiter gilt: Link kann noch immer nicht sprechen, auch wenn andere Figuren und Geschehnisse vertont sind.

    Preisverdächtiger Soundtrack und noch mehr Abwechslung

    Apropos Vertonung: Einmal mehr ist der Soundtrack des "Legend of Zelda"-Games Oscar-verdächtig und richtig episch ausgefallen. Das merkt man nun nicht nur in Kämpfen und Boss-Begegnungen, sondern auch in beruhigender, harmonisch wirkender Manier, mit Klavier-Begleitung bei Erkundungen und auch einfach so, wenn man die Landschaft genießt. In Sachen Gameplay wiederum liegt der Fokus darauf, 80 Prozent der Inhalte aus dem Vorgänger beizubehalten, zehn Prozent das Vorhandene zu verbessern und zehn Prozent die spielerischen Freiheiten noch mehr zu erweitern. Genial wirkt sich das etwa auf die Spielwelt selbst aus. Die ist nun zwar noch größer als in "Breath of the Wild" ausgefallen, dafür aber auch nicht so leer. Überall tummeln sich NPCs und Gegner, beschauliche Dörfer und mysteriöse Ruinen wechseln sich ab.

    Keine Frage, für komplette Neulinge kann "The Legend of Zelda: Tears of the Kingdom" die ersten Spielstunden lang überfordernd wirken und selbst Profis werden nach Hunderten Spielstunden noch Tricks und Kniffe entdecken, an die sie zuvor noch gar nicht gedacht haben. Und wieder bietet das Spiel nicht nur jede Menge Freiheiten, sondern fordert den Spieler regelrecht auf, alles auszuprobieren – ohne natürlich einmal mehr zu sagen, was denn eigentlich alles möglich ist oder was dabei rauskommt, wenn man einen Rohstoff mit dem anderen kombiniert. So gehen Waffen nach der Nutzung wieder (dieses Mal gefühlt noch schneller) kaputt und müssen ersetzt werden, das Kochen von verschiedenen Zutaten und der Verzehrt der Speisen können gewaltige Effektbooster bewirken und so gut wie alles lässt sich einsammeln und nutzen.

    Tausende, vielleicht sogar Millionen neue Möglichkeiten

    Auch die kniffligen Schreine aus dem Vorgänger geben wieder ein Stelldichein und stellen den Spieler vor manche (teils recht knackigen und deutlich vergrößerten) Kampf- und Rätselaufgaben, die bei erfolgreicher Erledigung die Gesundheits- und Ausdauerbalken unseres Protagonisten anwachsen lassen. Eine noch deutlichere Überarbeitungen haben die vielen Dungeons spendiert bekommen. Diese sind nun nicht mehr nur in die Spielwelt gepflanzte Kampfarenen, sondern sind im Setting der jeweiligen Region gestaltet, bieten teils recht herausfordernde Bosse und verlangen noch dazu Spielern einiges an taktischem Kampfgespür und den Einsatz der vier wichtigsten Skills ab, die man im Spiel bereits allesamt im ersten Viertel ergattert. Statt sich aber darauf auszuruhen, bieten die Entwickler immer neue und kreative Skill-Einsatzgebiete.

    So kennt man zwar die grundlegenden Fähigkeiten fast alle aus dem Vorgänger, nun bieten sie aber coole und witzige Einsatzmöglichkeiten, die es bisher nicht gab. Der Deckensprung etwa kann mit Geschick auch dazu eingesetzt werden, fordernde Kletterpassagen zu umgehen, die Synthese wiederum lässt Spieler so gut wie alles miteinander verbinden, das man in der Spielwelt findet. Wie groß die spielerische Freiheit ist, zeigt etwa die Synthese, wenn man Schwert, Schild und andere in der Spielwelt entdeckte Objekte miteinander kombiniert. Rauskommen kann dabei etwa ein feuerspeiendes Drachenschwert, ein Schild mit Explosionsabwehr oder aber auch ein futuristisches, unter Strom gesetztes Waffen-Set. Gefühlt gibt es dabei Tausende, vielleicht sogar Millionen Möglichkeiten, die entdeckt werden wollen.

    Gerade das Kombinieren zeigt sich etwas zu fummelig

    Das Spiel versteht es aber auch, die Möglichkeiten etwas zu begrenzen, damit man sich nicht vollkommen im Kombinier-Chaos verliert. So setzt die Synthese zwar den Bruchfaktor der kombinierten Materialien, beispielsweise eines Schwertes zurück, das funktioniert aber nur einmal, sodass kombinierte Objekte auch wieder kaputtgehen. Andererseits ist das Kombinieren, vor allem in hektische Momenten wie Kämpfen, fast unnötig mühsam gestaltet. Weiter verfügt Link nämlich über kein "Waffenrad" zur Schnellauswahl. Die gewünschten Objekte muss man erst manuell im Inventar auswählen und ausrüsten, dann in der Spielwelt platzieren und dann per Skill verbinden. Zwar freut man sich über die Möglichkeiten, nach ein paar Dutzend Kämpfen greift man dann aber doch zu Pfeil und (selbst nachladendem) Bogen. 

    Gefallen findet man dafür sofort an der "Zeitumkehr"-Fähigkeit, die genau das macht, was der Name aussagt. Schleudern Gegner Felsen oder Explosivstoffe auf uns, können wir mit guten Timing das Objekt erfassten und dessen Zeitstrom umkehren – oder simpel gesagt den Feinden mit ihren eigenen Waffen eins auf die Mütze geben. Im Kampf macht das besonders viel Spaß, das Game hat aber auch einige Rätsel zu bieten, in der man die Mechanik nutzen muss – etwa, wenn man auf einem abgebrochenen Felsen zurück auf ein sonst unerreichbares Gebiet "reitet" oder das Wasser eines reißenden Flusses umkehrt, um einen Mechanismus zu aktivieren. Die Ultra-Hand wiederum ist das allmächtige Experimentier-Tool des Titels – das so gut wie alles abseits von Waffen und Ausrüstung kombinieren kann.

    "The Legend of Zelda: Tears of the Kingdom" – Abgehoben

    Einerseits können mit dem Skill große Gegenstände von einem Platz an den anderen bewegt werden, andererseits lassen sich auch verschiedene Gegenstände je nach Einsatzzweck miteinander verbinden. Holzbalken über einem Fluss werden so zur Brücke, Baumstämme am Wasser zu einem Floß und Räder mit Holz zu einem fahrbaren Wagen. Mit Fortlauf des Spiels stößt man auch auf immer mehr sogenannte Sonau-Teile, die die bisherigen Konstruktionen um Extra-Technik wie Flammenwerfer, Schwebeantriebe oder Raketen ergänzen. So lassen sich nicht nur Gefährte oder Schwebeschiffe bauen, die uns flink von einem Ort zum anderen bringen, sondern auch angriffsstarke Kampfmaschinen, die es problemlos mit den härtesten Feindes-Gruppen aufnehmen können. Wie auch bei der Synthese ist aber die Umsetzung leicht fummelig.

    Bei der Technik hat sich im Vergleich zum Vorgänger wenig getan. Ja, "Tears of the Kingdom" sieht besser und detailreicher als "Breath of the Wild" aus und bietet vor allem eine beeindruckendere Weitsicht, eklatant ist der Unterschied aber nicht und bei konstanter 30-Bilder-pro-Sekunde-Framerate kommt es zum einen oder anderen Pop-up aus dem Nichts. Macht aber nichts, denn dank der neuen Szenen – wenn Link zu den Himmelsinseln schwebt oder sich atemberaubende Abgründe hinunterstürzt – beeindruckt das Gezeigte dennoch gewaltig. Apropos gezeigt: Das Spiel versteht es dank der Weitsicht außerdem besser, Neulingen den Weg zum nächsten Schauplatz zu weisen, ohne sie mit der Nase darauf zu stoßen. So fällt auch die Wertung aus: "The Legend of Zelda: Tears of the Kingdom" ist ein abgehobenes Meisterwerk und ein riesiger Spielplatz für Abenteurer, wobei das Game die Stärken des Vorgängers ebenso wie die spielerische Freiheit noch weiter ausbaut.