Spieletests

"The Last Oricru" im Test – Sci-Fi trifft Mittelalter

Action-Rollenspiele und besonders knackige "Soulslikes" feiern gerade Hochsaison – "The Last Oricru" zeigt sich dabei als besonders empfehlenswert.

Rene Findenig
Das Action-Rollenspiel "The Last Oricru" serviert einen spannenden Mix aus Sci-Fi und Mittelalter.
Das Action-Rollenspiel "The Last Oricru" serviert einen spannenden Mix aus Sci-Fi und Mittelalter.
GoldKnights

Es muss nicht immer AAA sein. Wer Gefallen an knackig-herausfordernden Games wie "Dark Souls", "Bloodborne", "Sekiro" oder "Elden Ring" gefunden hat, der sollte sich den Titel "The Last Oricru" (PC, PS5 und XBS) nun gut merken. Das Game aus dem Hause Prime Matter und Gold Knights bietet zwar weder die gigantische Spielwelt eines "Elden Ring", noch wurde es mit einem fetten Budget im Hintergrund veröffentlicht, es überzeugt aber mit einem kreativen Setting und ganz eigenen Ideen. In "The Last Oricru" geht es für die Spielerinnen und Spieler auf einen fremden Planeten, wo Hightech auf Mittelalter trifft.

Auf der Welt namens Wardenia tobt seit Jahren ein beinharter Krieg zwischen drei fremden Völkern – bisher griff niemand ein, weil der Planet vom Rest des Universums durch eine mysteriöse Barriere abgeschottet ist. Der rätselhafte Mix aus futuristischen Waffen und mittelalterlichen Bauten wird dabei dadurch erklärt, dass der Planet erst zum Teil erschlossen wurde – wo die Völker ihren Einfluss sichern konnten, wurde intensiv gebaut und geforscht, während der Rest des Planeten entweder komplett brach liegt oder nur mit altertümlichen Bauwerken und Objekten bebaut und ausgerüstet wurde.

Spannende Story mit viel Spieler-Einfluss

Der Spieler wird als menschliche Figur namens Silver mitten in diesen Konflikt geworfen und bekommt die spielerische Freiheit, entweder zu versuchen, die Hintergründe des Konflikts und die eine oder andere Verschwörung aufzudecken – oder den gesamten Planeten selbst mit Gewalt, Tod und Machtgelüsten zu überziehen. Typisch für "Soulslike" – gestorben wird ab den ersten Spielminuten. Dass wir ebenso typischerweise immer wieder auferstehen und weitermachen können, dafür sorgt in "The Last Oricru" ein Gürtel, der als Gefängnis dient und Silver an den Planeten bindet, ihn aber auch immer wiederbelebt.

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    Es muss nicht immer AAA sein. Wer Gefallen an knackig-herausfordernden Games wie "Dark Souls", "Bloodborne", "Sekiro" oder "Elden Ring" gefunden hat, der sollte sich ...
    Es muss nicht immer AAA sein. Wer Gefallen an knackig-herausfordernden Games wie "Dark Souls", "Bloodborne", "Sekiro" oder "Elden Ring" gefunden hat, der sollte sich ...
    GoldKnights

    Zu Beginn des Spiels wollen wir alles allerdings möglichst schnell hinter uns haben und hören auf die Künstliche Intelligenz unseres Raumschiffs, das uns aus der Planeten-Umlaufbahn damit beauftragt, ein Gerät namens "Wiege" zu finden, mit dem wir von Wardenia entkommen könnten. Anders als bei vielen der "Souls"-Games kommt die Handlung hier übrigens nicht zu kurz, sondern wird scheibchenweise, aber durchaus komplex, ausführlich und mit Tiefgang erzählt. Besonders politische Inhalte wurden sauber eingearbeitet und es beeindruckt, wie sehr Spielende die Storyline selbst verändern dürfen.

    Story-Änderungen nicht nur als leeres Versprechen

    Während ein "Elden Ring" oder "Dark Souls" zwar große Handlungs-Veränderungen je nach Spieler-Entscheidungen versprechen, letztlich aber nur durch ein paar veränderte Cutscenes, Standbilder oder gleich gar nicht einlösen, verändern die gewählten Handlungen in "The Last Oricru" nicht nur die Story, sondern auch beinahe "live", wie uns die drei vorkommenden Fraktionen gegenüberstehen. Vorteil und Nachteil zugleich: Selbst kleinste Entscheidungen können im Game die Beziehungen mit den Fraktionen drastisch verbessern oder verschlechtern, was teils einer nicht erkennbaren Logik folgt.

    Da es keine Möglichkeit gibt, Spielstände manuell zu speichern, lässt sich auch eine Entscheidung nicht einfach zurücknehmen und ein anderer Weg einschlagen. Schnell aber lernt man diese Mechanik zu lieben, denn die Optionen werden viel ernsthafter abgewogen und man taucht immer tiefer in die Handlung und Spielwelt ein. In den vielen Spielstunden des Tests überraschte zudem, wie weit sich die Handlung je nach Entscheidung verästelte und ganz neue Wege einschlug. Hier wird das Versprechen, dass die Handlungen die Story ändern, echt bravourös und beeindruckend eingelöst.

    Typische "Souls"-Kost gibt es bei den Kämpfen

    Im Kampf wiederum gibt es solide "Soulslike"-Kost: Leichte und schwere Angriffe werden von einer sich leerenden Ausdauer-Leiste begrenzt, verschiedene Waffen und Ausrüstungsgegenstände lassen uns Magie und Spezialangriffe wirken und die Bewegungsmuster der verschiedenen Gegner-Typen müssen genau beobachtet werden. Wirklich extrem herausfordernde und unfair wirkende Kämpfe sind in "The Last Oricru" wenige bis keine – doch selbst Standard-Feinde können schnell den Tod bringen, wenn man zu gierig wird und eine zusätzliche Attacke setzt, statt sich schnell zurückzuziehen und abzuwarten.

    Ausgelassen werden sonderlich viele oder spektakuläre Kampfmanöver, es bleibt bis zum Ende bei einer Handvoll klassischer Kombos und Attacken, was nicht unbedingt stört. Wer sich an den Dutzenden Tasten- und Kampf-Kombos eines "Nioh" störte, wird wohl mit "The Last Oricru" eher glücklich werden. Dafür orientierten sich die Macher etwa auch an Sprung-Attacken eines "Elden Ring", die Spielfigur ist also nicht nur an den Boden gefesselt. Die Kamera spielt vor allem in den Kämpfen gut mit und die Perspektive bleibt übersichtlich, allzu viele Optionen, die Darstellung anzupassen, gibt es aber nicht.

    Story-Entscheidungen verändern sogar das Gameplay

    Beim Gameplay fällt schließlich schnell auf, dass Story-Entscheidung sogar Einfluss auf die Spielwelt nehmen. Hat man sich etwa mit einer Fraktion wie den rattenähnlichen Wesen gut gestellt, attackieren nur deren Gegner uns in den Festungs- und Höhlen-ähnlichen Umgebungen, während die Ratten uns helfen oder ignorieren. Pfeift man dagegen auf alle Fraktionen, wird man schnell von allen Seiten in den Missionen bedrängt. Dies geht soweit, dass NPC je nach Spieler-Entscheidung später entweder Quest-Geber oder aber Boss-Feinde werden können. Das sorgt für einen immensen Wiederspielwert.

    Die klassischen "Souls"-Leuchtfeuer dürfen dagegen natürlich nicht fehlen, hier treten sie in Form von futuristischen Apparaten auf, an denen man Gesundheit und Magie wieder auffüllt, sich mit Erfahrungspunkten stärkt – deren Aktivierung aber auch die bereits besiegten Standard-Feinde in der jeweiligen Umgebung wiederbelebt. Gespeichert wird an den Terminals aber nicht. Dafür bereits bekannt: Wer stirbt, hat einen Versuch, seine Erfahrungspunkte zum Aufleveln in der Spielwelt wieder einzusammeln, wer dabei nochmals stirbt, ist sie los. Bei der Ausdauer gibt es aber eine Besonderheit.

    Kein Grind und ein extrem spaßiger Koop-Modus

    Zwar können Spieler die wichtigsten Charakterwerte an den Terminals hochleveln, die Ausdauerleiste wird allerdings alleine durch Ausrüstung mit entsprechenden Bonus-Effekten gestärkt. Wie in "Elden Ring" wiederum braucht es in "The Last Oricru" übrigens keinerlei Grind, Erfahrungspunkte werden ohne großen Aufwand herein gespült und generell gibt es kaum Situationen, in denen man sich selbst am höheren der anfangs zwei Schwierigkeitsgrade unterlevelt fühlen würde. Ebenfalls genial: Nach dem alleine zu spielenden Prolog wird der Koop eingeschaltet, der lokal und online funktioniert. 

    Auch beim Zwei-Spieler-Koop wurde Wert darauf gelegt, dass es unkompliziert abläuft. Der Mitspieler übernimmt als Hologramm die Rolle des Helfers, wobei beide Spieler gemeinsam auf ein einziges Inventar und die Ausrüstung des Gastgebers zurückgreifen. Heißt: Schwert, Zauberspruch und Co. kann immer nur einer der beiden Spieler nutzen, was eine Zusammenarbeit unerlässlich macht. Als netter Bonus werden im Koop von "The Last Oricru" zudem einige neue Items und Attacken freigeschaltet. Der Koop funktioniert dabei flüssig, Probleme mit dem Finden von Mitspielern gab es nicht.

    Sci-Fi trifft Mittelalter – und das besonders gut

    Grafisch und technisch ist "The Last Oricru" zwar kein besonderer Leckerbissen (welches "Soulslike" ist das schon?), aber durchaus sehenswert, vor allem der Mix aus Mittelalter und Sci-Fi gefällt. Und auch wenn sich die jeweiligen Areale kaum verändern, ist Abwechslung genug vorhanden, da je nach Entscheidungen andere Truppen und Geschehnisse auftreten. Positiv aufgefallen: In Dialogen bekamen die Charaktere sogar Gesichtsanimationen und Sprachausgabe spendiert. Wenig Freude machen dagegen teils karge Schauplätze, aber vor allem grobe Statusbalken mit aufploppenden Schadenwerten. 

    Was wie ein unscheinbares Game daherkommt, entpuppt sich als wahre "Soulslike"-Perle. "The Last Oricru" überzeugt mit knackigen Kämpfen und einem interessanten Setting und scheut sich dabei auch nicht, eigene Wege zu gehen. So ist es eines der wenigen "Soulslikes", das je nach Entscheidung die Handlung wirklich verändert und auch im Koop mit dem teilen der Ausrüstung gefällt. Technisch darf man da kein Wunderwerk erwarten, wer aber noch immer Gefallen an älteren Games wie "Dark Souls" und Co. findet, der sollte sich "The Last Oricru" dringendst in die eigene Spielebibliothek holen.