Spiele-Test

"The Last Of Us: Part II Remastered" – Gewalt-Aufputz

Das PlayStation-Action-Epos "The Last Of Us: Part II" ist eigentlich noch gar nicht so alt, hat nun aber einen neuen PS5-Aufputz spendiert bekommen.

Rene Findenig
"The Last Of Us: Part II Remastered" – Gewalt-Aufputz
Schöner, schneller – und sogar noch etwas besser: "The Last of Us: Part II Remastered".
PlayStation

"The Last Of Us: Part II" war einer, wenn nicht der letzte große Titel vor dem Erscheinen der PlayStation 5. Und er hatte damals gezeigt, wozu die PlayStation 4 eigentlich alles fähig war. Superflüssiges Gameplay, atemberaubende Grafik, hervorragende Animationen. Und abgesehen davon war das gesamte Spiel sowieso ein Pflichttitel, nicht nur für Fans von Ellie und Joel aus dem ersten Teil, sondern für alle Zocker. So ist es vielleicht etwas schnell, aber dennoch nicht überraschend, dass mit "The Last Of Us: Part II Remastered" eine überarbeitete Version für die PlayStation 5 erscheint. Die hat nicht nur noch flottere Technik, sondern auch ein paar Neuerungen im Gepäck, wie "Heute" im Test herausgefunden hat. Gehen wir zuerst auf die Neuerungen ein, bevor wir euch den bekannten Inhalt und die Mechaniken näherbringen.

Die größte Neuerung der Remastered-Version ist der Roguelike-Modus namens "No Return", dessen Grundprinzip ist: Sich verschiedenen Herausforderungen stellen, sterben, neu beginnen und besser werden. Aufgrund der knackigen Herausforderung sei es Neulingen jedenfalls empfohlen, zuerst die Kampagne durchzuzocken, bevor man sich dem neuen Modus stellt. Es gibt aber auch noch einen weiteren Grund: In "No Return" kommen Schauplätze und Charaktere aus der Kampagne vor, die man lieber vorher dort erleben sollte. Inhaltlich startet man in "No Return" in der Haut von Ellie in einem aus der Kampagne bekannten Büro und darf sich zuallererst mal mit Waffen, Munition und Items eindecken. Später findet man hier immer bessere Ausrüstung für jeden Anlauf vor und darf diese mit genug Materialien auch verbessern.

Vier Arten von Missionen sorgen für jede Menge Abwechslung

Danach folgt etwas Besonderes. Statt nämlich einfach immer wieder denselben Anlauf zu nehmen, darf man sich verschiedene Zufalls-generierte Szenarien aus einer Sammlung an Polaroid-Fotos wählen, die an einer Pinnwand hängen. Diese unterschieden sich unter anderem in Aufgaben, Gegner, Zielen, aber auch der Art. So gibt es Missionen mit den klingenden Namen "Assault", "Capture", "Holdout" und "Hunted". "Assault" ist der wohl klassischste Modus, in dem Wellen an immer stärkeren Feinden besiegt werden sollen, wobei man sich zwischen den Wellen erscheinende Kisten mit Nachschub und Aufwertungsgegenständen sichern kann. "Capture" wiederum lässt euch in die Rollen von bekannten Figuren wie Ellie oder Abby schlüpfen uns stellt euch die Aufgabe, die Beute aus einem stark bewachten Tresor zu ergattern.

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    "The Last Of Us: Part II" war einer, wenn nicht der letzte große Titel vor dem Erscheinen der PlayStation 5. Und er hatte damals gezeigt, wozu die PlayStation 4 eigentlich ...
    PlayStation

    "Holdout" stellt euch dann einen Partner zur Seite, wobei wiederum eine riesige Menge an infizierten Feinden besiegt werden soll. Und "Hunted" schlussendlich ist eine Art Überlebenskampf mit Timer, bei dem Durchhalten bis zum Schluss gilt. Gemeinsam haben alle vier Missionen, dass sie ordentlich Spaß machen und Abwechslung bringen, was die Langzeitmotivation hochhalten dürfte. Erzählerisch haben sie allerdings nichts Neues zu bieten, aber immerhin darf man erstmals auch Charaktere steuern, die man in der Kampagne kennenlernt. Und sogar diese unterschieden sich voneinander durch jeweils einzigartige Fähigkeiten. Alle davon sind kleine Helferlein, keiner aber der anderen überlegen. Beispiel: Weicht man als Abby gegnerischen Angriffen rechtzeitig aus, sorgt das für einen Gesundheits-Schub.

    Sieht noch besser aus als das sehr beeindruckende Original

    Doch nicht nur der "No Return"-Modus ist neu, kleine Veränderungen gibt es auch in der Kampagne. Direkt sichtbar ist die noch beeindruckendere Grafik, optisch ist "The Last of Us: Part II Remastered" mit nativer 4K-Ausgabe im Fidelity-Modus, höheren und stabileren Bildraten, variabler Bildwiederholfrequenz, schöneren Texturen, noch mehr Details sowie neuen Lichteffekten ein echtes Brett. Eingang in die Kampagne haben zudem die "verlorenen Level" gefunden – drei neue Umgebungen samt kleinen Missionen, die zwar in Entwicklerversionen, nicht aber in der früheren "The Last of Us: Part II"-Ausgabe vorgesehen waren. Eher eine Spielerei ist dagegen der neue "Guitar Free Play"-Modus, in dem sich Ellie einige Instrumente schnappen und der Spieler per Touchpad-Herumgestreiche darauf dann herumklimpern darf.

    Großartig gelungen ist auch die Einbindung des neuen DualSense-Controllers, der zwar am laufenden Band vibriert und bei so gut wie jeder Tätigkeit die Widerstände der adaptiven Trigger-Tasten ausnutzt, dies aber auf eine charmante und keinesfalls störende Weise macht. Cool: Jede Waffe fühlt sich komplett anders an. Der Rest der Remastered-Version entspricht wiederum dem Original, das wir an dieser Stelle noch einmal zusammenfassen dürfen. Zwischen "The Last of Us: Part I" und "Part II" liegen erzählerisch fünf Jahre. Die Protagonisten Ellie und Joel haben in der von infizierten "Kannibalen" gebeutelten Welt so etwas wie eine Heimat gefunden. Anfangs wird man in eine gewohnte Situation geworfen: Joel als Beschützer, Ellie als Beschützte. Doch die Ausgangslage ändert sich so schnell wie auch dramatisch.

    Der Gewaltfaktor bleibt auch in der neuen Version ein Thema

    "The Last of Us Part II" ist nicht nur grandios erzählt, sondern auch schockierend und gewalttätig. Gameplay und Zwischensequenzen sind derart realistisch, langsam und detailliert, dass sie nicht einfach im restlichen Spiel untergehen. Zum einen sind Szenen extrem detailliert: Egal ob im Nahkampf oder in einer Videosequenz, man sieht den Kämpfenden die Todesangst an, hört ihre Schluchzer und ihr Keuchen und kann erkennen, wie tödlich der Angriff gerade ist. Inklusive Blut, Gedärmen und Tränen. Andererseits lassen sich Folter, Mord und Brutalität auch unter den computergesteuerten Figuren des Spiels in aller Klarheit beobachten. Und Sequenzen wie eine Hinrichtung auf einer Lichtung, auf der eine Person erst gehängt und dann ausgeweidet wird, verlangen einen durchaus starken Magen. Und auch Diskussionen.

    Ein emotionsloses Durchschießen und -kämpfen durch Gegnermassen ist hier nicht zu finden, beinahe jede kämpferische Begegnung hinterlässt beim Spieler Spuren. Verstärkt wird der Eindruck zum anderen auch noch dadurch, dass es hier nicht nur "Gut und Böse", sondern zahlreiche Zwischenstufen gibt. Nicht jeder Feind, der auf uns losgeht, ist ein Bösewicht und nicht jeder, der es scheinbar gut meint, ein Freund. Nicht einmal unsere Protagonisten scheinen über weite Strecken überhaupt etwas Gutes im Sinn zu haben, was moralisch ebenso aufwühlt. Die Entwickler spielen diese Karten aus, ohne sie überzustrapazieren - genau das macht sie so effektiv. Die Handlung funktioniert übrigens durch Rückblenden auch, wenn man den ersten Teil nicht gespielt hat. Empfehlen möchten wir dies aber dennoch wärmstens.

    "The Last of Us: Part II" war bereits zuvor ein Game-Meisterwerk

    "The Last of Us Part II" erzählt auf dermaßen vielen Ebenen eine so gewaltige Story von Liebe, Freundschaft, Verrat und Rache, dass jeder Kinofilm dabei blass aussieht. Auch die übrige Aufmachung ist perfekt darauf abgestimmt, von den ruhigen Gitarrenklängen bis hin zu den vielen moralischen Dilemmas, von der frei belegbaren und präzisen Steuerung bis zur detaillierten, extrem scharfen sowie realistischen Grafik. Die Sprecher liefern, egal ob Englisch oder Deutsch, Großartiges. Dazwischen findet man den bekannten Mix aus actiongeladenen Gefechten, abwechslungsreichen Rätselpassagen und ruhigen Erzählmomenten. Wer sich abseits der Missionen etwas ablenken will, findet genug Tätigkeiten in der Umgebung: Weitläufige Gebiete offenbaren sich auch ohne offener Spielwelt, es gibt sehr viel zu entdecken.

    Besonders beeindruckend sind Mimik, Gestik und Körpersprache aller vorkommenden Figuren. Sie sind keine schlichten Dekorationen, um Dialoge voranzutreiben, sondern verziehen den Mund und runzeln die Stirn, wenn ihnen etwas nicht passt, lassen ihrer Wut ebensolche Gesten folgen oder wirken gebrochen, wenn sie ihrer Trauer nachgeben. Gleiches Lob gilt übrigens auch den Umgebungen und der gesamten Spielwelt und vor allem den Gebäuden: Jedes betretbare Objekt überrascht mit akribisch genauer Einrichtung, Tiere begeistern mit natürlichem Verhalten. Dialoge wurden ins Gameplay integriert und passieren aus einem natürlichen Rhythmus heraus, statt gezwungen zu wirken. Und besonders schön: Kämpfen ist nicht ständig notwendig, viele Passagen können auch einfach schleichend absolviert werden.

    "The Last Of Us: Part II Remastered" – Gewalt-Aufputz

    Entwickler Naughty Dog hat sich schon mit der "Uncharted"-Serie und dem ersten Teil von "The Last of Us" Denkmäler gesetzt. Die alle ließ "The Last of Us Part II" zwar nicht verblassen, dennoch handelte es sich bereits beim Original um einen Jahrhunderttitel. Es folgt eine recht witzige Anekdote. Beim Test des Originals schrieben wir: "Sollte es ein 'The Last of Us: Part II Remastered' irgendwann für die PlayStation 5 geben, fragt man sich schon jetzt zwangsläufig, wie man das technisch noch toppen will. Nie sah ein Spiel dermaßen gut aus und bewegte gleichzeitig die Spieler mit der Handlung so sehr. Es ist ein Meisterwerk der Videospielwelt, nicht nur auf der PlayStation 4." Nun zeigt sich, dass man nie auslernt und die Entwickler ein gutes Händchen bewiesen haben, das Game inhaltlich und technisch deutlich aufzuwerten.

    Der große Wurf in "The Last of Us: Part II Remastered" ist eindeutig der neue Roguelike-Überlebensmodus "No Return". Dieser motiviert, nicht nur mal schnell reinzuschnuppern, sondern die vier verschiedenen Arten des Kampfes bis zum Ende zu überstehen. Abseits davon darf man sich über drei ganz neue Schauplätze und Missionen freuen, sich stundenlang in neue Entwicklerkommentare vertiefen, auf Instrumenten herumspielen und endlich auch mal in die Rolle von NPCs schlüpfen. Zählt man dann noch die grafischen Verbesserungen und die Einbindung des DualSense-Controllers der PlayStation 5 hinzu, ist "The Last Of Us: Part II Remastered" ein Gewalt-Aufputz, der ein hervorragendes Videospiel noch ein gutes Stück weit besser macht. 

    rfi
    Akt.