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"The Last of Us Part I" im PC-Test – der Pannen-Port
Abstürze, kaputte Steuerung, Grafikfehler! Beim PC-Port des PlayStation-Hits "The Last of Us Part I" ist viel schiefgegangen. Der Pannen-Port im Test.
Nicht unbedingt schmeichelhafte Bewertungen von über 13.000 Nutzern, Anmerkungen wie "The Crash of Us" oder "komplett unspielbar" – der PC-Port des PlayStation-Hits "The Last of Us Part I" hatte einen katastrophalen Start. Das verwundert, denn bisherige PlayStation-Ports überzeugten durch extrem aufwändige und technisch saubere Umsetzungen. Immerhin: Die Macher liefern nun in Windeseile jede Menge Updates für das Machwerk von Naughty Dog nach. All das täuscht aber nicht über den Pannen-Start hinweg. Und die Probleme zeigen sich im Test vielfältig. Das geringste Problem ist da noch der Hardware-Hunger: 16 GB Arbeitsspeicher und eine recht neue Grafikkarte sowie 100 GB interner Speicher sind das Minimum.
Ohne SSD-Speicher kann man sich dann gleich mal auf lange Ladezeiten einstellen. Besonders lang, in unserem Fall rund 40 Minuten und einen Absturz, dauerte übrigens der Erststart samt Shader-Erstellung (das Laden der an die jeweilige Grafikkarte angepassten Einstellungen). Gespielt werden kann zwar bereits, bevor die Shader-Kompilierung abgeschlossen wurde, das extreme Nachladen von Texturen bremst das Game aber bis zur Unspielbarkeit aus. Crashes kamen auch danach immer mal wieder aus dem Nichts vor. Zittrig zeigte sich dann auch das Ausrichten der Kamera per Maus – eines der Probleme, die die Macher bereits gerichtet haben. Da darf drauf gehofft werden, dass kommende Updates auch die übrigen Mankos beheben.
Gewohnt gute Einstellungsmöglichkeiten
Würde das Spiel einwandfrei laufen, dürfte man sich über die erneut umfassenden PC-Einstellungsmöglichkeiten freuen. Es gibt zahlreiche Barrierefreiheits-Optionen ebenso wie einen beeindruckenden Foto-Modus, einen knackig harten Permadeath-Modus und einen separaten Speedrun-Modus. Wie in der PlayStation-5-Version ist zudem die Erweiterung "Left Behind" mit an Bord. Nutzer können zusätzlich auf Unterstützung von AMD FSR 2.2 und NVIDIA DLSS Super Resolution zurückgreifen, VSync nutzen, Framerates festlegen und Details wie Texturen, Schatten, Reflexionen und Co. einzeln anpassen. Als Auflösung kommt echtes 4K zum Einsatz, unterstützt werden zudem auch Ultraweit-Monitore mit den Bildformaten 21:9 und 32:9.
Gespielt werden kann entweder per Maus und Tastatur, wobei sich die Tastenbelegungen fast vollkommen frei anpassen lassen, oder aber auch per DualSense- und Dualshock-4-Controller. Sogar ein adaptiver Modus, der Eingaben von Tastatur und Controller verbindet, ist vorhanden. Abgerundet wird der zumindest theoretisch hervorragende Eindruck von 3D-Sound-Support, wie man ihn von der PS5 kennt. Kurz: Technisch sind die Grundlagen vorhanden, die Umsetzung ist aber (noch) ein Desaster. Dabei würde das Game dermaßen gut auf PC aussehen, wenn die vielen Bugs nicht wären. Wir raten: Wartet ab, denn wir sind uns sicher, dass die Macher nicht ruhen werden, bis sich "The Last of Us Part I" auch am PC brillant spielt.
Dabei ist die PlayStation-Vorlage überwältigend gut
So brillant nämlich wie die PS5-Version, deren Test wir an dieser Stelle wiederholen dürfen: Auch wenn schonungslose Gewaltdarstellungen bei "The Last of Us Part II" für Diskussionen sorgten, spielerisch und technisch war das Game einer der letzten großen Hits der PlayStation-4-Ära. Noch weiter zurück muss man in der Geschichte von Ellie und Joel in "The Last of Us", dem Auftaktteil, gehen. 2013 für die PlayStation 3 erschienen, schrieb das Videospiel Game-Geschichte und wurde nicht nur mit der Erweiterung "Left Behind" gewürdigt, sondern löste auch ein neues Universum rund um den Titel mit Comics, Büchern und Serien aus. Kein Wunder, dass "The Last of Us" für PS4 überarbeitet und als Remaster veröffentlicht wurde.
2020 erschien kurz vor dem Launch der PlayStation 5 schließlich "The Last of Us Part II" und zeigte, was noch aus der damals aktuellen Konsolen-Generation herauszukitzeln war. Wie sehr das Auftaktspiel unter der Leitung von Neil Druckmann aber bewegt hat, zeigt das Erscheinen das Games als PlayStation-5-Variante. Die heißt nun passend "The Last of Us Part I" und wurde nicht nur simpel auf die Next-Gen-Konsole portiert, sondern technisch von Grund auf neu aufgebaut. Bei der Handlung allerdings gibt es keinerlei Neuerungen, weder beim Hauptspiel, noch bei der gleich mit enthaltenen Erweiterung. Das PS5-Game zeigt dabei schnell, dass es auch für Kenner des Originals ein absoluter Pflichtkauf ist.
Keine typische Action-Horror-Kost im Angebot
Die Story sollte Gamern zwar bekannt sein, für absolute Neulinge aber an dieser Stelle dennoch ein kurzer Rückblick. "The Last of Us Part I" spielt im Jahr 2033, wobei es einige Rückblick auf die rund 20 Jahre zurückliegende Vergangenheit gibt. Damals hat ein mutierter Pilz große Teile der Menschheit infiziert und teils in wandelnde und blutrünstige Monster verwandelt. Weil die Welt dem Ausbruch nicht Herr werden konnte, wurden Städte überrannt und Überlebende in schwer gesicherten Quarantänelagern untergebracht. Doch auch dort herrscht Gewalt, denn Rebellen wollen die umfassende Macht des Militärs nicht anerkennen und rebellieren. Mittendrin finden wir die beiden Protagonisten Joel und die kleine Ellie.
Der verbitterte Joel ist Schwarzmarkthändler und verlor beim Ausbruch der Infektion seine eigene Tochter durch einen Schuss eines Soldaten. In der Quarantänezone von Boston kommt es für ihn zum Kontakt mit der Rebellengruppe der Fireflies und wird beauftragt, die junge, 14 Jahre alte Ellie aus der Zone zu schmuggeln, um sie bei den Fireflies unterzubringen. Das geht zu Beginn des Spiels gehörig schief, deckt aber auf, dass es eine Immunität gegen die Infektion geben könnte. Gemeinsam beginnt für Joel und Ellie damit eine Reise und ein Überlebenskampf quer durch das zerfallende Amerika auf der Suche nach Unterstützung und einer neuen Heimat. Typische Action-Horror-Kost eben? Weit gefehlt!
Die neue Technik der PS5 wird nun voll ausgenutzt
"The Last of Us Part I" wartet mit einem erzählerisch unglaublichen Tiefgang auf, stellt den Spieler immer wieder vor Gewissensfragen und versteht es wie kaum ein anderes Spiel, im Gamer Emotionen zu wecken. Die Protagonisten wachsen einem schon in den ersten Minuten ans Herz, die Wendungen und Plot-Twists im Spiel stimmen manchmal tieftraurig, manchmal schocken sie einfach nur. Kurz: "The Last of Us" erzählt einer der besten Videospiel-Storys aller Zeiten und ist berechtigterweise bis heute ein Game, das so legendär wie unerreicht ist. Aufwändige Videosequenzen, hervorragende Dialoge, Mut zu Neuem und emotionaler Tiefgang zeichnen das Werk aus der Feder von Entwickler Naughty Dog aus.
Da inhaltlich nichts verändert wurde, erlebt man diese grandiose Geschichte nun auch auf der PlayStation 5, wobei zeitgleich als Bonus natürlich die neue Technik der Konsole voll ausgenutzt wird. Und neben den fast nicht mehr vorhandenen Ladezeiten sieht nun vor allem die Grafik einfach nur atemberaubend aus. Die Charaktere zeigen sich detailliert wir nie, knackscharf, mit flüssigen, natürlichen Bewegungen und ausdrucksstarken Gesichtern, sogar die Mimik und Bewegungen der Haare oder Kleidung sind perfekt getroffen. Noch bemerkbarer macht sich die Grafik-Power aber abseits der Hauptfiguren, sowohl NPCs als auch Feinde wirken noch ein Spur verbesserter und als Hochglanz-Figuren.
Durch die Grafik wird das Game zur Offenbarung
Was dabei besonders erfreut: Da nun jede Wunde und jeder Beule der Befallenen und jedes Schmunzeln oder Stirnrunzeln der Charaktere sichtbar ist, wirkt die Handlung noch ein Stückchen beeindruckender als ohnehin und kann nun nur als wahre Offenbarung bezeichnet werden. Auch die Spielwelt selbst zeigt sich weit detailreicher als man sie bisher erleben durfte: Hier scheinen sanfte Lichtstrahlen durch milchiges Glas, dort tropft Abwasser in eine Pfütze und dann wehen auch noch die Zweige eines Buschs sanft im Wind. Die Atmosphäre wurde dabei etwas düsterer als im Original gestaltet, durch die neuen Beleuchtungsoptionen liegen viele Orte im Halbschatten und wirken so realistisch wie nie. Bewundernswert!
Hier endet der Realismus der PS5-Version aber noch nicht, es wurde neben der Spielwelt und den Charakteren auch jede Menge Arbeit in Dutzende Details gesteckt. Ganz neu wurde etwa die Werkbank umgesetzt, an der Joel im Verlauf des Games seine gesammelten Waffen verbessern darf. Kenner des Originals durften dabei allerdings nur Joels Rücken anstarren, während er sich für einige Sekunden an die Arbeit an seinen Waffen machte. Nun ist alles neu und besser: Jede einzelne Waffe kann dabei beobachtet werden, wie sie auf der Werkbank abgelegt wird. Werden die Upgrades ausgewählt, montiert Joel diese auch sichtbar für den Spieler. Statt eines großen Menüs gibt es dabei ein schickes, kleines zur Wahl.
Neue Künstliche Intelligenz für die Gegner
Aus dem Staunen, auch wenn man das Original kennt, kommt man beim Spielen einfach nicht mehr raus. So fällt ebenso schnell auf, dass die Gegner über eine neue Künstliche Intelligenz verfügen. Menschliche Feinde gehen damit ab sofort smarter vor, sprechen sich in Kämpfen auch hörbar miteinander ab und versuchen, unser Helden-Paar in die Zange zu nehmen. Außerdem gibt es auch einige wenige größere Gefechte mit den Kreaturen und menschlichen Gegnern, die im Original komplett gefehlt hatten. Einige kleine Mängel waren dennoch entdeckbar, etwa Kreaturen, die von unsichtbaren Wänden aufgehalten wurden oder einfach gar nicht auf unser Duo reagierten. Ein Patch wird das wohl noch ausbügeln.
In Sachen Hardware kommen die Besitzer einer PlayStation 5 ebenfalls auf den Geschmack. Komplett neu ist das haptische Feedback des DualSense-Controllers, der einmal mehr seine Stärken ausspielen darf. Jede Waffe besitzt einen anderen Druckpunkt auf den adaptiven Trigger-Tasten des Controllers, eine Pistole schießt sich dabei vollkommen anders als eine Schrotflinte oder, was besonders beeindruckend ist, ein Bogen, bei dem man beinahe die gespannte Sehne erfühlen kann. Dazu kommt der geniale 3D-Sound, der vor allem bei der Nutzung eines Pulse-3D-Headsets gewaltig gut ist. Feinde lassen sich auch um Ecken orten und nicht nur einmal läuft uns ein Schauer über den Rücken, wenn hinter uns etwas raschelt.
Ein großes Lob verdient die geniale Technik des Titels
Auch in den Hardware-Bereichen haben die Entwickler merkbar Liebe zum Detail gezeigt. Die Druckpunkte bei den Waffen bleiben nicht alleine, sie werden durch jeweils zum Schießeisen passende Zusatzeffekte ergänzt. Bei Schusswaffen etwa darf man sich über jeweils mehr oder weniger starke Rückstöße freuen, bei Bögen über ein leichtes Zittern beim Abfeuern des Pfeils. Und gruselig wie nie sind die sogenannten Clicker geraten, eigentlich blinde, mutierte Wesen, die sich per Klick-Geräuschen orientieren. Selbst wenn man einigen entgangen oder einen erledigt hat, ein erneutes Klicken lässt bei uns alle Alarmglocken schrillen. Den Machern muss in Technik-Hinsicht ein großes Lob für das Erreichte ausgesprochen werden.
"The Last of Us Part I" ist nicht nur ein erneuter Pflichtkauf für alle PlayStation-5-Gamer, sondern auch ein neues Wunderwerk der Technik. In liebevoller Kleinarbeit wurde diese auf neue Beine gestellt und mit viel Liebe zum Detail umgesetzt. Selbst auf Kleinigkeiten wie das Implementieren größerer Gegner-Gruppen, das auf der PlayStation 3 noch nicht möglich war, wurde bedacht. Das Fazit des Tests fällt deswegen eindeutig aus: Das rund neun Jahre alte Kult-Game wird mit dem neuen "The Last of Us Part I" zur Offenbarung und darf in keiner Spiele-Sammlung fehlen. Dabei ist es vollkommen egal, ob man die atemberaubende Geschichte von Ellie und Joel zum ersten oder zum wiederholten Mal erlebt.