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"The Architect: Paris" im Test – Städteumbau mal anders

Nach Monaten im Early Access ist "The Architect: Paris" erschienen. Als Konstrukteur darf man die französische Hauptstadt von Grund auf neu gestalten.

Rene Findenig
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    Der französische Spielehersteller Enodo Games hat ein ambitioniertes Projekt umgesetzt. Mit "The Architect: Paris" soll Paris virtuell gestaltet werden. 
    Der französische Spielehersteller Enodo Games hat ein ambitioniertes Projekt umgesetzt. Mit "The Architect: Paris" soll Paris virtuell gestaltet werden.
    Enodo Games

    Der französische Spielehersteller Enodo Games hat ein ambitioniertes Projekt umgesetzt. Mit "The Architect: Paris" soll Paris virtuell gestaltet werden. Und das nicht etwa wie in Aufbau-Simulationen wie "Anno" oder "Civilization", sondern eher so, wie es ein echter Architekt am Reißbrett machen würde. Das Reißbrett ist im Game allerdings ein grafisch sehr detailliertes Modell der französischen Hauptstadt, in dem man Gebäude oder gar ganze Viertel einstampfen und neu gestalten kann.

    Das PC-Game richtet sich schon alleine von seinem Anspruch eher an ein Nischenpublikum. Im Sandbox-Spiel gibt es nämlich kein klares Ziel, auf das man hinarbeitet, keine Handlung, die mit Erreichen verschiedener Ziele voranschreitet und keine Spielfiguren, die ihre Geschichten erzählen. Stattdessen soll der Spieler nur eines machen: Paris so auf- und umbauen, wie er es sich wünscht und dabei seiner eigenen Kreativität einfach freien Lauf lassen.

    Freies Bauen ganz ohne Aufgaben-Druck

    Die Möglichkeiten in "The Architect: Paris" sind gigantisch. Als Spieler darf man zwischen Dutzenden Gebäudefassaden, Dächern, Plätzen und Parks wählen sowie dem gewünschten Stil wie klassisch, modern oder zeitgenössisch bestimmen. Dadurch macht es das Spiel möglich, die verschiedenen Stadtteile des virtuellen Paris mit Gebäuden zu beleben, von denen keines dem anderen gleicht, sollte man das wünschen. Jeder Stadtteil wird beim ersten Auswählen von einem schönen und kurzen Video vorgestellt.

    Bei Errichten der Gebäude gibt es wenig Voraussetzungen. Die Wichtigste: Es muss einfach genug Platz für das gewünschte Objekt vorhandenen sein. Auswirkungen darauf, ob sich der Verkehr verändert oder die Wirtschaft boomt, haben die platzierten Gebäude nicht. Auch die meisten Gebäude und Details sind bereits zum Spielstart verfügbar und ein Großteil der Bezirke ohne Einschränkungen betret- und veränderbar.

    Vollkommen freies Gameplay-Gefühl

    Fast ausschließlich zum Einsammeln von Ingame-Trophäen kann man Tasks wie das Vergrößern von Parkflächen auf einen bestimmten Wert oder den Bau einer bestimmten Anzahl von Gebäuden ohne Straßenzugang erfüllen – wer das nicht will, kann das Spiel aber auch vollkommen ohne Vorgaben erleben. Tabus gibt es übrigens keine: Ob nun japanische Schreine, neonbeleuchtete Hochhäuser, in Stoff gewickelte Kirchen oder futuristische Säulenbauten Paris kennzeichnen werden, ist ebenso dem Spieler überlassen.

    Simulations-Charakter hat der Modus "City View", in dem man aus verschiedensten Einstellungsmöglichkeiten für seine Spielstadt als Ganzes auswählen kann. Über kleine Icons lassen sich dabei Wetterbedingungen, Uhrzeit oder gar Jahreszeit festlegen, was die Stadt jeweils "live" vor den Augen des Spielers verändert. Gleichzeitig dient der Überblick dazu, ob das Stadtbild noch realistisch aussieht. Der Nutzer kann dabei aus der Vogelperspektive Gebäude und Straßen kontrollieren oder sich bis auf einzelne Straßenzüge reinzoomen.

    Zum Teil sogar eine lebendige Stadt

    Klasse, je näher man die Stadt betrachtet: Das Spiel zeigt kein starres Paris, sondern ein zumindest teilweise lebendiges. Vogelschwärme kreisen am Himmel, Schiffe durchqueren die Stadt am Wasser, Autos fahren herum und hier und da spazieren auch Fußgänger durch die Metropole. Gefällt ein Haus nicht, geht es direkt ins "Drawing Board". Per Schnellauswahl können hier Gebäude in sekundenschnelle vollkommen verändert werden – und das so sehr ins Details, dass der Spieler sogar die Lichteffekte der Sonne, die Größe der Fenster oder das Aussehen einzelner Ziegel verändern darf.

    Picture

    Bis zu diesem Punkt gibt es schon Tausende Gestaltungs- und Anpassungsmöglichkeiten, doch der "Plot-Editor" treibt das schließlich auf die Spitze. Vor einem leeren Block-Feld darf der Spieler Platz nehmen und sich hier seine eigenen Werke entwerfen, angefangen mit dem selbstgezeichneten Grundriss, der sehr, sehr realistisch ausfällt. So achtet das Spiel darauf, dass  grundlegende architektonische Prinzipien eingehalten werden und die entstehenden Gebäude in der Realität auch tatsächlich möglich wären. 

    Klingt kompliziert, ist aber kindereinfach

    Trotz der gewaltigen, eigentlich sogar gigantischen Auswahl an Anpassungs- und Gestaltungsmöglichkeiten werden auch absolute Städtebau-Neulinge nicht überfordert. Alle Einstellungs- und Bau-Optionen sind entweder selbsterklärend oder mit kurzen, gut getroffenen Beschreibungstexten hinterlegt. Dike Stadtkarte selbst lässt sich in alle Richtungen schwenken, bewegen und zoomen. Je nachdem, auf was man klickt, öffnet sich ein Übersichtsfenster mit allen Optionen – das war es auch schon, mehr braucht es zum Stadtbau nicht.

    Technisch geht es sauber zu: Schwenks und Zoom funktionieren flüssig, die Lichteffekte sehen toll aus und der Detailgrad der Gebäude ist hoch. Einzig in den höchsten Zoom-Stufen verwaschen die Texturen etwas und Ziegel oder Dächer werden gerne zu Grafik-Matsch. Was dabei auffällt: Die Entwickler haben Paris tatsächlich 1:1 im Game nachgebaut, jeder Straßenzug und jedes Haus stimmen überein. "The Architect: Paris" ist Städte(um)bau mal anders. Wem der Gedanke gefällt, erhält mit dem Game jedenfalls Spielspaß, der Wochen und Monate ausfüllt.