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Teuerungen – "Miete nimmt 50 Prozent meines Einkommens"
Die explodierenden Energiekosten und steigenden Lebensmittelpreise treffen Mindestpensionisten besonders hart. Eine Betroffene erzählt.
Wie für viele Österreicher und Österreicherinnen ist auch für Wienerin Sibylle der Alltag in den vergangenen Monaten teurer geworden. Die 69-Jährige bekommt eine Mindestpension, von der ihr, aufgrund der Teuerungen, am Ende des Monats nur wenig übrig bleibt. "Der Faktor, der mich im Moment am meisten beschäftigt, ist meine Jahresabrechnung. Bereits einmal wurden die Kosten erhöht. Bisher habe ich monatlich 110 Euro für Strom und Gas gezahlt. Die große ungewisse Zahl kommt dann im Oktober auf mich zu", erzählt sie im Gespräch mit "Heute".
„"Ich habe ein Budget von fünf bis zehn Euro pro Tag, das ich für Essen und Hygieneartikel ausgebe. Die Miete nimmt bereits 50 Prozent meines Einkommens."“
Seit ihrem 55. Lebensjahr ist Sibylle in Pension. "Aufgrund der Pflege meiner Mutter habe ich mich frühpensionieren lassen müssen", berichtet die ehemalige Deutschlehrerin, die lange Zeit in Spanien gelebt hat. Im Monat muss die 69-Jährige mit rund 1.000 Euro auskommen. "Ich habe ein Budget von fünf bis zehn Euro pro Tag, das ich für Essen und Hygieneartikel ausgebe. Die Miete nimmt bereits 50 Prozent meines Einkommens."
>>Pensionistin Sibylle im Video-Interview<<
Internet und Festnetz gestrichen
Monatlich sieht sich die Pensionistin ihr Budget aufs Neue an, um die Fixkosten so gering wie möglich zu halten. "Ich habe sämtliche Nebenkosten wie Internet im Haus oder Festnetz gestrichen." Unterstützung bekommt die Wienerin von der Caritas. Sei es bei der Reparatur der Therme, oder in Form der Le+O-Karte für die Lebensmittelausgabestelle.
Auch der 500-Euro-Klimabonus und die Einmalzahlung für Pensionistinnen und Pensionisten von bis zu 500 Euro sind für die Wienerin eine Entlastung. "Ich werde das Geld aufheben, weil ich nicht in eine Situation kommen möchte, wo ich jemanden brauche. Ich denke, trotz meiner jugendlichen Reife, möchte ich so lange wie möglich unabhängig bleiben."
Trotz der steigenden Kosten lässt sich Sibylle im Alltag nicht unterkriegen. "Ich möchte gerne weitergeben, dass ich ein sehr positiver Mensch bin und dass Aufgaben dazu da sind, um sie, gemeinsam mit anderen, zu lösen. Es würde mich sehr freuen, wenn man mehr auf Leute schaut, die auf der Straße leben. Besonders im Winter. Das wäre mir ein großes Anliegen."
Pensionserhöhung um zehn Prozent gefordert
Wie stark Mindestpensionisten und -pensionistinnen von den Teuerungen betroffen sind, weiß Lea Laubenthal, Teamleiterin in der Caritas Sozialberatung in Wien. "Viele können sich die Jahresabrechnung nicht mehr leisten. Und zusätzlich kommt es zu Teilbeträgen, die gezahlt werden müssen", erzählt die Betreuerin im Gespräch mit "Heute".
Aufgrund der steigenden Lebenshaltungskosten fordern Seniorenvertreter eine Pensionserhöhung um zehn Prozent. In der zweiten Septemberwoche soll er zu dieser weitere Gespräch geben. Sozialminister Johannes Rauch hatte, wie berichtet, von einem Plus von acht bis zehn Prozent gesprochen.