Nur in Kroatien läuft’s übler
Teuerung – so schlecht schneiden wir im EU-Vergleich ab
Finanzminister Brunner sieht Österreich auf dem rechten Weg. Tatsächlich ist die Teuerungsrate bei uns fast doppelt so hoch wie im Eurozonen-Schnitt.
Die am Dienstag vom deutschen Statistik-Bundesamt präsentierte Inflations-Schnellschätzung machte kurz Hoffnung. Mit nur noch 2,2 Prozent im März (nach vereinheitlichter EU-Berechnung bzw. HVPI 2,3 Prozent) nähert sich die Teuerungsrate in Deutschland dem Zielwert der EZB – nämlich zwei Prozent.
Am Mittwoch wurde Österreich dann von der Realität eingeholt. Laut Statistik Austria verharrte die Inflation im März hierzulande fast unverändert bei 4,2 Prozent – nach 4,3 Prozent im Monat davor. Damit wird die Alpenrepublik in der Eurozone (die Werte für die gesamte EU folgen zu Monatsmitte) nur noch von einem Land übertroffen: Kroatien. Hier kämpft man mit einer Inflation von beachtlichen 4,9 Prozent – während der Eurozonen-Schnitt mittlerweile nur noch 2,4 Prozent beträgt.
Dennoch sieht Finanzminister Magnus Brunner Österreich angesichts der jüngsten Zahlen auf dem richtigen Weg. "Damit bestätigt sich, was Expertinnen und Experten prognostizieren: Die Jahresinflation 2024 wird sich im Vorjahresvergleich halbieren. Damit sinkt die Inflation kontinuierlich."
Politik und Tourismus im Visier
"Was die Preise in Österreich so aufbläht" – erst vor wenigen Wochen hat sich die wirtschaftsnahe Denkfabrik Agenda Austria die unerfreuliche Inflationsentwicklung in einer Analyse vorgenommen. Dabei bekommt die Politik ihr Fett weg, aber auch Gastronomie und Hotellerie müssen als Inflationstreiber Federn lassen.
Die Preise im Tourismus sind demnach hierzulande deutlich stärker gestiegen als im Rest des Euroraums. Dazu tragen, so Agenda Austria, etwa energieintensiver Wintertourismus (Strom und Gas sind sauteuer), Arbeitskräftemangel (verteuert Arbeit) und gestiegene Zinsen (macht Investitionen kostspieliger) bei.
Hohe Staatsausgaben, hohe Preise
Zusätzlich würden Gastro und Hotellerie (aber auch andere Branchen) die höheren Preise leicht durchsetzen können, weil die Geldbörsen dank staatlicher Hilfsprogramme gut gefüllt sind. Fakt sei, so die Experten: Höhere Staatsausgaben ziehen höhere Inflationsraten nach sich. Vor diesem Hintergrund sei "es fatal, dass Österreich gerade in der Coronakrise deutlich überzogen hat".
Wahlzuckerln als Inflationstreiber
Schon vorab warnt Agenda Austria im Wahljahr 2024 vor Wahlzuckerln. Bereits in den vergangenen Jahren habe die Politik durch ihr "großzügiges Handeln die Teuerung unnötig befeuert". Nun müssten sowohl Regierung wie auch Opposition "ihrer Verantwortung gerecht werden" und keine Wahlgeschenke mehr verteilen. "Mit jedem schuldenfinanzierten Hilfseuro" werde ein Beitrag zu steigenden Preisen geleistet.