Oberösterreich

Teuerung – "Menschen haben lange nicht so gelitten"

Die Teuerung ist langsam aber sicher in der Bevölkerung angekommen. Bei der Caritas merkt man: "Diese setzt Menschen auch psychisch unter Druck."

Caritas-Sozialberater Michael Felder
Caritas-Sozialberater Michael Felder
Caritas OÖ

Die Preise steigen seit Jahresbeginn: Strom, Gas, Lebensmittel und viele andere Sachen werden teurer. Langsam spüren die Menschen die Teuerungen nicht nur im Börserl, es setzt sie laut Michael Felder, Leiter der Caritas-Sozialberatungsstellen im Raum Linz Süd, auch psychisch stark unter Druck.

"Der Druck steigt schon enorm, weil die Teuerungen deutlich kommuniziert werden und die Preise reell steigen. Unter so hohem Druck, vor allem auch psychischem, haben die Menschen schon lange nicht mehr gelitten."

Die Caritas Sozialberatung ist mit Beratungsstellen und regionalen Sprechtagen Anlaufstelle für Menschen, die sich in einer existenziellen Notlage befinden. Neben Beratung wird auch finanzielle Überbrückungshilfe geleistet.

Armut in der Mittelschicht angekommen

Waren es früher vor allem Frauen in besonderen Situationen - etwa Mindestpensionistinnen, Alleinerzieherinnen oder Alleinverdienerinnen -, wäre die Caritas-Sozialhilfe nun auch in der Mittelschicht angekommen.

Aber auch die vielen von Armut betroffenen Frauen und deren Angehörige seien geblieben. "Die Gruppe, die wir jetzt schon seit Jahren begleiten, die ist gleich geblieben und für die wird die Situation immer schlimmer", so Felder.

Waren es vor drei Jahren noch die Anschaffung von größeren und kleineren Investitionen, bei denen die Caritas unterstützte, sind es im Moment vor allem Grundbedürfnisse wie etwa Heizen, Ernährung oder Wohnen.

Frau Rosa lebt von 900 Euro im Monat

Felder bringt zwei Beispiele: Frau Rosa ist Ende 60, geschieden und bezieht Invalidenpension und eine Ausgleichszulage. So kommt sie auf rund 900 Euro pro Monat.

Nach Abzug von Versicherungen, Energie und Wohnen sei ihr bisher immer noch genügend Geld geblieben, um zu leben. Nun hatte sie aber eine Operation und braucht Versorgungsmittel, die die Krankenkasse nicht übernimmt. Diese Kosten seien ohne Hilfe nicht mehr zu stemmen.

Die Möglichkeit, sich über eine geringfügige Anstellung etwas dazuzuverdienen, gibt es für Frau Rosa nicht, sonst würde sie die Ausgleichszahlung verlieren. So schlittere sie immer weiter in die Armutsfalle.

Ähnlich geht es Herrn Helmut. Er ist knappe 50 und Alleinerzieher einer 4-jährigen Tochter. Er sei zwar in Teilzeit beschäftigt, einen Vollzeitjob kann er wegen seiner Tochter aber nicht annehmen. Kam er vor der Teuerung noch ganz gut zurecht, sei der Strompreis nun um 100 Prozent gestiegen. Er hätte sich nicht gedacht, einmal bei der Caritas vorstellig zu werden.

"Hier braucht es dringend politische Maßnahmen. Auf der einen Seite eine Deckelung bei den Energie- und Wohnpreisen, aber auch einen Inflationsausgleich", so der Caritas-Sozialarbeiter.

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