Ausgeklügelte DNA-Analyse
Terror-Opfer von 9/11 nach 22 Jahren identifiziert
Noch immer sind rund 40 Prozent aller bei 9/11 getöteten Personen nicht identifiziert. Nun wurde Opfer Nummer 1650 aus New York namentlich bekannt.
Er hieß John Ballantine Niven, war 44 Jahre alt und Kadermitarbeiter bei der Versicherung Aon Risk Services. Als die Terroristen der Al-Kaida am 11. September 2001 die beiden entführten Passagierjets in die Twin Towers des World Trade Center in New York steuerten, saß Niven im 105. Stock des Südturmes. Er ist einer der insgesamt 2753 Menschen, die beim schwersten Terrorangriff in der Geschichte der USA ums Leben kam. Niven hinterließ seine Frau Ellen und den erst 18 Monate alten John, die in Manhattan und im nahen Oyster Bay lebten, wo er aufgewachsen war.
Wie Bekannte berichteten, war Niven ein ausgeprägter Familienmensch und nahm sein Kleinkind fast überall hin mit. Er spielte gerne Tennis und las in seiner Freizeit Bücher über Geschichte und Philosophie.
Ehre für das New Yorker Mantra "Never Forget"
Nun konnten die sterblichen Überreste von Niven dank neuer DNA-Technologien über 22 Jahre nach dem Attentat identifiziert werden. Für seine Familie bedeutete das eine Erleichterung: "Ich bin dankbar für die außergewöhnlichen und unermüdlichen Bemühungen der Gerichtsmediziner in diesen vielen Jahren, die buchstäblich Tonnen von Trümmern durchforstet haben, um die sterblichen Überreste von Menschen zu finden", sagte Ellen Niven in einer Mail an die Associated Press. "Es ist eine echte Anerkennung für die Stadt New York und die Teams, die all die Jahre hinter den Kulissen gearbeitet haben, um das Mantra 'Never Forget' zu ehren."
"Wir haben eine Grabstätte, in der wir eine Kiste mit Erinnerungsstücken begraben haben, und werden nun auch einen Teil von ihm begraben können, was für uns sehr wichtig ist. Zu viele Menschen auf der Welt haben diese Möglichkeit nicht."
Erst 60 Prozent der Opfer identifiziert
In der Tat sind mit Niven nun erst 1653 Opfer identifiziert, etwa 60 Prozent der Toten. Noch immer arbeiten die Spezialisten an der makabren Aufgabe. "Die Identifizierung von Niven ist nun die dritte, die in den letzten Monaten mit dem Einsatz einer neuen Sequenzierungstechnologie der nächsten Generation, verbunden mit mitochondrialer DNA-Analyse und anderen Verfahren, die in den Jahren seit den Terroranschlägen verfeinert wurden, vorgenommen wurde", sagte Mark Desire, World-Trade-Center-Identifizierungsmanager im Büro des Gerichtsmediziners. "Es brauchte all unser Können, diese Identifikation zu machen."
DNA-Fragmente brachten die Lösung
Die Sequenzierung der nächsten Generation (Next Generation Sequencing, NGS) ist ein bahnbrechendes Verfahren, das in den letzten Jahren vom US-Militär eingesetzt wurde, um die sterblichen Überreste amerikanischer Soldaten aus dem Koreakrieg und anderen Konflikten zu identifizieren.
Wie ein Experte erläutert, ermöglicht NGS die Entnahme spezifischer DNA-Fragmente aus einer größeren, oft beschädigten Probe. NGS erweist sich als nützlich bei der Untersuchung degradierter DNA und spielte kürzlich eine Rolle bei der Analyse von wurzellosen Haaren, die bei einigen Opfern in den Gilgo-Beach-Mordfällen gegen den Verdächtigen Rex A. Heuermann gefunden wurden.