"Keine Chance im Flachen"
Tennis-Held Sinner! Für Ski-Siege 20 Kilo zu leicht
Jannik Sinner gewann bei den Australian Open sein erstes Grand-Slam-Turnier. Der Südtiroler ist bescheiden, sein Werdegang aber spannend.
Neuer Tennis-Held! Jannik Sinner gewann die Australian Open nach einer fulminanten Aufholjagd gegen Daniil Medvedev in fünf Sätzen und jubelte in Melbourne über seinen ersten Grand-Slam-Titel.
Sinner war in seiner Kindheit nicht nur ein talentierter Tennisspieler, sondern auch ein begnadeter Skifahrer. 2008 gewann der Südtiroler bei den italienischen Landesmeisterschaften in seiner Altersklasse den Riesenslalom, 2012 wurde er Zweiter. Mit zwölf Jahren begrub Sinner aber die Ski-Träume und setzte voll auf Tennis.
"Technisch war er gut, aber es hat ihm an Gewicht gefehlt", erzählte Sinners früherer Tenniscoach Heribert Mayr der "Neuen Südtiroler Tageszeitung".
"Auf flachen Pisten keine Chance"
Sinner habe damals 20 Kilo weniger gewogen als seine Konkurrenten. "Auf den flachen Pisten hatte er mit diesem Körpergewicht keine Chance", vermutete Mayr den Grund für Sinners Entscheid. Der Tennis-Shootingstar selbst erzählte der "Bild", dass ihn die kleine Fehlertoleranz beim Skisport störte. "Du trainierst die ganze Zeit hart, dann machst du einen kleinen Fehler im Rennen und bist Zehnter. Aber an Platz zehn bin ich nicht interessiert", so der bekennende Milan-Fan Sinner, der als Kind auch gerne Fußball spielte.
Für Aufsehen sorgte Sinner letztes Jahr in Wimbledon. Dort lief er erstmals mit einer dunkel-karierten Tasche inklusive rot-grüner Riemen von der Luxusmarke Gucci auf den Court. Er war damit der erste Spieler überhaupt, der beim stets streng reglementierenden Rasenturnier die Erlaubnis erhielt, eine solche Tasche zu präsentieren.
145 Millionen Euro von Nike
Neben Gucci wirbt der Italiener mittlerweile auch für zahlreiche weitere grosse Marken wie etwa Alfa Romeo oder Rolex. Mit Sportartikelhersteller Nike unterschrieb er zudem einen Zehnjahresvertrag, der ihm über 145 Millionen Euro einbringen wird.
Sinner wirkt mit seiner leisen und zurückhaltenden Art neben dem Platz eher unscheinbar. Umso auffallender dagegen sein Fanclub. Supporter des Südtirolers verkleiden sich als Karotten und sorgen als "Carota Boys" für Stimmung bei Sinners Spielen.
Der Rüebli-Fanclub entstand, als Sinner 2019 während einer Partie Hunger bekam und seinen Coach bat, ihm schnell etwas zu Essen aufzutreiben. Der Trainer brachte ihm eine Karotte und so entstand der Name des Fanclubs, der dazu auch auf Sinners orangene Haarfarbe anspielt.
Djokovic-Triple in gut zwei Monaten
Nur Roger Federer und Rafael Nadal schafften es außer Sinner, Novak Djokovic sowohl im Davis-Cup, bei den ATP-Finals und auch bei einem Grand Slam zu schlagen. Dem 22-Jährigen gelang dieses Kunststück nun in etwas mehr als zwei Monaten. "Sinner hat mich komplett dominiert", meinte Djokovic nach seinem sensationellen Out in Melbourne.
Besonders viel Respekt hatte das Djokovic-Lager dem Italiener auch bei den ATP-Finals gezollt, wo Sinner das für ihn beinahe bedeutungslose Gruppenspiel gegen Holger Rune gewann und so den Serben vor dem Out bewahrte. Beim Turnier in Turin verlor Sinner zwar später das Finale gegen Djokovic, löste mit seinem Lauf im Piemont aber in der Fußball-Nation Italien einen richtigen Tennis-Hype aus.
Keine Person wurde 2023 in Italien mehr gegoogelt als Sinner. Der Triumph beim Davis-Cup in der Woche nach den Finals verstärkte die Begeisterung. Nach seinem ersten Grand-Slam-Titelgewinn dürfte sie noch weiter ansteigen. Zuletzt triumphierte mit Adriano Panatta 1976 beim French Open ein italienischer Spieler. In Melbourne gelang das zuvor noch keinem Italiener.