Das plant der Röster

Tchibo schickt Kaffeebohnen mit dem Fahrradboten

Mehr Cafés, Kooperationen mit Lieferando & Co. – was Tchibo vorhat, was kommen könnte, hat der Österreich-Boss bei einem Talk in Wien verraten.

Team Wirtschaft
Tchibo schickt Kaffeebohnen mit dem Fahrradboten
Tchibo-Chef Paul Unterluggauer
Tchibo

Nach einem tiefroten Jahr 2022 mit 167 Millionen Verlust hat der Hamburger Kaffeekonzern Tchibo im jüngsten Geschäftsjahr wieder 68 Millionen Euro Gewinn vor Steuern und Zinsen erwirtschaftet. Der Umsatz – 3,2 Milliarden, 315 Millionen davon in Österreich. Für heuer, zum 75-jährigen Jubiläum, erwartet die Tchibo-Holding Maxingvest (gehört den Nachkommen des Tchibo-Gründer-Ehepaars Max und Ingeburg Herz) zumindest ein "profitables Wachstum".

Unsicherheitsfaktoren bleiben, so Maxingvest, ein anhaltend hoher Kostendruck, preissensible Konsumenten, die sich weiter verschlechternde wirtschaftliche Lage, die Auswirkungen des Ukraine-Krieges und die unsichere Situation im Nahen Osten.

Zumindest in Österreich geht’s im laufenden Jahr jedenfalls klar bergauf, wie Geschäftsführer Paul Unterluggauer am Donnerstag bei einem Talk mit Journalisten in Wien verriet. Konkrete Zahlen gibt’s zwar traditionell (noch) nicht, allerdings sei man auf dem besten Weg, mit den 850 Mitarbeitern die gesetzten Ziele – mehr Umsatz, mehr Ertrag – zu erreichen.

Acht Filialen wurden zugesperrt

Das ging nicht ganz ohne Opfer ab: Aktuell betreibt Tchibo in Österreich 120 Filialen, acht weniger als noch im vergangenen Jahr. Hinzu kommen rund 5.000 betreute Regale alias Depots in Lebensmittelmärkten (850 davon führen ein Non-Food-Sortiment) sowie 17 größere Tchibo-Verkaufsflächen in Filialen der Partner Eurospar, Billa Plus, MPreis und Maxi Markt. Im November wird das Shop-in-Shop-Konzept um einen weiteren Standort erweitert, diesmal in einem Maxi Markt im oberösterreichischen Vöcklabruck.

Zusätzlich hat Paul Unterluggauer, Nachfolger von Erik Hofstädter (der wechselte Ende 2023 an die Konzernspitze nach Hamburg), spannende Pläne im Gepäck.

Tchibo baut seine Filialen um

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    Die völlig neu gestaltete Filiale in Wien Gersthof.
    Die völlig neu gestaltete Filiale in Wien Gersthof.
    Sabine Hertel

    Modernisierungs-Offensive

    Moderne Filialen: Bereits im Vorjahr hat Tchibo begonnen, die umsatzstärksten Standorte auf ein neues Konzept umzustellen. Das wird fortgesetzt. Allein heuer sollen acht Standorte modernisiert werden. Im Zentrum – eine Rückbesinnung auf die Wurzeln, also auf Kaffee. Konkret werden etwa Kaffeebars erweitert, es gibt mehr Snacks, mehr unverpackte Kaffees und, wo platzmäßig möglich, zusätzliche Sitzplätze. Am großen Umsatzbringer, dem Non-Food-Sortiment, wird dabei natürlich nicht gerüttelt.

    Kaffee Max: Tchibo testet Kaffeehaus-Konzept

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      Kaffeehaus-Premiere in Wien: Tchibo-Österreich-Chef Erik Hofstädter
      Kaffeehaus-Premiere in Wien: Tchibo-Österreich-Chef Erik Hofstädter
      Tchibo

      Kaffeehaus-Projekt wird fortgeführt

      Mehr Kaffeehäuser: Ebenfalls seit dem Vorjahr testet Tchibo in der Wiener Innenstadt in Stephansdom-Nähe sein erstes Kaffeehaus mit dem Ziel, ein jüngeres Publikum anzusprechen. Im "Kaffee Max" (benannt nach dem Tchibo-Gründer) werden ausgewählte, nachhaltig-zertifizierte und heller geröstete Sorten, Limos sowie süße und deftige Snacks angeboten – in der Regel zum Mitnehmen. Allerdings gibt’s auch einige wenige Sitzplätze. Laut Unterluggauer werden – ohne Druck – weitere Standorte gesucht, namentlich in Graz und in Salzburg. Denkbar ist zudem, dass andere Tchibo-Länder das Konzept übernehmen.

      In Hamburg und Berlin stellt Lieferando für Tchibo zu.
      In Hamburg und Berlin stellt Lieferando für Tchibo zu.
      Just Eat Takeaway

      Express-Service im Test

      Lieferung per Botendienst: In den Deutschland-Metropolen Hamburg und Berlin stellt Lieferando über 800 Tchibo-Produkte zu. Das reicht von Kaffeebohnen, Kapseln und Kaffeemaschinen über Mode bis hin zu Bettwäsche und Sportausrüstung. Dabei handelt es sich laut Unterluggauer um einen Testlauf. Man müsse jetzt schauen, wie gut das Angebot angenommen wird, welche Hürden es gibt. "Wenn es gut läuft, klar übernehmen wird das."

      Klimawandel bedroht Ernten

      Kaffeepreise: Im Sommer wurden gestiegene Rohkaffeepreise, rund ein Euro pro Kilo, an Endkunden weitergegeben. Unterm Strich verteuerte sich damit die Tasse Kaffee um ein paar Cent. Wie es weitergeht – offen. Großes Thema ist derzeit für Tchibo jedenfalls der Klimawandel. Dazu wird verstärkt mit den Bauern zusammengearbeitet, um zu sehen, wie sich die Produktionsbedingungen verändern. Zudem werden Kaffeepflanzen gesucht, die resistenter gegen Umweltveränderungen sind, um die Versorgung auch künftig sicherstellen zu können.

      Die Bilder des Tages

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        iStock, Helmut Graf

        Auf den Punkt gebracht

        • Tchibo plant, pünktlich zum 75-Jahr-Jubiläum, seine Filialen weiter zu modernisieren und das Kaffeehaus-Projekt in Wien auszubauen, um ein jüngeres Publikum anzusprechen
        • Zudem testet das Unternehmen in Deutschland die Lieferung von Produkten per Botendienst und arbeitet verstärkt mit Bauern zusammen, um den Auswirkungen des Klimawandels auf die Kaffeeproduktion entgegenzuwirken
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