Am Montag hat das Verteidigungsministerium der islamistisch geführten Übergangsregierung Syriens das Ende des "Militäreinsatzes" in der westlichen Küstenregion des Landes verkündet. Augenzeugen und Aktivisten zufolge haben die Einsatzkräfte dort ein Massaker mit mehreren Opfern verübt.
Vom Ministeriumssprecher Hassan Abel hieß es gegenüber der staatlichen Nachrichtenagentur SANA, dass der Einsatz "erfolgreich" verlaufen sei. Die Ziele des Militärs seien erreicht worden.
Das tagelange Blutvergießen begann mit Angriffen von Assad-Anhängern auf Konvois und Patrouillen von islamistischen Milizen der herrschenden Übergangsregierung. Darauf reagierten die an der Macht befindliche Jihadisten-Miliz HTS (Hayat Tahrir al-Sham) und deren verbündete Milizen mit Angriffen auf Ziele, wo sie Assad-Anhänger vermuteten.
Bei den Attacken soll es zu Massakern an hunderten Zivilisten gekommen sein. Die "Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte" spricht von mindestens 973 bestätigten Morden an der Zivilbevölkerung. Die meisten Opfer sollen der Minderheit der Alawiten angehören.
Der ehemalige Diktator Baschar al-Assad, der sich mittlerweile im Exil in Russland befindet, gehört, wie die meisten seiner Unterstützer, der religiösen Minderheit der Alawiten an. Sie gehören zum schiitischen Spektrum und leben vor allem in den westlichen Küstenregionen Latakia und Tartus. Die Mehrheit der arabischen Bevölkerung Syriens sind ebenso wie die siegreichen Jihadisten-Milizen Sunniten.
Nach der Machtergreifung der Jihadisten wuchs im Land die Furcht vor möglichen Vergeltungsschlägen gegen die Alawiten. Diese dürften von Assad-Anhängern bewusst provoziert oder zumindest wissentlich in Kauf genommen worden sein.