Welt
Syrien: Erneuter Angriff auf Giftgas-Zielort
Nach dem mutmaßlichen Giftgas-Anschlag auf das nordsyrische Khan Sheikhun hat es dort einen erneuten Luftangriff gegeben.
Die Informationen zum neuerlichen Angriff kamen von Aktivisten. Eine Frau sei bei der Attacke zunächst nicht identifizierter Kampfflugzeuge im Osten des Ortes getötet worden. Dies berichtete die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte. Eine weitere Person wurde demnach verletzt. Von unabhängiger Seite sind die Angaben der Beobachtungsstelle kaum zu überprüfen.
Am Dienstag waren nach einem syrischen Luftangriff auf Khan Scheikhun mehr als 80 Menschen offensichtlich durch toxische Kampfstoffe getötet worden. Die syrische Regierung bestreitet, diese eingesetzt zu haben. Als Reaktion hatten die USA am Freitagmorgen 59 Marschflugkörper auf den Flugplatz abgefeuert, von dem der Angriff am Dienstag ausgegangen sein soll. Es war der erste direkte US-Angriff auf die syrische Armee.
Clinton wirft Trump Heuchelei vor
Hillary Clinton hat sich zum US-Angriff auf eine syrische Luftwaffenbasis geäußert. Syriens Machthaber Baschar al-Assad müsse zwar durchaus von künftigen Grausamkeiten abgeschreckt werden. "Doch der Aktion in Syrien muss zwingend eine breit angelegte Strategie folgen, um dem Bürgerkrieg ein Ende zu bereiten", so Clinton.
«Ich hoffe, dass unsere Administration auf eine Weise weiteragiert, die strategisch und doch mit unseren Werten vertretbar ist", so Clinton weiter. "Und ich hoffe außerdem, dass sie realisiert, dass wir nicht in einem Atemzug davon sprechen können, syrische Babys zu schützen und im nächsten verschließen wir die Türen Amerikas vor ihnen", so Clinton, die Trump damit als "Heuchler" hinstellte.
Sanktionen gegen Syrien
Clinton spielte damit auf Trumps Rede zum Giftgasanschlag in Syrien an. Der Präsident hatte betont, wie "barbarisch" es sei, dass so viele Unschluldige – sogar Babys – ihr Leben lassen mussten. Als Antwort auf den mutmaßlichen Giftgas-Angriff wollen die USA bald zusätzliche Sanktionen gegen Syrien verhängen. Die Strafmaßnahmen seien sehr wichtig, sagte US-Finanzminister Steve Mnuchin. Die US-Regierung wolle mit ihnen den "maximalen Effekt" erzielen.
Die Direktverbindung zwischen Russland und den USA zur Absprache von Kampfeinsätzen in Syrien ist indes nach US-Angaben intakt. Russland habe zugestimmt, die Verbindung aufrecht zu erhalten, über die Moskau und Washington ihre Kampfeinsätze abgesprochen hatten, um Kollisionen im Luftraum über Syrien zu vermeiden, so hohe US-Militärs. Sie widersprachen damit der Darstellung Russlands. Zuvor hatte das russische Außenministerium mitgeteilt, die Verbindung auszusetzen.
Die Geschehnisse
Die USA hatten in der Nacht auf Freitag einen Luftwaffenstützpunkt in Syrien attackiert. Grund des Angriffs sei Vergeltung für den Giftgasangriff im syrischen Khan Sheikhoun vom Dienstag, bei dem dutzende Zivilisten getötet wurden.
Nach Angaben des Pentagons schoss das US-Militär 59 Raketen des Typs Tomahawk von Kriegsschiffen im Mittelmeer aus ab.
Nach syrischen Regierungsangaben kamen mindestens sechs Menschen ums Leben, darunter laut dem Gouverneur von Homs zwei Zivilisten. Die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte meldete, dass sich unter den Opfern ein General befindet. Der angegriffene Flugplatz in der Nähe des Ortes al-Shayrat in der Provinz Homs sei stark zerstört worden. Rettungskräfte seien noch dabei, einen Brand unter Kontrolle zu bringen sowie die Opfer zu bergen.
Syrischer Bürgerkrieg
Vor dem Grauen des syrischen Bürgerkriegs sind nach UNO-Angaben inzwischen mehr als fünf Millionen Menschen vor allem in die Nachbarländer geflohen. Außerdem sind von den insgesamt 22 Millionen Syrern mehr als sechs Millionen innerhalb des Landes auf der Flucht. Im seit sechs Jahren dauernden Konflikt kamen bisher rund 400.000 Menschen ums Leben. (rfi)