Opfer hatte keine Ahnung
Supermarkt-Security für Tresor-Code gefoltert
Brutale Serientäter sind in Wien wegen gewaltsamen Überfällen angeklagt. Unter anderem sollen sie einen Sicherheitsmann gefesselt und gefoltert haben.
Riesiger Auflauf an Justizwachebeamten am Donnerstag im großen Schwurgerichtsaal des Wiener Landesgerichts: Gleich vier Angeklagte wurden dicht bewacht in Handschellen vorgeführt und mussten sich wegen schweren Verbrechen verantworten. Die brutale Rumänen-Bande soll mehrere bewaffnete Raubüberfälle begangen haben – darunter eine spektakuläre Home-Invasion im Speckgürtel von Wien, wir berichteten.
Hausbesitzer (71) feuerte auf Einbrecher
Nur weil der 71-jährige Hausbesitzer einen geladenen Revolver unter seinem Polster hervorholte, seiner mit einer Eisenstange malträtierten Frau zu Hilfe eilte und auf einen der maskierten Eindringlinge schoss, kam es nicht zur Katastrophe. Drei Täter konnten flüchten, einer wurde schwer verletzt gefasst und verriet seine Komplizen. Die wurden schließlich im Jänner 2024 in Rumänien, Deutschland und Slowenien festgenommen.
Wie Ermittler herausfanden, soll dieselbe Gruppierung bereits am 5. November 2023 eine Filiale einer Lebensmittelkette in Wien überfallen haben. "Die Freundin des Zweitangeklagten arbeitete an der Kassa und wusste, wie viel Geld als Tageslosung jeden Tag übrig blieb", so die Staatsanwältin.
Folter, obwohl Mann Code nicht kannte
Nachts um 2 Uhr brachen die Männer mit Spitzhammer und Stemmeisen bewaffnet vor Ort ein, bedrohten den anwesenden Security-Mitarbeiter und schlugen auf ihn ein. Als der junge Mann ihnen den Code vom Tresor einfach nicht sagen konnte, rückten sie mit Spirituosen im Wert von knapp 2.000 Euro sowie dem Aufzeichnungsgerät der Videoüberwachungsanlage ab und ließen den Wachmann gefesselt zurück.
Home Invasion: Zwei Fälle in NÖ geklärt
"Der Mann hat den Code natürlich nie gewusst", führte die Staatsanwältin aus und forderte eine "angemessene" Haftstrafe für die teilweise vorbestraften Angeklagten – bis zu 15 Jahren Haft droht den Männern. Strafverteidiger Philipp Winkler, der das mutmaßliche Mastermind der Gruppe vertrat, betonte die geständige Verantwortung aller Angeklagten. "Die Planung ging aber von allen gleichzeitig in der Gruppe aus", so der Jurist.
Auch das Ehepaar (71, 50), das im niederösterreichischen Würnitz (Bezirk Korneuburg) Opfer des Überfalls wurde, sagte aus: "Ich hatte Angst, der bringt mich um. Er hat mir den Mund zugehalten. Ich hab‘ ihn gebissen. Es war wie ein Albtraum." Die teilweise rechtskräftigen Urteile: zwischen 16 und achteinhalb Jahre Haft für die vier.
Auf den Punkt gebracht
- In Wien stehen vier Angeklagte einer brutalen Rumänen-Bande wegen gewaltsamer Überfälle vor Gericht, darunter eine Home-Invasion und ein Überfall auf einen Supermarkt, bei dem ein Sicherheitsmann gefoltert wurde, um den Tresor-Code zu erfahren, den er jedoch nicht kannte
- Die Staatsanwältin fordert eine Haftstrafe von bis zu 15 Jahren, während die Verteidigung die geständige Verantwortung aller Angeklagten betont; ein Urteil steht noch aus