Kosten für die Stromnetze: Private Haushalte müssen schon jetzt 44 Prozent stemmen.
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Die reinen Energiekosten sind nur ein Teil der Stromrechnung. Kaum weniger heftig – die Netzgebühren. Für die muss heuer ein österreichischer Haushalt mit einem Verbrauch von 3.500 Kilowattstunden (kWh) im Schnitt 300 Euro hinblättern. Das war’s aber noch längst nicht.
Fürs nächste Jahr rechnet Arbeiterkammer-Ökonom Joel Tölgyes mit einer weiteren Anhebung um "mindestens 20 Prozent", Strommarkt-Insider gehen sogar von einem Plus um "bis zu 30 Prozent" aus. Heißt: 2025 dürfte die Abgabe eine klassische Familie bereits mit 360 bis rund 400 Euro belasten – Tendenz weiter steigend.
Bei den Netzentgelten handelt es sich um jene Kosten, die Netzbetreibern wie Wiener Netze, Netze NÖ und Co. für Betrieb und Ausbau entstehen. Die Rechnungen werden ein Mal pro Jahr an die Regulierungsbehörde E-Control übermittelt, die die Forderungen auf ihre Rechtmäßigkeit prüft. Danach errechnet die Behörde die neuen, regional oft sehr unterschiedlichen Gebühren pro Kilowattstunde und teilt sie auf die Nutzer auf.
Die offiziellen Zahlen werden schon traditionell im Dezember verraten. Der von der Arbeiterkammer genannte Trend gilt allerdings als gesichert, da den gesetzlichen Arbeitnehmervertretern eine sogenannte "Legalparteienstellung" zugestanden wird. Heißt: Sie haben Einblick in die Berechnung, sind aber zur Geheimhaltung verpflichtet.
Netzgebühr wird sich auf 600 Euro verdoppeln
Weiterer Preisschock vorprogrammiert! Die Arbeiterkammer geht davon aus, dass sich die Netzgebühren für einen durchschnittlichen Haushalt bis 2030 sogar auf 600 Euro verdoppeln werden. Hauptgrund ist die Energiewende – also die Abkehr von fossilen Energieträgern hin zu umweltfreundliche Alternativen wie E-Mobilität und Wärmepumpen. Bis 2030 dürfte das, so schätzt die AK, den Stromverbrauch um 30 Prozent in die Höhe treiben und deutlich leistungsfähigere Netze erfordern.
Ausbau kostet 44 Milliarden Euro
Austrian Power Grid (APG), eine Verbund-Tochter und verantwortlich für die großen, überregionalen "Stromautobahnen" (Hochspannungsnetz, das sogenannte Übertragungsnetz), spricht von nötigen Investitionen in Höhe von neun Milliarden Euro bis 2034. Inklusive Ausbau der kleineren, regionalen Netze (Versorgungsnetz) dürfte sich das laut Arbeiterkammer auf 19,7 Milliarden summieren. Bis 2040 könnten es sogar 44 Milliarden Euro werden.
Haushalte zahlen den Löwenanteil
Stemmen müssen das, sofern sich die bestehenden Regeln nicht ändern, überwiegend die privaten Haushalte. Die verbrauchen zwar nur 27 Prozent des Stroms, zahlen aber bereit jetzt 44 Prozent der Verbraucher-Netzgebühren. Dahinter folgen Unternehmen (43 Prozent Verbrauch, 42 Prozent Anteil an Netzgebühren) und die Groß-Industrie. Die kommt klar am besten weg. Obwohl sie 30 Prozent des Stroms benötigt, berappt sie nur 14 Prozent der Netzgebühren.
Stromproduzenten blechen nur Mini-Anteil
Was die Arbeiterkammer ebenfalls kritisiert – die Aufteilung der Netzkosten zwischen Erzeugern und Konsumenten, vom Haushalt bis zum Industrie-Unternehmen. Die Stromproduzenten übernehmen gerade einmal 9,4 Prozent der Netzentgelte, die Verbraucher den Rest, also 90,6 Prozent.
AK fordert gerechtere Verteilung
Um eine massive, einseitige Zusatzbelastung vor allem für kleinere private Verbraucher zu verhindern, fordert die Arbeiterkammer eine gerechtere Verteilung der Netzkosten. Stromerzeuger, Großverbraucher und auch der internationale Transit müssten stärker als bisher beteiligt werden. Zudem sei ein zusätzlicher Schutz einkommensschwacher Haushalte vor "überbordenden Netzentgeltsteigerungen" notwendig.
Staat soll Kosten mittragen
Zusätzlich schlagen die Kämmerer vor, die Ausbaukosten mittels staatlicher Kofinanzierung zu senken und über einen längeren Zeitraum zu verteilen, um die Netzentgeltsteigerungen abzufedern. Konkret sollten die staatlichen Kreditkonditionen genutzt werden, um an günstiges Kapital für den Netzausbau zu gelangen. Durch die staatlich gestützte Kofinanzierung könnte die Abschreibedauer für Darlehen verlängert und so die Kosten über mehrere Generationen verteilt werden. "Die Netzentgelte steigen dadurch weniger stark, die Kosten werden von künftigen Netznutzerinnen und -nutzern mitgetragen", so die Arbeiterkammer.
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