Plus 30 Prozent und mehr

Sinkende Teuerung – nun droht aber Strompreis-Explosion

Zu früh gefreut! Laut dem Wifo-Experten Josef Baumgartner handelt es sich bei dem jüngsten starken Inflationsrückgang um einen vorübergehenden Effekt.
Team Wirtschaft
02.10.2024, 05:30

Laut Schnellschätzung von Statistik Austria ist die Inflation im September auf 1,8 Prozent zurückgegangen. Geringer fiel die Teuerungsrate zuletzt mit 1,2 Prozent im Februar 2021 aus. Und – erstmals seit April 2021 befindet Österreich wieder im Zwei-Prozent-Zielbereich der Europäischen Zentralbank (EZB). Klingt fein.

Vorerst keine Entwarnung

Aber – können wir jetzt aufatmen? Nein, bedauert der renommierte Wifo-Inflationsexperte Josef Baumgartner im "Heute"-Talk. Für ihn ist die jetzige Entwicklung "eine relativ kurzlebige Geschichte", verursacht von den Öl- und Treibstoffpreisen, die – leider wohl nur vorübergehend – dämpfend auf die Teuerungsrate wirken.

Inflation wird wieder steigen

Für Oktober rechnet Baumgartner zwar noch einmal mit einer Inflationsrate zwischen 2,0 und 1,8 Prozent, danach dürfte sich der Effekt (für Mathegenies: zuletzt gesunkene Preise für Sprit und Co. treffen im Jahresvergleich auf kurzzeitig sehr teure Erdölprodukte) verlieren. Damit werde die "Inflationsrate wahrscheinlich wieder etwas steigen". Der Ökonom erwartet gegen Ende 2024 hin jedenfalls erneut klar über zwei Prozent.

Strom dürfte deutlich teurer werden

Damit nicht genug – im Jänner könnten es schlagartig 2,5 Prozent werden, weil "bei Haushaltsenergie einige inflationserhöhende Änderungen wirksam werden", so Baumgartner. Konkret läuft mit Anfang 2025 die Strompreisbremse aus. Für einen durchschnittlichen Haushalt dürfte damit der Arbeitspreis für Strom, so schätzt das Wifo, um bis zu 30 Prozent steigen. Im Osten mit seinen hohen Preisen könnten es mehr, in den vergleichsweise günstigen westlichen Bundesländern Vorarlberg und Tirol weniger werden.

Comeback der Energiesteuern

Hinzu kommen die 2022 vorübergehend auf das von der EU erlaubte Minimum abgesenkten Energieabgaben für Strom und Gas sowie der komplett ausgesetzte Erneuerbaren-Förderbeitrag. Die Aufschläge werden laut Baumgartner "wahrscheinlich" mit Jahreswechsel in voller Höhe zurückkehren – sofern die Bundesregierung nicht noch einlenkt. Zusätzlich wird die CO₂-Abgabe auf Treibstoffe weiter angehoben.

Stabile zwei Prozent erst Mitte 2025

Und wie geht’s weiter? 2025 soll trotz allem eine Entspannung bringen. Baumgartner geht davon aus, dass sich die Inflationsrate gegen Jahresmitte hin bei stabilen (und von der EZB angestrebten) zwei Prozent einpendelt. Eine aktualisierte Prognose fürs Gesamtjahr 2025 liegt zwar noch nicht vor, dem Vernehmen nach könnten es aber um die 2,25 Prozent werden.

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