"Die Jugend braucht Döner"

Streit um Kebabstand spaltet Jung und Alt

Ein Dönerstand im Schwabenland? Wenn es nach dem Ältestenrat der Gemeinde Essingen geht, ein No-Go. Die Jugend will sich das nicht gefallen lassen.
Nick Wolfinger
02.04.2025, 09:08

Kulturkampf im Schwabenland. Der Gemeinderat von Essingen (6.500 Einwohner) im süddeutschen Baden-Württemberg hat den Antrag eines türkischen Unternehmers auf Umbau eines leerstehenden Lokals in einen Dönerstand aus "technischen Gründen" abgelehnt. Der nächste Dönerimbiss befindet sich jedoch im mehrere Kilometer weit entfernten Aalen. Für die Schüler im Ort ein großes Problem. Das kulinarische Angebot im Ort ist eher mau. Sie starteten daher die Petition "Döner für Essingen" – 900 haben bereits unterschrieben.

Kulturelle Vorbehalte

Zur Ablehnung geführt haben dürften auch kulturelle Vorbehalte. Anwohner brachten etwa Bedenken bezüglich "Geruchsbelästigung", Lärm und Müll ins Spiel. Eine Seniorin meinte bei einem Lokalaugenschein der "Bild"-Zeitung gar: "Wir brauchen keinen Döner. Wir haben schon eine Pizzeria im Ort. Das reicht!". Auch bei einem ARD-Besuch vor Ort erklärte eine Frau, die vor vier Jahren hier hergezogen ist, "noch nie" einen Döner gegessen zu haben und auch keinen zu vermissen.

"Die Jugend braucht Döner"

Das sehen die Jungen freilich anders: "Die Jugend braucht Döner. Ich kenne keinen Menschen, der keinen Döner mag", entgegnete ein Schüler. Eine Mutter mit zwei Kindern versteht die Jugendlichen: "Wir haben hier ein sehr mageres Angebot. Ein bisschen Abwechslung wäre gut", sagte sie zur ARD.

Unterstützung haben die Schüler sogar von Bürgermeister Wolfgang Hofer, der seinen Döner gerne "ein bisschen scharf" hat. Bei ihm klingeln seit ersten Medienberichten Anfang März fast ständig die Telefone. "Essingen ist vermutlich die einzige Gemeinde in Deutschland ohne Döner," erklärte er lachend.

Interessenten aus dem ganzen Land

Es gibt jedenfalls zahlreiche Anfragen von Interessenten aus dem ganzen Land, in dem Ort ein Dönerlokal zu eröffnen. Jetzt befindet sich die Gemeinde in der schwierigen Standortsuche. Einerseits soll der Imbiss möglichst nah an den Schulen im Zentrum sein, andererseits sollen möglichst wenig Nachbarn gestört werden, zumal die Jugendlichen den Ort auch als Treffpunkt verwenden wollen.

"Wir schauen gerade, ob wir einen besseren Standort haben, der akzeptabel ist und der auch rechtlich genehmigt werden kann", so Hofer in einem Bericht des Südwest-Rundfunks (SWR). "Für das Dönerproblem finden wir bestimmt einen Standort", zeigte er sich zuversichtlich, bald einen Kompromiss finden zu können.

{title && {title} } NW, {title && {title} } Akt. 02.04.2025, 09:11, 02.04.2025, 09:08
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