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Streit um Gibraltar wird "Brexit"-Knackpunkt

Die britische Exklave auf der Gibraltar-Halbinsel löst durch den Brexit wieder neue Spannungen zwischen Großbritannien und Spanien aus.

Heute Redaktion
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Der spanische Außenminister Alfonso Dastis sorgt für Spannungen mit Großbritannien
Der spanische Außenminister Alfonso Dastis sorgt für Spannungen mit Großbritannien
Bild: Reuters/Henry Romero

Seit Sonntag wird der Streit um die britische Exklave Gibraltar zwischen Spanien und Großbritannien erneut um eine Gangart schärfer geführt. Der spanische Außenminister Alfonso Dastis provozierte am Sonntag die Briten mit seiner Aussage, Spanien werde ein unabhängiges Schottland mit offenen Armen in der EU aufnehmen, das berichtete die FAZ am Montag.

Britische Konservative werfen der spanischen Regierung vor, den "Brexit" als Vorwand zu nutzen, um mehr Einfluss auf Gibraltar zu erhalten.

Spanien hat "Brexit"-Vetorechte

Spanien soll bei den Austrittsverhandlungen der Briten ein Vetorecht über alle Entscheidungen zu Gibraltar bekommen – zumindest wenn es nach den derzeitigen Verhandlungsrichtlinien der EU geht, die am Freitag veröffentlicht wurden. Von spanischer Seite zeigte man sich darüber hocherfreut, die Briten allerdings tobten.

Großbritannien werde Gibraltar weiterhin unterstützen und keinen Schritt weichen, machte Außenminister Boris Johnson via Twitter deutlich.

Gibraltars Regierungschef telefonierte am Sonntag mit Premierministerin Theresa May um das weitere Vorgehen zu besprechen. Gegenüber dem Sender "Sky News" machte er klar, dass Gibraltar nicht als politisches Pfand auf dem "Brexit"-Verhandlungstisch liegt.

Seit 1713 in britischem Besitz

Die Spanier sehen im "Brexit" offenbar wieder eine neue Chance, die Halbinsel an der Mittelmeerenge zurückzubekommen. Spanien hatte Gibraltar im Jahr 1713 in einem Friedensschluss an die Briten abtreten müssen. Durch die gemeinsame Mitgliedschaft in der EU und den offenen Grenzen hatten sich die beiden Länder in den letzten Jahren zusammengerauft. Doch der britische EU-Austritt reißt hier wieder Gräben auf.

Die britische Exklave gilt als Steueroase, rund 10.000 Spanier pendeln täglich zur Arbeit auf die Halbinsel. Die Bevölkerung Gibraltars hält unterdessen weiter zu Großbritannien. Schon bei einem früheren Referendum hatte man sich gegen eine Abspaltung von der britischen Krone ausgesprochen. (rcp)