Wien-Wahl
Wien-Wahl wird für Strache zum absoluten Desaster
Jahrelang war er Boss der FPÖ, nun trat der Kurzzeit-"Politikpensionist" HC Strache gegen sie bei der Wien-Wahl 2020 an. Eine Katastrophe für beide.
Schafft er es oder scheitert er? Das war sowohl nach den Umfragen, als auch nach der Trendprognose am Wahltag noch offen. Umso desaströser fiel dann die erste Hochrechnung der Wahl für den gefallenen ehemaligen Vizekanzler und FPÖ-Chef und nunmehrigen Team-HC-Strache-Chef Heinz-Christian Strache bei der Wien-Wahl 2020 aus: 3,6 Prozent, den Einzug in den Wiener Landtag haushoch verpasst! Fünf Prozent der Wählerstimmen wären dazu notwendig gewesen. Während Strache mit seiner neuen Partei scheiterte, tat es die FPÖ ebenso: 7,7 Prozent bedeuteten ein Minus von über 23 Prozent!
Bei den Wiener Gemeinderats- und Bezirksvertretungswahlen 2020 setzte Strache auf eine Doppelstrategie. Mit dem Gemeinderatssitz klappte es nicht, zumindest aber aller Voraussicht nach in einem Bezirksparlament. Immerhin ließ sich Strache für alle 23 Gemeindebezirke als Spitzenkandidat aufstellen. Auch hier ist die Wahlhürde bei fünf Prozent. Allerdings ist der Verdienst nicht vergleichbar: Als Klubobmann ohne Berufsverbot würde Strache Im Gemeinderat 8.930,90 Euro pro Monat verdienen, auf Bezirksebene nur ein paar hundert Euro. Ob Strache das in Erwägung ziegt, darf zudem bezweifelt werden.
Der Wahlkampf war für Strache von zahlreichen Rückschlägen geprägt. Nach seinem Rücktritt vom Polit-Rücktritt und seinem Engagement beim Team HC Strache hallte nicht nur der Ibiza-Skandal noch mehrmals nach, auch die Spesen-Affäre nahm immer skurrilere Formen an. Strache dürfte die FPÖ als Selbstbedienungsladen betrachtet haben, sagen zumindest jene ehemaligen Wegbegleiter, die in der Affäre vor den Ermittlern ausgepackt haben.
Jüngste Enthüllung: In einem Wutanfall soll Straches Ehefrau Philippa zumindest eine teure Rolex-Luxusuhr zertrümmert haben, die Reparatur sei über eine eigene "Kriegskasse" der FPÖ abgewickelt worden. Auch Weihnachtseinkäufe der Straches sollen in Form von Rechnungen an die FPÖ bezahlt worden sein. Für Strache und seine Ehefrau Philippa gilt die Unschuldsvermutung. Die Ermittlungen laufen.
Politisch gab es kaum Unterschiede von Strache und der FPÖ im Wahlkampf. Einzig: Strache kündigte kurz vor dem Wahltag ein österreichweites Corona-Volksbegehren an. "Die österreichische Bundesregierung führt unser Land jeden Tag ein Stück weiter in den wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Abgrund und auch die Wiener Stadtregierung ergeht sich weiter in Ankündigungspolitik, ohne den Unternehmen wirklich effektiv zu helfen. Die Maskenpflicht kostet den Handel derzeit rund 500 Millionen Euro pro Monat an Umsätzen", so Strache zu seinen Gründen.
"Seit Monaten fordere ich daher, diese unsägliche Corona-Verbotspolitik zu beenden und umgehend zur Lebensnormalität zurückzukehren", sagt der Politiker. Panikmache und Überdramatisierung müssten endlich aufhören. Für "diese übertriebene Verbotspolitik mit Masken- und Registrierungszwang, angedrohten Ausgangssperren und nun einem möglichen zweiten Lockdown" gebe es keinerlei Legitimierung mehr. Mit dem Volksbegehren wolle er "diese türkis-grüne Dilettanten-Regierung in weiterer Folge demokratisch auch zum Rücktritt zwingen" – allerdings nur, wenn Strache den Einzug in den Landtag schaffe, das sei die Voraussetzung.