Tierisch besorgt

Stirbt der Luchs ein zweites Mal in Österreich aus?

Der WWF ist richtig besorgt um den Luchs, der doch gerade erst wieder in Österreich angesiedelt werden konnte. Die Bestände sind wieder rückläufig.

Stirbt der Luchs ein zweites Mal in Österreich aus?
Luchse werden in freier Wildbahn bis zu 16 Jahre alt - in Gefangenschaft manchmal sogar über 30.
Getty Images/iStockphoto

Der internationale Tag des Luchses am 11. Juni ist in Österreich nicht unbedingt ein Freudentag. Obwohl die schöne Wildkatze seit den 70er Jahren wieder mühseligst von Tierschützern in unserem Land angesiedelt werden konnte, erholen sich die Bestände einfach nicht und sind sogar wieder rückläufig. Der WWF schlägt Alarm.

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    Man unterscheidet vier Arten des Luchses: Den <strong>Eurasischen Luchs</strong>, den <strong>Rotluchs</strong>, den <strong>Kanadischen Luchs</strong> und den <strong>Pardellluchs</strong> der am stärksten vom Aussterben bedroht ist.
    Man unterscheidet vier Arten des Luchses: Den Eurasischen Luchs, den Rotluchs, den Kanadischen Luchs und den Pardellluchs der am stärksten vom Aussterben bedroht ist.
    Getty Images/iStockphoto

    Nur 35 Stück!

    "Letztes Jahr lebten etwa 40 Luchse in Österreich. Heute geht man nur noch von maximal 35 Tieren aus", erklärt die Biologin Magdalena Erich vom WWF. Die wenigen Luchse leben in kleinen, voneinander isolierten Beständen und können keine gesunde Population aufbauen. "Aufgrund der massiven Lebensraumzerschneidung findet kein Austausch zwischen den Beständen statt. Daher gibt es kaum Nachwuchs und genetische Verarmung durch Inzucht wird zu einem großen Problem." Weitere Gefährdungen, wie etwa illegale Verfolgung, bedrohen die Bestände zusätzlich. Im schlimmsten Fall könnte der Luchs wieder gänzlich aus Österreich verschwinden.

    Der Luchs übt großen Einfluss auf die Artenvielfalt im Ökosystem Wald aus. Er sorgt als natürlicher Gegenspieler von Reh und Gämse für gesunde Populationen dieser Pflanzenfresser.
    Magdalena Erich, WWF

    Kaum Überlebenschance

    Besonders besorgniserregend ist die Situation im Gebiet der Nördlichen Kalkalpen, wo der Bestand kaum mehr überlebensfähig ist. Der WWF ruft daher zu gemeinsamen Bemühungen aller beteiligten Interessengruppen auf, ein zukünftiges Bestandsstützungs-Projekt für den Luchs in den Nördlichen Kalkalpen voranzubringen, um das Überleben der streng geschützten Katzen dauerhaft zu sichern. Zudem braucht es mehr Anstrengungen im Kampf gegen Wildtierkriminalität und bessere Raumplanung.

    Perfektes Gebiet

    Auch wenn die Nördlichen Kalkalpen in den Bundesländern Niederösterreich, Oberösterreich und der Steiermark aufgrund ihres Waldreichtums und der relativ dünnen Besiedelung eines der am besten geeigneten Luchs-Habitate in ganz Mitteleuropa wären, gibt es lediglich sieben Luchse dort. Platz wäre allerdings für 100 bis 250 Exemplare auf dem 12.000 Quadratkilometer großem Gebiet.

    Tierliebes Österreich?

    Eine überwältigende Mehrheit der Menschen in Niederösterreich, Oberösterreich und der Steiermark sehen den Luchs positiv (83 Prozent), sprechen sich für Bestandsstützungen aus (82 Prozent) und schätzen die seltene Katzenart als wichtigen Bestandteil des Ökosystems (75 Prozent).

    Trotzdem glaubt ein Drittel der Befragten, dass es durch eine Bestandsstützung zu Konflikten kommen könnte und 20 Prozent geben an, dass sie Angst hätten, in einem Gebiet mit Luchsvorkommen zu wohnen.

    Vor dem Luchs braucht niemand Angst zu haben, denn er lebt zurückgezogen und unsichtbar in den Wäldern. Dennoch nehmen wir die bestehenden Ängste ernst und arbeiten daran, durch Aufklärung und Information das Wissen über den Luchs zu erhöhen.
    red, tine
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