Sternstunden mit LEGO Star Wars The Force of Creativity

Nie erschienene LEGO-Sets und -Minifiguren, eine nie produzierte "Star Wars"-Animation, eine Reproduktion einer seltenen Broschüre zur Spielwarenmesse 2010, Skizzen und Entwürfe zu "Star Wars"-Logos und LEGO-Sets und die gesamte Geschichte der LEGO Star Wars Marke – die Aufzählung von dem, was das neueste LEGO-Set den "Star Wars"-Fans bietet, könnte man fast ewig fortsetzen. Die Besonderheit: LEGO Star Wars The Force of Creativity (5008878) ist kein Baustein-Set, sondern ein Bildband zum 25-Jahr-Jubiläum der LEGO Star Wars Baustein-Sets.

Ein Bildband um 150 Euro? Ja, der Preis ist hoch – weswegen das Buch, das ab dem 20. Juli 2024 ausgeliefert wird, wohl nur einen Bruchteil der Fans ansprechen wird. Einen hohen Wert für Sammler darf man dem Werk aber nicht absprechen, denn der Inhalt ist gigantisch und zum Teil sind auch seltene Stücke dabei. Das Buch-übergreifende Thema ist dabei das 25-jährige Jubiläum von LEGO Star Wars, wobei die Geschichte der einzigartigen Kooperation ebenso detailliert beleuchtet wird wie der Design-Prozess der LEGO-Sets und "Star Wars"-Geschichten.

Liebevoll gestaltete Schutzhülle und Vorwort-Überraschung

Als Autor tritt Graham E. Hancock auf, ein jahrzehntelanger LEGO-Experte sowie Redakteur des monatlich erscheinenden LEGO-Magazin "Blocks" und glühender "Star Wars"-Fan. Sein Werk beeindruckt schon allein mit den Maßen des Schubers von 31 x 26 Zentimetern. Die Schutz-Hülle ziert ein Highlight der Ultimate Collector Series (UCS), der Millennium Falcon – der beim Öffnen den Blick auf ein weiteres UCS-Set, den Sternenzerstörer, freigibt. Cool: Die Modelle sind Größen-angepasst. Halb geöffnet geht die Kontur des einen Modells in die des anderen über.

Unter dem Buch sitzt wiederum eine Zeitkapsel, in der sich zahlreiche – darunter einzigartige – Objekte aus der 25 Jahre alten "LEGO Star Wars"-Ära befinden. Doch zuerst zum Buch selbst, in dem uns ein Vorwort von niemand Geringerem als Billy Dee Williams, bekannt durch seine Rolle als Lando Calrissian in den "Star Wars"-Filmen, begrüßt. Danach folgen Interviews mit zwei Koryphäen mit Interviews, die je die Seite "Star Wars"/Lucasfilm und LEGO vertreten: Lucasfilm-Kreativdirektor Doug Chiang und "LEGO Star Wars"-Design-Chef Jens Kronvold Frederiksen.

Zahlreiche Experten-Interviews – offen wie nie zuvor

Chiang kann übrigens auf einen beeindruckenden Werdegang verweisen – auch mit Arbeiten an "Terminator 2: Judgment Day", "Forrest Gump" und "Die Maske". Danach entdeckte Lucasfilm ihn und er seine Liebe zu "Star Wars": Teils in leitenden Positionen arbeitet er an den "Star Wars"-Filmen "Episode I" und "II", "Star Wars: The Force Awakens", "Solo: A Star Wars Story", "Star Wars: The Rise of Skywalker" oder "Rogue One: A Star Wars Story" mit. Ebenso stehen die Serien "The Mandalorian" und "Obi-Wan Kenobi" in Chiangs recht langem Lebenslauf.

Kronvold Frederiksen wiederum kennt sein Metier mindestens ebenso gut – schließlich stieg er vom Hobby-LEGO-Bauer zum Direktor von LEGOs vielleicht bedeutendster Sparte auf. Und verrät: Sein herausforderndstes LEGO-Set war der UCS Millennium Falcon (#10179). Es sind nur zwei von über 50 Interviews im Sammelbuch, dies zeigt aber die immense Detailliebe, die in das Werk gesteckt wurde. Offen wie nie wird gesprochen, warum gewisse "Star Wars"-Modelle nicht 1:1 in LEGO-Form umgesetzt werden können oder wo sich die Experten selbst uneins sind.

Zeitkapsel mit Objekten, die man nur schwer bekommt

Neues werden selbst jahrzehntelange Vollblut-Fans im Buch finden – egal ob es um "Star Wars" oder um "LEGO" geht. Den Interviews folgen Seiten, die wohl auch für jene Leser sehr spannend sein könnten, die mit den bisherigen Inhalten nicht so viel anfangen konnten. Es handelt sich um eine Auswahl der "LEGO Star Wars"-Modelle, wobei genauer auf die Entwicklung und auch auf die Minifiguren eingegangen wird. Klasse: Das Buch zeigt in diesen zwei Kapitel nie zuvor gesehene Fotos und Skizzen. Einige Seiten befassen sich mit dem Box-Design der LEGO-Sets.

Verraten werden schlussendlich auch, welche Minifiguren nie (oder noch nicht?) das Licht der LEGO-Welt erblickt haben – etwa eine alternative Version von Söldner-Attentäterin Zam Wessel und eine Figur von Rebellen-Unterstützer Willrow Hood. Auf den Dutzenden verbleibenden Seiten gibt es dann noch Einblicke in die Ultimate Collector Series seltener LEGO-Modelle (inklusive ebenfalls nie produzierter Sets), die "LEGO Star Wars"-Games und die Sternenkrieg-Animationsinhalte. Und letztlich kommt eine sensationelle, separate Zeitkapsel zum Vorschein.

Sternstunden mit "LEGO Star Wars The Force of Creativity"

Gleich zehn Objekte verstecken sich in der Zeitkapsel, die trotz Karton-Material edel aussieht und auch stabil ausfällt. Wer auf den ersten Blick nicht sagen kann, worum es sich handelt, findet eine Auflistung auf der Innenseite der Kapsel. Unsere Fan-Highlights: Eine Nachbildung der Einladungs-Broschüre zur Spielwarenmesse 2010, ein Entwurf des ersten "LEGO Star Wars"- Logos und der Entwurf der bereits genannten und nie erschienenen Minifigur Zam Wessel. Mit dabei sind auch eine Printwerbung und ein nie umgesetztes Drehbuch eines Animationsinhalts.

Eine letzte Überraschung wartet dann in der Zeitkapsel auch noch – eine Art Bauanleitung für die "LEGO Yoda Fountain", ein Set, das exklusiv an Lucasfilm-Mitarbeiter ausgegeben wurde. Einziger Kritikpunkt am gesamten Werk: Wenigstens eine Minifigur oder ein Minimodell wäre eine nette Draufgabe gewesen, es hätte nicht einmal exklusiv sein müssen. Schade! "LEGO Star Wars The Force of Creativity" ist ein teures Sammelwerk, das allerdings vor allem für "LEGO Star Wars"-Fans – und für sie ist es sicher den Preis wert, zumal Einzigartiges geboten wird.