Oberösterreich
Star-Anwältin klagt an: "Klient zu früh verlegt!"
Ein Mithäftling fand den Mühlviertler Otto L. in seiner Zelle in der Linzer JVA. Star-Anwältin Astrid Wagner kritisiert nun Ärzteschaft und Justiz.
Am Samstagvormittag machte ein Häftling in der Linzer Justizvollzugsanstalt den Horrorfund. Wie berichtet, entdeckte er seinen Mithäftling Otto L. (60) in seiner Zelle. Der 60-Jährige, der seine Frau in einer Waldhütte in Neustift/Mühlkreis (Bez. Rohrbach) erwürgt und danach mit einer elektrischen Seilwinde aufgehängt haben soll, hatte sich mit einem Verlängerungskabel erhängt.
"In Gesprächen war ihm zuletzt nichts anzumerken"
Seine Verteidigerin, Star-Anwältin Astrid Wagner (57), erfuhr von dem Drama selbst erst am Tag darauf, wie sie im Gespräch mit "Heute" erzählt. "Er hat sich in unseren Gesprächen nichts anmerken lassen, hat sich offenbar gut verstellt. Mein Kollege Wolfgang Blaschitz war noch am Donnerstag bei ihm. Auch ihm wäre nichts aufgefallen", so Wagner.
Erst Ende Juli beging ein Mandant der 57-Jährigen in einem Gefängnis in St. Pölten (NÖ) Suizid. Der österreichische Staatsbürger mit rumänischen Wurzeln wurde beschuldigt, seine jüngere Ehefrau erstochen zu haben.
Im aktuellen Fall legt sich Wagner fest. "Mein Klient wurde viel zu früh aus der Psychiatrie in den normalen Vollzug überstellt. Gerade in den Wochen nach so einer Beziehungstat, wäre eine psychatrische Betreuung bei bislang unbescholten Angeklagten wichtig. Das kann oft auch einige Monte dauern", kritisiert die Juristin die Ärzteschaft und die Justiz. Nachsatz: "Es kann nicht sein, dass ein Mithäftling quasi als Aufpasser diese Aufgabe übernehmen soll."
Der beschuldigte Otto L. wurde nach seiner Festnahme aufgrund von Suizidgefahr im Neuromed-Campus untergebracht. Schon bei der Verhaftung, als er auf der 50-Meter hohen Ranna-Staumauer stand, soll er zu den Einsatzkräften gesagt haben: "Ihr könnt mir das Rettungsseil auch um den Hals legen."
Für Wagner ist ganz klar: "Dieser Suizid hätte leicht verhindert werden können. Mein Mandant hätte nur intensiver betreut werden müssen."