Wirtschaft

Stagflation kommt – Experte gibt düsteren Ausblick

Wirtschafts-Experten sehen Österreich auf seine Stagflation zusteuern. Wifo-Chef Gabriel Felbermayr sieht "ganz schwierige" Zeiten auf uns zukommen.

Rene Findenig
Hohe Preise, hohe Inflation, hohe Gefahr von Arbeitsplatzverlusten – Wifo-Chef Gabriel Felbermayr in der ORF-"ZIB2".
Hohe Preise, hohe Inflation, hohe Gefahr von Arbeitsplatzverlusten – Wifo-Chef Gabriel Felbermayr in der ORF-"ZIB2".
Screenshot ORF

Im ersten Halbjahr 2022 hatte sich die heimische Wirtschaft trotz der schwierigen Situation beachtlich nach dem Corona-Crash erholt, nun sei man aber mitten in einer Abschwungphase, gab das Wirtschaftsforschungsinstitut Wifo am Freitag bekannt: "Die Konjunkturabschwächung betrifft sämtliche Wertschöpfungsbereiche; das verarbeitende Gewerbe dürfte sogar in eine Rezession schlittern." Das Bruttoinlandsprodukt werde 2022 um rund 4,8 Prozent wachsen, 2023 aber nur um 0,2.

"Da die Inflation auch 2023 hoch bleibt, steuert Österreichs Wirtschaft erstmals seit den 1970er-Jahren auf eine Stagflation zu", so das Wifo. Stagflation bedeutet dabei: Die Inflation bleibt weiter hoch, gleichzeitig wächst die Wirtschaft nicht mehr und die Währung verliert an Wert. Eine ganz schwierige Phase sieht deswegen Wifo-Chef Gabriel Felbermayr kommen, wie er am späten Freitagabend bei Moderatorin Marie-Claire Zimmermann in der ORF-"ZIB2" erklärte.

"Verwundert, warum das nicht längst passiert ist"

Wäre ein europäisches Modell für eine Gaspreisregulierung eine Lösung für die Krise? Ein solches sei "gar nicht so einfach" umzusetzen, so Felbermayr, auf den Weltmärkten sei Gas eben sehr teuer, weil man jetzt bei anderen Anbietern kaufe, um Gas aus Russland zu ersetzen. "Mit den hohen Preisen müssen wir die nächsten Jahre leben", so der Experte. "Wir alle bezahlen dann auch für diesen billigeren Strompreis", sagte Felbermayr zudem zu Strompreisdeckelungen. Um den Gaspreis runterzubringen, würde nur mehr Angebot durch mehr Gasproduktion und weniger Gasverbrauch helfen.

Und könnte ein Modell einer Energie-Einkaufsgemeinschaft wie beim Corona-Impfstoff funktionieren? "Das kann ich mir gut vorstellen", so Felbermayr, man sehe, wie das beim Öl geschehe. Einkäufer könnten sich zusammen tun und langfristige Verträge ausverhandeln – "dass das nicht schon längst passiert ist, verwundert mich". Günstigere Energiepreise würden helfen, die Inflation abzusenken, das Problem sei nämlich, dass die Industrie Wettbewerbsfähigkeit verliere.

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    Man solle "nicht Schwarzmalen"

    Es gehe aber nicht nur um den Preis, deswegen solle man "nicht zu Schwarzmalen", so Felbermayr. Für energieintensive Unternehmen würden es jedoch "ganz schwierige acht bis zwölf Monate" werden. Man müsse sich überlegen, ob man Arbeitsschichten und die Produktion generell verringere, potenziell bedeute das auch einen Verlust von Arbeitskräften.

    Wenn man sich den Arbeitsmarkt in Österreich ansehe, wäre die Situation aber so, dass man zu viele freie Stellen und zu wenige Mitarbeiter habe, deswegen sei diese Krise bisher nicht ganz so schlimm wie vergangene. Man habe aber jedenfalls ein ökonomisches Problem, "wenn die Kaufkraft wegschmilzt", so Felbermayr. Helfen würden dabei nur hohe Lohnabschlüsse, "um die Kaufkraft abzusichern". Es werde aber notwendig sein, "dass man das Maß nicht verliert", so der Experte.

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