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Sputnik V – Slowakei wirft Russen Impfstoff-Betrug vor
Hat Russland der Slowakei eine andere Version von Sputnik V geschickt als die vorher von Experten gelobte?
In der Slowakei hat das staatliche Institut für Arzneimittelkontrolle SUKL einen kritischen Bericht über den russischen Impfstoff Sputnik V veröffentlicht. Die gelieferten Impfstoffe seien nicht in allen Details identisch mit den zuvor in der renommierten Fachzeitschrift "The Lancet" beschriebenen, hieß es in dem Bericht. Der Sputnik-Hersteller forderte als Reaktion darauf den gelieferten Impfstoff wieder zurück – "Heute" berichtete ausführlich.
59 Länder haben bereits bestellt
Die slowakischen Kontrolleure monierten, dass auch Informationen aus anderen Ländern, in denen Sputnik V bereits eingesetzt wurde, wegen mangelnder Übereinstimmung nicht auf die an die Slowakei gelieferten Vakzine anwendbar seien. "Diese Vakzine haben nur den Namen gemeinsam." Schon vorher hatte das Institut der Herstellerfirma mangelhafte Information vorgeworfen.
Russland dürften solche Schlagzeilen ungelegen kommen. Nach Angaben des staatlichen Direktinvestmentfonds RDIF, der Sputnik V im Ausland vermarktet, haben mittlerweile 59 Länder das Vakzin registriert. Auch Deutschland will mit Russland über Impfstoff-Lieferungen sprechen. Österreich kündigte vor kurzem die Bestellung von einer Million Dosen an.
Die Slowakei hat am 1. März eine erste Lieferung von 200’000 Impfdosen des in der EU nicht zugelassenen Impfstoffs aus Russland erhalten. Der inzwischen zurückgetretene Gesundheitsminister Marek Krajci erteilte zwar eine Ausnahmegenehmigung für die Anwendung von Sputnik V. Zugleich ordnete er jedoch an, dass der tatsächliche Einsatz erst nach Vorliegen einer positiven Prüfung durch SUKL beginnen dürfe. Deshalb wurde der Impfstoff bisher nicht genutzt.
Russland weist Vorwürfe zurück
Die Kritik mündete prompt in einen Schlagabtausch zwischen beiden Ländern. Zunächst schrieb der Direktinvestmentfonds RDIF auf Twitter, die Slowakei sei aufgefordert worden, das Vakzin wegen «mehrfacher Vertragsverletzungen» zurückzuschicken, damit es in anderen Ländern verwendet werde könne. «Impfstoffe sollten Leben retten und nicht für geopolitische und interne politische Kämpfe eingesetzt werden.» Dem slowakischen Kontrollinstitut warf der RDIF vor, die gelieferten Impfstoffe in einem Labor getestet zu haben, das nicht Teil des offiziellen Netzwerks von EU-Kontrolllaboratorien OMCL sei.
Das slowakische Kontrollinstitut SUKL wies den Vorwurf zurück: Die Labortests seien im renommierten biomedizinischen Zentrum der Slowakischen Akademie der Wissenschaften erfolgt, antwortete SUKL-Sprecherin Magdalena Jurkemikova der Deutschen Presse-Agentur auf eine schriftliche Anfrage. Niemand habe SUKL im Voraus darauf hingewiesen, dass eine solche Testung vertragswidrig sein könnte. Der Vertrag werde selbst gegenüber dem Kontrollinstitut geheim gehalten.
Russland versicherte zudem: Alle Chargen von Sputnik V seien von gleicher Qualität und würden strengen Kontrollen unterzogen. Die Europäische Arzneimittelbehörde EMA prüft seit Anfang März eine Zulassung von Sputnik V in Europa.
In der Slowakei führt Sputnik zur politischen Spaltung
Der slowakische Finanzminister und Ex-Regierungschef Igor Matovic kritisierte negative Medienberichte auf Facebook als böswillige Verschwörung. Jemand versuche offenbar «aus geopolitischen Gründen» zu verhindern, dass Sputnik V in der Slowakei mithelfen könne, Menschenleben zu retten, schrieb der konservativ-populistische Ex-Ministerpräsident. Am Donnerstag brach er überraschend nach Moskau auf, um mit dem Chef der russischen Vermarktungsagentur zu sprechen, wie er auf Facebook mitteilte.
Von seiner Reise schickte Matovic dann eine Botschaft über Facebook an die Kritiker zu Hause, die die Vereinbarung mit Russland zerstört hätten: «Ich gratuliere euch Idioten! Ihr habt die Gesundheit von Millionen Menschen in der Slowakei als Geisel genommen.» Dass Matovic den Sputnik-Kauf entgegen einem Beschluss seiner eigenen Regierung einfädelte, war mit ein Grund für seinen Sturz als Ministerpräsident.