Wien

Spürhunde, Kripo! Wiener Gericht als Drogen-Bunker

Selbst in einem Gebäude der Justiz haben nicht alle eine schneeweiße Weste. "Heute" deckt auf: In einem Wiener Gericht wurde Koks gebunkert.

Clemens Oistric
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Spürhunde in Wiener Gericht: Philipp Wolm und Mirsad Musliu verteidigten in der delikaten Causa
Spürhunde in Wiener Gericht: Philipp Wolm und Mirsad Musliu verteidigten in der delikaten Causa
"Heute", Denise Auer

Der Tatort könnte skurriler nicht sein: "Ein Kilo Koks ist im Keller des Bezirksgerichts Leopoldstadt versteckt" – mit dieser Info brachte eine Vertrauensperson der Kripo umfangreiche Drogen-Ermittlungen in Wien ins Rollen. Auch der Krimi dahinter ist mehr als skurril: Zwei der drei Verdächtigen sitzen – einschlägig vorbestraft – in der Justizanstalt Simmering hinter Gittern. 

Drogenbusiness von der Zelle aus

Von dort aus sollen sie via Smartphone ihr kriminelles Business betrieben haben. Als die Polizei nach dem anonymen Hinweis mit der Überwachung des Telefons von Aleksandar J. (34) beginnt, fangen die Drogenfahnder bald für die weiteren Erhebungen wertvolle Nachrichten ab. Anita J. (sie soll dem Häftling das Handy beschafft haben) vermittelte wiederholt Kunden, die zum Grammpreis von 60 Euro Kokain von Aleksandar J. und Ramon G. gekauft haben sollen. Übergabe-Orte: vor der Justizanstalt und dem Bezirksgericht Leopoldstadt.

Drogen-Utensilien sichergestellt

Ebendort, in der Wiener Taborstraße, verdingten sich die beiden Häf'n-Freigänger als Aktenschlichter. Im Herbst des Vorjahres rückte schließlich eine Diensthundestaffel der LPD Wien an. Bei der Hausdurchsuchung in dem Gebäude der Justiz wurden nicht weniger als 36 Keller-Räume gefilzt. Ergebnis: Die Fahnder stellten ein Heroin-"Briefchen" sicher und fanden darüber hinaus noch leere Suchtmittelbriefchen sowie Drogenkugeln. Auf einer davon war DNA von Ramon G. – der 72-Jährige kam in Wien im Gefängnis zur Welt und verbrachte Jahrzehnte seines Lebens hinter Gittern. Zuletzt eben mit Aleksandar J. in Simmering.

Zwei Angeklagte freigesprochen

Zum Prozess diese Woche erschien der Häf'n-Evergreen nicht. Das Verfahren gegen den 72-Jährigen wurde deshalb ausgeschieden und wird demnächst nachgeholt. Es gilt die Unschuldsvermutung. Für Aleksandar J. und Anita J. gab's Freisprüche im Zweifel. Sie wurden von den Wiener Star-Anwälten Philipp Wolm, Mirsad Musliu (Kanzlei Rast) und Rudolf Mayer vertreten.