Aber Schweigen zu Kollross

SPÖ-Funktionäre müssen in Antisexismus-Kurse

Eine sexistische Entgleisung hatte zuletzt in der SPÖ für Wirbel gesorgt. Die Partei reagiert – und setzt auf eigene Schulungen. 

Robert Zwickelsdorfer
SPÖ-Funktionäre müssen in Antisexismus-Kurse
SPÖ-Frauenvorsitzende Eva-Maria Holzleitner kündigt parteiinterne Schulungen gegen Sexismus an.
GEORG HOCHMUTH / APA / picturedesk.com

Frauenfeindlichkeit und Sexismus gehören noch immer zum Berufsalltag von Frauen. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie des Instituts für Berufs- und Erwachsenenbildungsforschung im Auftrag der AK. Darauf machte am Dienstag SPÖ-Frauenvorsitzende Eva-Maria Holzleitner aufmerksam. Sie fordert in diesem Zusammenhang "null Toleranz bei Sexismus". Und sie erinnert: Österreich hat das  Übereinkommen der Internationalen Arbeitsorganisation über Beseitigung von Gewalt und Belästigung in der Arbeitswelt (ILO-190) noch immer nicht ratifiziert. "Arbeitnehmer, allen voran die weiblichen Arbeitnehmerinnen, müssen vor Sexismus, Belästigung, Übergriffen und Gewalt geschützt werden", so Holzleitner weiter.

SPÖ will "sexismusfreie Gesellschaft"

Die SPÖ wolle hier mit gutem Beispiel vorangehen. "Wir Sozialdemokratinnen und Sozialdemokraten wollen eine Gesellschaft frei von Diskriminierung und Sexismus – das muss auch Gesamtauftrag der Partei sein." Daher würden innerhalb der SPÖ – angelehnt an Vorbilder in internationalen Unternehmen – Antidiskriminierungs- und Antisexismus-Schulungen für Funktionärinnen und Funktionäre etabliert werden. Darüber hinaus wird eine Antidiskriminierungsstelle als Anlaufstelle für Betroffene eingerichtet.

Internationale Unternehmen hätten ein erfolgreiches Diversitätsmanagement umgesetzt. "In der SPÖ gehen wir einen Schritt weiter und etablieren Antisexismus- und Antidiskriminierungs-Schulungen", so Holzleitner. Die Gewerkschaften hätten mit dem international ausverhandelten ILO-190-Übereinkommen einen wesentlichen Grundstein dafür gelegt. Ebenso würden die Istanbul-Konvention und die Empfehlungen des Europarates, um Sexismus beispielsweise in der Sprache, den Sozialen Medien oder am Arbeitsplatz zurückzudrängen, als Vorbild dienen. Zusätzlich gibt es ein eigenes Handbuch des Europäischen Instituts für Gleichstellungsfragen, das Handlungsanleitungen gegen Sexismus am Arbeitsplatz vorschlägt.

Konsequenzen angedroht

"Auch eine Partei ist eine Art Arbeitsstätte, egal ob im Ehren- oder Hauptamt. Es muss klar sein, dass sexistisches und diskriminierendes Verhalten in der SPÖ nicht geduldet wird. Wer dagegen verstößt, muss mit Konsequenzen rechnen - ob das Schulungen, verpflichtende Beratungen oder Parteiausschlüsse sind. Dafür wollen wir uns klare Regeln erarbeiten, die dann für alle bindend sind", betont Holzleitner.

Hat sich mittlerweile für sein Posting entschuldigt: SPÖ-Nationalratsabgeordneter und Bürgermeister von Trumau (NÖ), Andreas Kollross.
Hat sich mittlerweile für sein Posting entschuldigt: SPÖ-Nationalratsabgeordneter und Bürgermeister von Trumau (NÖ), Andreas Kollross.
EVA MANHART / APA / picturedesk.com

Entgleisung von SPÖ-Bürgermeister auf Facebook

Kurios: In der Aussendung, in der diese Antisexismus-Schulungen angekündigt werden, wird mit keinem Wort Bezug auf den "Fall Kollross" genommen. Zur Erinnerung: Der SPÖ-Nationalratsabgeordnete und Bürgermeister von Trumau (NÖ) hatte kurz vor Silvester den Film "Braveheart" angesehen. Darin kann ein englischer Sheriff bei frisch Verheirateten Frauen das "ius primae noctis" – das Recht auf die erste Nacht – für sich in Anspruch nehmen. Kollross sah sich bemüßigt, auf Facebook folgendes zu texten: "Weil gerade Braveheart läuft, eine kurze Frage: Kann man eigentlich mittels Gemeinderatsbeschluss so ein ,ius primae noctis' für den Bürgermeister beschließen lassen? Frage nur aus Interesse. Keinerlei Eigeninteresse natürlich ;-)))" 

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    Im P.S. wappnete er sich gegen – wohl durchaus vorhersehbare – Kritik: "Sollte dies jemand lesen, der/die gerne im Keller lacht, es handelt sich hierbei um einen Joke auf Basis kurzfristiger Langeweile." Die Folge: heftige Rücktrittsaufforderungen aller anderen Parteien. Kollross selbst entschuldigte sich via Twitter: "Ich habe mein unpassendes Posting zu "Braveheart" kurz nach dem online stellen wieder gelöscht. Mir ist klar, dass das Posting nicht in Ordnung war und habe verstanden, was der Inhalt ausgelöst hat. Dafür möchte ich mich entschuldigen und künftig entsprechend handeln!"

    Parteichef Babler akzeptiert Entschuldigung

    Die SPÖ akzeptierte diese Entschuldigung von Kollross offiziell. Parteivorsitzender Andreas Babler stellte aber – ebenfalls via Twitter – klar: "Verharmlosungen von Gewalt gegenüber Frauen sind auf das Schärfste zu verurteilen und haben in der SPÖ nichts verloren. Wir in der SPÖ, insbesondere @eviholz (Eva-Maria Holzleitner, Anm.) und ich, bekämpfen jede Form der Verharmlosung von Sexismus, weil es immer eine Herabsetzung von Frauen ist."

    Nicht überliefert ist, ob Kollross jetzt zu einer dieser Antidiskriminierungs- und Antisexismus-Schulungen verdonnert wird …

    bob
    Akt.