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Special-Olympics-Talent (15) gesperrt – sie war zu schn

Bei den Special Olympics können Sportler disqualifiziert werden, wenn sie eine zu gute Leistung abliefern. Das hat einen guten Grund.

<strong>Leonie Spehr</strong> (15) lieferte eine Bestzeit und wurde genau deshalb disqualifiziert.
Leonie Spehr (15) lieferte eine Bestzeit und wurde genau deshalb disqualifiziert.
Specialolympics.de

In Berlin fanden gerade die Special Olympics statt. Es ist die weltweit größte Sportveranstaltung für Menschen mit geistiger Behinderung und Mehrfachbehinderung, die unterteilt in Sommer- und Winterspiele alle zwei Jahre ausgetragen wird. Mehr als 7.000 Athleten aus 190 Nationen nehmen daran teil. Besonders interessant: Athleten können bei den Special Olympics aufgrund von zu guten Leistungen disqualifiziert werden. Warum? Wir erklären es dir.

Der Grund

Bei den Special Olympics World Games sind Bestleistungen nicht das Maß der Dinge. Das Motto der in Berlin stattfindenden Weltspiele lautet "Zusammen unschlagbar" und steht im Vordergrund. Das heißt, um einen fairen Wettkampf zu ermöglichen, durchlaufen die Sportler ein Klassifizierungssystem. Dadurch werden sie in Finalgruppen aus maximal acht Personen eingeteilt. Wer dort zu sehr von der vorher gemessenen Leistung abweicht (15 Prozent besser), wird disqualifiziert.

Das Ganze wird die "Honest-Effort-Rule" genannt. In den Finalen werden die Athleten in Gruppen eingeteilt, die alle etwa gleich schnell sind. Das habe häufig auch mit dem Grad der geistigen Beeinträchtigung, grundsätzlich aber einfach mit dem Leistungsvermögen zu tun.

Gibt es noch was Besonderes?

Ja. In sechs Special-Olympics-Sportarten gibt es ein neues System. Das sieht eine weitere Klassifizierungsstufe vor und wird auch in der Leichtathletik angewandt. Die Trainer teilen ihre Athletinnen und Athleten vor Beginn der Spiele in Gruppen ein. Das heißt: Die Trainer müssen abschätzen, wie stark ihre Schützlinge in der Klassifizierung abschneiden werden. Man fliegt also raus, wenn sich die Leistungsunterschiede beim Turnier als zu groß entpuppen.

Gab es schon Disqualifikationen?

Ja. So geschehen etwa bei der 15-jährigen Leonie Spehr. Die Deutsche wurde vor dem Final des 800-Meter-Laufs disqualifiziert. Zuvor wuchs die junge Sportlerin über sich hinaus, hatte ihre Bestzeit von 4:20 Minuten um fast eine Minute unterboten. Eine zu große Leistungssteigerung – Spehr wurde disqualifiziert.

Eine Strafe für die persönliche Bestleistung – schwer nachvollziehbar für die Athletin? Nein. Bundestrainerin für Leichtathletik, Franziska Weidner, sagte gegenüber dem ZDF: "Sie wurde von der Stimmung mitgerissen und ist dadurch enorm schnell gelaufen." Doch Spehr habe es laut Weidner "gut verstanden". Für Trauer und Frust hat Spehr sowieso keine Zeit. Die Deutsche geht in Berlin noch in anderen Wettbewerben an den Start. Bundestrainerin Weidner: "Darauf konzentriert sie sich jetzt."

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