Wien-Wahl
Spannendes Duell: Holen die Grünen den Alsergrund?
2020 führt Saya Amad - die erst seit 2018 Bezirkschefin ist - die Bezirks-SPÖ zum ersten mal ins Rennen. 2015 konnte die SPÖ den Bezirk knapp halten
2018 übergab Martina Malyar nach 15 Jahren als Bezirksvorsteherin an die fühere Pressesprecherin von Ex-Frauenstadträtin Sandra Frauenberger (SPÖ). 2015 konnte Malyar den Bezirk - mit einem hauchdünnen Vorsprung von drei Prozent auf die Grünen - für die SPÖ halten. Auch die Nationalratswahl 2019 und die EU-Wahl 2019 zeigten eine eindeutige Tendenz in Richtung "mehr Grün in Alsergrund". Bei den Nationalratswahlen kam die SPÖ nur auf 19 Prozent der Stimmen, die Grünen aber sogar auf sensationelle 32 Prozent. Ähnlich verhielt es bei den Europawahlen. Hier stimmten 24 Prozent für die SPÖ aber 30 Prozent für die Grünen.
Gelingt der SPÖ die Trendumkehr oder "drehen" die Grünen den Bezirk?
Zuletzt sahen aber die Umfrage-Werte für die Wiener SPÖ ausgezeichnet aus.Mit 42 Prozent könnte Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) sogar das letzte Wien-Wahl-Ergebnis von Ex-Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) übertreffen. Unter ihm erreichte die SPÖ 2015 rund 40 Prozent. Dagegen stagnierten die Grünen auf ihrem Wahlergebnis von 2015. Auch schien die Maschinerie rund um Vizte-Bürgermeisterin Birgit Hebein (Grüne) etwas ins stocken gekommen zu sein. Auch an der Regierungsbeteiligung auf Bundesebene mit der ÖVP kam Kritik aus den eigenen Reihen. Gelingt als der SPÖ die Trendumkehr in der traditionellen SPÖ-Hochburg oder "drehen" die Grünen den Bezirk? Die Frage wird wohl erst am Wahl-Sonntag zu beantworten sein. Bis dahin bleibt es spannend.
Wie geht es jetzt mit dem Projekt Zukunft Althan-Quartier weiter?
Das sagt Bezirkschefin und Spitzenkandidatin Saya Amad (SPÖ): "Beim Gebäude auf dem Franz-Josef-Bahnhof handelt es sich um ein Projekt von einem privaten Investor. Was uns jedoch als Bezirk betrifft, ist die Gestaltung des Vorplatzes. Unser Ziel ist es gemeinsam mit den Bewohner*innen einen Ort zu schaffen, der Platz für alle bietet und zum neuen Grätzltreffpunkt wird."
Das sagt Momo Kreutz (Grüne): "Das Althanprojekt ist ein privatwirtschaftliches und eine Einigung weitestgehend getroffen. Leistbarer Wohnraum bleibt aber ein drängendes Problem. Wo ein Bezirk Gestaltungsmöglichkeiten hat ist der öffentliche Raum rundherum. Da müssen wir Verkehrsberuhigung erreichen, Bäume pflanzen, Sitzgelegenheiten errichten und zB. Brunnen errichten. Dies gilt insbesondere für den derzeit wenig attraktiven Julius-Tandler-Platz."
Das sagt Nikolaus Amhof (FPÖ): "Eine kleine, aber unangenehme Szene von Alkoholikern auf und um den Julius-Tandler-Platz ärgert und belästigt Anrainer, Passanten und Geschäftsleute. Alle FPÖ-Anträge zu einer Absiedelung dieser Szene und einem Alkoholverbot nach dem Vorbild am Praterstern wurden von der SPÖ und den Grünen abgeschmettert. Die FPÖ-Alsergrund fordert ein rigoroses Alkoholverbot am Julius-Tandler-Platz sowie die umgehende Umsetzung des Siegerprojekts von ARTEC Architekten zum Althan-Quatier inklusive Hochpark und Tiefgarage unter der Nordbergstraße. Die Vorlage eines neuen Flächenwidmungs- und Bebauungsplan für das Althan-Quartier ist das Gebot der Stunde."
Das sagt Elisabeth Fuchs (ÖVP): "Der Althangrund ist das größte innerstädtische Stadtentwicklungsgebiet mit einem enormen Potenzial. Gutes kann hier nur mit einem Gesamtkonzept gelingen. Das Herzstück ist der Julius-Tandler-Platz, hier setzen wir uns als neue Volkspartei Alsergrund für eine attraktive Neugestaltung ein. Innovative Maßnahmen, wie z.B. den unterirdischen Brunnen für einen Wasserspielplatz zu nutzen, einen grünen Bereich, der zum Verweilen einlädt zu gestalten, oder einen besonderen Naherholungsraum schaffen. Anrainerinnen und Anrainer sowie Wirtschaftstreibende sollen in die Planung einbezogen werden, um ihr Grätzl mitzuprägen. Dieses Projekt, das ein Gewinn für uns alle wäre, übersteigt die Finanzmittel unseres Bezirkes. Hier müssen wir die Stadt in der Pflicht nehmen! Wir fordern, dass die Stadt Wien die vom Bund angebotenen Fördermittel des Gemeindepaketes für die Aufwertung dieses zentralen Platzes am Alsergrund in Anspruch nimmt!"
Das sagt Rudolf Mayrhofer-Grünbühel (Neos): "Am Althangrund wird aktuell eine Jahrhundertchance zunichte gemacht daher fordern wir, dass alles unternommen wird, um die jahrzehntelange Spaltung des Bezirkes, durch die Verlegung des Schienenstrangs der Franz-Josefsbahn unter die Erde, zu beenden. Wir wollen hier wieder Unternehmen ansiedeln die Arbeitsplätze schaffen und den Menschen mehr Platz und einen direkten Zugang zum Donaukanal als Naherholungsgebiet geben."
Wie stehen Sie zu den Umbauplänen Hörlgasse (inkl. der Spurverengung)?
Das sagt Bezirkschefin und Spitzenkandidatin Saya Amad (SPÖ): "Was die Hörlgasse gezeigt hat: temporäre Lösungen bringen uns nicht weiter! Trotzdem bleibt unser Ziel, die Lebensqualität für die Menschen in der Hörlgasse zu steigern. Mit dem Bau der U5 wird sich hier eine Menge tun und genau diese Phase werden wir nutzen, um langfristige und nachhaltige Lösungen für die Hörlgasse zu diskutieren!"
Das sagt Momo Kreutz (Grüne): "Die Hörlgasse muss von einer Stadtautobahn zu einer Straße durch ein attraktives Wohnviertel umgestaltet werden. Leider hält sich dort kaum jemand an Tempo 30. Zwei Spuren und mehr Platz für die Menschen, mit Bankerln im Schatten neu zu pflanzender Bäume, einen sicheren Schulweg und ein attraktiver Schulvorplatz sollen dieses Grätzel wohnlich machen. Bezüglich der Errichtung eines Radweges müssen die Daten des temporären Radweges nun genau analysiert werden, und die Ergebnisse in weitere Planungen einfließen."
Das sagt Nikolaus Amhof (FPÖ): "Sicherstellen einer Grüne Welle in der Hörlgasse bei Tempo 40 durch minimale Gehsteigverschmälerung und Belassen dreier Fahrspuren sowie die durchgängige Führung der Einbahn in der Türkenstraße in Richtung und bis zur Währinger Straße zur Entlastung der Anrainer in der Hörlgasse."
Das sagt Elisabeth Fuchs (ÖVP): "Der Pop-up -Radweg in der Hörlgasse wurde von den Menschen nicht angenommen und daher nicht verlängert. Wir haben uns auch gegen einen Schnellschuss ausgesprochen, was eine dauerhafte Gestaltung der Hörlgasse angeht. Geplanter Weise wird in naher Zukunft der U-Bahnausbau der U5 die Hörlgasse massiv betreffen. Einzelne Baumaßnahmen in einer Straße zu setzen, die nach einer Großbaustelle generalsaniert werden muss, sind auch wirtschaftlich in Frage zu stellen. Im Zuge der Sanierung wollen wir, dass gemeinsam mit der Bevölkerung - aber auch Abstimmung mit den ebenfalls stark betroffenen Nachbarbezirken - eine gute Lösung gefunden wird, um unseren schönen Alsergrund noch lebenswerter zu machen."
Das sagt Rudolf Mayrhofer-Grünbühel (Neos): "Wir Neos fordern seit Jahren ein Verkehrskonzept, das idealerweise ganz Wien regelt anstatt den aktuellen Fleckerlteppisch zu fördern. Die Hörlgasse rückzubauen bringt sicherlich eine Erhöhung der Lebensqualität in der Hörlgasse, dafür wird sich der Verkehr auf andere Straßenzüge verlagern. Es werden Staus auf der Rossauerlände bis zur Spittelau und auf der oberen Donaustraße am anderen Ufer des Donaukanals erzeugt. Das Florianiprinzip kann nicht das Leitbild verantwortungsvoller Verkehrspolitik sein.
Eine Studie der TU Wien stellt Schwächen im Rad-Netz fest. Wie sollen sie behoben werden?
Das sagt Bezirkschefin und Spitzenkandidatin Saya Amad (SPÖ): "Wozu dafür eine weitere Studie in Auftrag gegeben werden musste erschließt sich mir nicht. Denn die Schwachstellen des Radnetzes sind bekannt und bereits in den Masterplänen und Zielsetzungen der Stadt aufgenommen worden. Als Bezirk sind wir bei der Umsetzung solch großer Projekte aber auf finanzielle Unterstützung aus dem Verkehrsressort angewiesen und haben das auch mehrfach betont und eingefordert. Überall, wo es uns ohne diese Unterstützung möglich ist für Verbesserungen zu sorgen, wie etwa durch Synergieeffekte beim U-Bahn Bau, nutzen wir die Chance."
Das sagt Momo Kreutz (Grüne): "Die Studie der TU Wien zeigt, wie wir mit Begegnungszonen auf der Nußdorfer Straße, der Alserbachstraße und am Julius-Tandler-Platz den KFZ Verkehr beruhigen und Platz für Fußgänger und Radfahrer*innen schaffen. Mit Begleitmaßnahmen wird sichergestellt, dass es keine Ausweichrouten durch das Wohngebiet gibt. Das heißt: Die Pläne liegen auf dem Tisch - wir warten nur darauf, sie umzusetzen. Für mehr Lebensqualität und sicheres Radfahren am Alsergrund."
Das sagt Nikolaus Amhof (FPÖ): "Auf der Währinger Straße verkehren fünf Straßenbahnlinien neben einer Fahrspur, mehr als ein Mehrzweckstreifen ist da nicht möglich, ebenso in der Alserbachstraße, wo der baulich getrennte Geleiskörper, je eine Richtungsfahrspur und eine mit Bäumen, Sitzgelegenheiten und Radständern durchsetze Parkspur den gesamten Straßenquerschnitt ausfüllen. Anders in der Universitätsstraße die wohl breit genug für einen Radwege wäre, da wartet man aber den U5-Ausbau ab."
Das sagt Elisabeth Fuchs (ÖVP): "Auf der Währinger Straße verkehren fünf Straßenbahnlinien neben einer Fahrspur, mehr als ein Mehrzweckstreifen ist da nicht möglich, ebenso in der Alserbachstraße, wo der baulich getrennte Geleiskörper, je eine Richtungsfahrspur und eine mit Bäumen, Sitzgelegenheiten und Radständern durchsetze Parkspur den gesamten Straßenquerschnitt ausfüllen. Anders in der Universitätsstraße die wohl breit genug für einen Radwege wäre, da wartet man aber den U5-Ausbau ab dass dieser auf niederrangigen Routen, z.B. reine Wohngebiete geführt werden kann und nicht zwingend auf Hauptverkehrs- und Durchzugsrouten geführt werden muss. Dieser Vorteil wird in der ideologiebehafteten Diskussion um Radwege viel zu wenig berücksichtigt."
Das sagt Rudolf Mayrhofer-Grünbühel (Neos): "In der Universitätsstraße muss man eine hochqualitative Radinfrastruktur mit dem U-Bahn-Bau mitdenken. In der Alser Straße und der Währinger Straße ist es kaum möglich, im Straßenquerschnitt gute Radwege unterzubringen, ohne die Straßenbahn zu behindern. Eine Fahrradstraße in der parallelen Mariannengasse wäre für uns eine mögliche Variante. In der Alserbachstraße wurde ein Radweg leider dadurch für lange Zeit verunmöglicht, dass die Bezirksvorsteherin Bäume in den Parkstreifen pflanzen ließ."