"Hilfe, drei Geiseln"
SOS-Zeichen nahe irrtümlich erschossener Geiseln
Nachdem drei Geiseln irrtümlich von israelischen Soldaten erschossen wurden, veröffentlicht die Armee nun weitere Details zu dem Vorfall in Nordgaza.
Am Freitag wurden drei israelische Geiseln im Gazastreifen durch israelische Soldaten getötet. Bereits am Samstag hatte Israels Militär unter Berufung auf erste Untersuchungen des Vorfalls erklärt, die drei Getöteten hätten eine weiße Fahne mit sich getragen.
Nun wurden weitere Details zum Vorfall veröffentlicht: An einem Gebäude in der Nähe der Geiseln hätten sich Tücher befunden, auf denen in hebräischer Sprache "SOS" und "Hilfe, drei Geiseln" zu lesen gewesen sei.
SOS-Botschaft auf Stofftüchern
Am Samstag berichtete das israelische Militär, dass die getöteten Männer mehrere Dutzend Meter entfernt von den Truppen aus einem Gebäude gekommen seien. Dabei seien sie ohne Hemd gewesen, einer habe einen Stock mit einem weißen Stück Stoff in der Hand gehalten. Ein Soldat habe sich den Angaben nach bedroht gefühlt. Er hätte angegeben, es seien "Terroristen" und dann das Feuer eröffnet.
Wie Israels Militär nun mitteilte, seien die Botschaften mit Essensresten auf die Stofftücher geschrieben und an einem Gebäude rund 200 Meter entfernt von dem Ort, an dem die Geiseln am Freitag erschossen wurden, aufgehängt worden. Zwei der Männer seien bei dem Angriff direkt getötet worden, der dritte sei zurück in das Haus geflüchtet.
Ein Kommandeur habe zwar angeordnet, das Feuer zu stoppen, doch als der dritte Mann zurück ins Freie getreten sei, sei erneut geschossen worden, wobei auch dieser getötet wurde. Angeblich war auch ein Hilferuf auf Hebräisch zu hören. Ob die Geiseln entkommen waren oder von ihren Entführern zurückgelassen wurden, ist bisher unklar.
"Haben alles getan, damit wir sie als Geiseln erkennen"
Israels Generalstabschef Herzi Halevi hat die Verantwortung für die versehentliche Tötung von drei israelischen Geiseln im Gazastreifen durch israelische Soldaten übernommen. "Die Armee und ich als ihr Kommandeur sind für das, was passiert ist, verantwortlich und wir werden alles tun, um zu verhindern, dass sich solche Fälle in der Zukunft der Kämpfe wiederholen", sagte er in einem am Samstagabend. Zugleich stellte er klar, dass auf Menschen mit weißer Flagge, die sich ergeben wollen, nicht geschossen werden darf. Bei der Tötung der Geiseln seien Einsatzregeln verletzt worden, betonte Halevi.
"Die drei Geiseln haben alles getan, damit wir sie als solche erkennen – sie hatten ihre Hemden ausgezogen, damit wir sehen, dass sie keine Sprenggürtel tragen, und sie hielten eine weiße Flagge", räumte Halevi ein. Zugleich gab er zu bedenken, dass sich die Soldaten in einer aktiven Kampfzone befanden. Terroristen seien dort in Zivilkleidung aktiv und jede Entscheidung könne im Bruchteil einer Sekunde über Leben oder Tod entscheiden.
Hamas und Israel offen für Feuerpause
Inzwischen öffnete Israel den Grenzübergang Kerem Schalom für Hilfslieferungen in den Gazastreifen. Außerdem sollen sowohl Israel als auch die Hamas offen für einen erneuten Waffenstillstand und die Freilassung von Geiseln sein, wie die Nachrichtenagentur Reuters mit Berufung auf zwei ägyptische Sicherheitsquellen am Sonntag berichtete. Bisher ist jedoch unklar, wie diese genau aussehen soll.
Ägypten und Katar bestehen auf einer Beschleunigung der Hilfe, bevor irgendwelche Verhandlungen beginnen könnten, so die Quellen. Die Hamas bestehe derweil darauf, die Liste der freizulassenden Geiseln einseitig festzulegen, und verlange, dass sich die israelischen Streitkräfte hinter vorher festgelegte Linien zurückziehen, so die Quellen gegenüber Reuters.
Israel sei zwar damit einverstanden, dass die Hamas die Liste festlege, verlange aber einen Zeitplan und die Einsicht in die Liste, bevor es den Zeitpunkt und die Dauer der Waffenruhe festlege. Israel weigert sich, sich zurückzuziehen, fügten die Quellen hinzu.