Multimedia
Sony WH-1000XM4 im Test: Der Beste noch besser
Sonys Kopfhörer WH-1000XM3 gilt weiter als der Beste seiner Art in einem leistbaren Preisbereich. "Heute" hat nun den Nachfolger WH-1000XM4 getestet.
Super Sound und tolles Noise-Cancelling zu einem anständigen Preis bei rund 380 Euro – das zeichnet Sonys Paradekopfhörer seit der ersten Generation aus. Was soll da nun die vierte Generation können, was die dritte nicht schaffte? Sony selbst sagt, dass für die neuen Bluetooth-Hörer die Geräuschunterdrückung noch einmal verbessert wurde und der WH-1000XM4 einige smarte Funktionen, die es bisher nicht gab, verpasst bekommen habe.
Nimmt man den WH-1000XM4 in die Hand, könnte man ihn direkt mit dem Vorgänger verwechseln. Nur einige winzige Details deuten darauf hin, dass es sich hier um Serienmodell Nummer 4 handelt: Ein kleiner Schriftzug auf dem Kopfbügel und der neue Infrarotsensor in der linken Ohrmuschel sowie etwas dünnere Polster an den Muscheln und die von "NC/Ambient" zu "Custom" umbenannte Taste. Sonst blieb das Design gleich, übrigens auch bei der Tasche und den Accessoires wie Anschluss- und Ladekabel sowie Adapter.
Gleiche Steuerung, neues "Speak-to-Chat"
Zudem ist die Steuerung ist gleich geblieben: Beide Außenseiten der Hörmuscheln sind Touchpads, die zum Teil auch selbst mit Funktionen belegt werden können. Standard-mäßig wird per Hoch- und Runterwischen an der rechten Seite die Lautstärke geregelt, Vor- und Zurückwischen springt zum nächsten und vorigen Musiktitel, per Tippen werden Titel pausiert und gestartet oder Anrufe angenommen. Auch beim Vorgänger-Modell war das schon so.
Wer die Hand zudem auf die rechte Kopfhörer-Seite legt, schaltet die Geräuschunterdrückung kurzzeitig ab, die Lautstärke verringert sich dratisch und der Kopfhörer lässt Umgebungseräusche durch – praktisch, wenn man schnell ein Gespräch führen will. Das ist nun aber optional gar nicht mehr notwendig: Eine komplett neue Funktion namens "Speak-to-Chat". Diese stoppt beziehungsweise drosselt das Noise Cancelling und die Wiedergabe, wenn der Kopfhörer-Träger spricht. Bleibt der Träger danach 30 Sekunden lang stumm, wird die Wiedergabe automatisch fortgesetzt.
Das "Feintuning" in der App
In der Praxis zeigt sich das zwar etwas unhöflich dem Gesprächspartner gegenüber, die Funktion läuft allerdings prächtig und lässt den Nutzer trotz Kopfhörer auf den Ohren normale Gespräche führen. Die Funktion lässt sich in der zugehörigen "Sony Headphones Connect" an- und abschalten. Dort lässt sich der Kopfhörer auch praktisch "Feintunen". Wie beim 3er-Modell können auch die 4er die Tätigkeit des Trägers auf Wunsch erkennen und automatisch die Einstellungen anpassen, etwa: Höchstes Noise-Cancelling beim Sitzen, Geräuschunterdruckung mit Ausnahme für Stimmen beim Öffi-Fahren und hörbare Umgebungsgeräusche beim Gehen.
Die Auto-Einstellungen reagieren dabei meist verlässlich, können aber etwa bei Straßenbahnfahrten auch lästig werden. Steht die "Bim" lange an den Stationen, schaltet der Kopfhörer gerne zwischen der "Verweilt"- und "Wird befördert"-Einstellung hin und her, was mit einer kurzen Unterbrechung und einem Piepton verbunden ist. Wer es ganz ruhig haben will, regelt die Einstellungen einfach selbst und schaltet die automatische Erkennung ab. Optional lassen sich sonst – das ist wiederum neu – auch Orte wie die eigene Wohnung und das Büro als Hotspots samt passenden Einstellungen speichern.
Noise Cancelling wurde noch stärker
Beim Klang tut man sich als Nutzer schwer, Unterschiede zum Vorgänger herauszuhören. Rein subjektiv scheint der Ton etwas kraftvoller aus dem Hörer zu kommen und die Lautstärke scheint sich minimal lauter regeln zu lassen. Der Klang ist gewohnt klar mit etwas Bass und lässt sich weiter ebenfalls über die App genauer regeln. Wie beim Vorgänger ist der Eindruck fantastisch, der Kopfhörer bietet in diesem Punkt keinerlei hörbare Schwächen. Und: Der Tragekomfort ist weiter hervorragend. Die etwas schmaleren Polster-Ränder sorgen zudem dafür, dass es an heißen Tagen nicht so warm unter den Ohrmuschen wie beim Vorgänger wird.
Etwas deutlicher ist der Unterschied beim Noise Cancelling ausgefallen. Dieses wird nun neu laut Sony durch den neuen Chip QN1 700 Mal pro Sekunde geregelt. In der Praxis hört man deswegen im direkten Vergleich zwischen dem WH-1000XM4 und seinem Vorgänger vor allem Stimmen und hochfrequente Geräusche noch weniger durch. Auch wieder mit an Bord: Die atmosphärische Druckoptimierung für Flugreisen. Aber auch hier gilt wie in vielerlei Hinsicht: Wer den Vorgänger im Gebrauch hat, für den wird der Unterschied zu gering ausfallen, als dass er Geld in das neue Modell investieren will.
Der Beste noch besser
Der neue Sony-Kopfhörer bietet aber auch kleinere Kritikpunkte. Eine ist das eigentlich tolle und neue "360 Reality Audio". Bei dieser Funktion kann der Träger seine Ohren fotografieren, die App passt dann das Klangerlebnis individuell an den Nutzer an. "360 Reality Audio" sorgt dann dafür, dass Klang räumlich wie bei einem Konzert wahrgenommen werden kann – Töne können von links, rechts, hinten und vorne ans Ohr dringen. Das ist beeindruckend, hat aber einen Haken: Die Funktion wird bisher nur von wenigen Musikdiensten wie Deezer und Tidal unterstützt, und dabei nur von einer Handvoll Titel.
Eine willkommene Überraschung gibt es beim Akku. Sony gibt wie beim Vorgänger eine Akkulaufzeit von 30 Stunden an. Während schon der Vorgänger im Test rund eine Stunde darüber lag, sind es beim WH-1000XM4 sogar über als sieben Stunden mehr. Selbst mit intensivem Noise-Cancelling-Einsatz kam der Sony-Kopfhörer mit einer Ladung auf über 37 Stunden – top! Zehn Minuten an der Steckdose sorgen übrigens gleich für rund fünf Stunden Wiedergabe. Ingesamt ist der Sony WH-1000XM4 ein guter Nachfolger des WH-1000XM3, ihm aber nicht derart überlegen, dass er ihn ablösen würde. Weiter gilt: Wer einen verlässlichen Begleiter für Reisen oder das Büro sucht, findet bei beiden Modellen in puncto Klang und Noise Cancelling kaum etwas Besseres.