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Sony LinkBuds im Test: Die Ring-Revolution

Sony hat ein ganz neues Kopfhörer-Konzept vorgestellt. Die LinkBuds haben ein Loch in der Mitte, klingen fantastisch und sitzen perfekt. Der Test.

Rene Findenig
Runde Sache: Das sind die neuen Sony LinkBuds im Ring-Design.
Runde Sache: Das sind die neuen Sony LinkBuds im Ring-Design.
Heute

Auf den ersten Blick fragt man sich bei den neuen LinkBuds: Was soll das? Es handelt sich um Kopfhörer, die ein Loch in der Mitte besitzen – einen "offenen Ring" nennt Sony das Design. Hört man da überhaupt noch was aus den Kopfhörern, sitzen die überhaupt richtig im Ohr und übertönen Außengeräusche nicht die Musik? Das hat "Heute" in einem ausführlichen Test geklärt.

Wir durften Sonys neue Kopfhörer über mehrere Wochen testen. Das Konzept der neuen Hörer: Sie sollen sich durchgängig den ganzen Tag angenehm tragen lassen, neuartige Bedienfunktionen bieten und einen tollen Klang liefern.

Am Papier lesen sich die Daten der LinkBuds recht gewöhnlich: Bluetooth 5.2*, rund sechs Stunden Akkulaufzeit, drei volle Kopfhörer-Ladungen durch das Lade-Case, zehn Minuten Schnellladen für rund 1,5 Stunden Wiedergabezeit, Schutz gegen allseitiges Spritzwasser, ein Preis von 179 Euro und ein Marktstart noch im Februar. Die Sony-Hörer können also mit jedem Bluetooth-Gerät wie einem Smartphone verbunden werden. Auffällig ist jedoch vor allem eines: ANC, also eine aktive Geräuschunterdrückung, fehlt komplett. Das ist bei Kopfhörern eigentlich die legendäre Paradedisziplin des Unternehmens.

* Funktions-Update 4. November 2022
Im November 2022 erhalten die Kopfhörer WF-1000XM4 und LinkBuds ein Software-Update. Dieses ermöglicht nun bei beiden Modellen Multipoint-Bluetooth-Verbindungen, womit sich die Kopfhörer nun mit zwei Geräten gleichzeitig verbinden lassen. Nutzer können so etwa Musik über den PC hören und nahtlos zum Smartphone wechseln, wenn dort beispielsweise ein Anruf eingeht. 

Es ist nicht nur eine optische Revolution

Als Farbvarianten stehen bei den Sony-Kopfhörern Grau und Weiß zur Verfügung. Sieht man die WF-L900, die Sony die LinkBuds nennt, vor sich, fällt sofort das neuartige Design auf. Der obere Teil der Kopfhörer sieht wie ein gewöhnlicher In-Ear-Knopf aus, wird aber von einem Silikon-Ringaufsatz samt etwas abstehender Lasche umschlossen. Der untere Teil der True-Wireless-Kopfhörers ist zudem flach ausgefallen und  zeigt eine offene, ringförmige Bauweise. Wie der "Heute"-Test zeigt, ist das Ring-Design aber nicht nur eine optische Revolution, auch in der Praxis kommt es zu einem ganz neuen Nutzungsgefühl.

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    Die Sony LinkBuds tragen sich so angenehm, dass man anfangs Angst hat, sie könnten jederzeit aus dem Ohr fallen. Das Einpassen erfordert etwas Übung.
    Die Sony LinkBuds tragen sich so angenehm, dass man anfangs Angst hat, sie könnten jederzeit aus dem Ohr fallen. Das Einpassen erfordert etwas Übung.
    Sony

    Gewöhnungsbedürftig ist jedoch das Reinstecken ins Ohr, anfangs braucht es etwas Übung, bis die LinkBuds perfekt sitzen. Das ringförmige Ende des Kopfhörers soll direkt im Gehörgang sitzen, während die kleine Silikonlasche den Kopfhörer quasi in der "Ohrwulst" verankert. Dazu wird der Kopfhörer ins Ohr eingesetzt und dann vorsichtig so gedreht, dass er einen sicheren Halt hat. Unangenehm ist das nicht, im Gegenteil – die LinkBuds tragen sich so angenehm, dass man anfangs Angst hat, sie könnten jederzeit aus dem Ohr fallen. Die Sorge ist aber unbegründet, wenn man den Dreh schließlich raus hat.

    Sicherer Halt bei sensationellem Tragegefühl

    Damit die LinkBuds auch in verschiedene Ohr-Formen und -größen passen, liefert Sony gleich mehrere, nämlich fünf verschieden große Silikonaufsätze in der Packung mit. Das Suchen der passende Größe lohnt sich für die Nutzer. Apropos Packung: Die wurde von Sony deutlich verkleinert und ist komplett kunststofffrei, das Case und die Kopfhörer wiederum sind aus recyceltem Kunststoff gefertigt. Zurück zur Praxis: Sind die LinkBuds richtig ins Ohr eingesetzt, halten sie beim Gehen, Laufen oder Arbeiten sicher, wobei nach kurzer Zeit nicht einmal mehr wirklich auffällt, dass man sie im Ohr trägt. 

    Was der Aufwand bringt, zeigt sich schnell: Mit dem vor dem Gehörgang offenen Ring und ohne aktive Geräuschunterdrückung dringen Außengeräusche direkt ans Ohr. Das ist äußerst praktisch in Umgebungen, in denen man auf das Telefonieren oder Musikhören nicht verzichten will, aber dennoch mitbekommen muss, was sich um einen herum tut – etwa beim Spazierengehen an dicht befahrenen Straßen, bei Durchsagen am Flughafen oder in Öffis und im Büro, wenn der Chef oder Arbeitskollegen Anweisungen haben. Gleichzeitig sind die LinkBuds so klein, dass sie im Ohr kaum sichtbar sind.

    Darum schlagen die LinkBuds billige In-Ears

    Nun kann man sich fragen, was die LinkBuds anders machen sollen als einfache und billige Kopfhörer, die Außengeräusche kaum abschirmen können. Darauf gibt es zwei simple Antworten. Einerseits bieten die LinkBuds einen perfekten Transparenzmodus und lassen Außengeräusche trotz laufender Musik so klingen, wie es in der Realität der Fall ist – also ohne digital nachhelfen zu müssen oder zu schwach zu sein, um sie abschirmen zu können. Andererseits liefern die LinkBuds mit den bekannten Sony-Technologien wie der Digital Sound Enhancement Engine beachtliche Sound-Qualitäten.

    Die Sony LinkBuds tragen sich so angenehm, dass man anfangs Angst hat, sie könnten jederzeit aus dem Ohr fallen.
    Die Sony LinkBuds tragen sich so angenehm, dass man anfangs Angst hat, sie könnten jederzeit aus dem Ohr fallen.
    Heute

    Auch andere Funktionen, die in Sonys Premium-Kopfhörern zu finden sind, kehren in den LinkBuds zurück und lassen sich in der zugehörigen "Headphones"-App steuern. Per "Speak to Chat" stoppen die Buds etwa die Wiedergabe automatisch, wenn der Nutzer mit jemandem zu sprechen beginnt. Außerdem gibt es auf Wunsch doch zumindest eine kleine Abschirmung von Außengeräuschen auch ohne ANC: Laut Sony kommt ein hauseigener Geräuschminimierungsalgorithmus mit maschinellem Lernen zum Einsatz, der Umgebungsgeräusche unterdrücken und die Stimme des Nutzers klar herausfiltern kann.

    Gute Akkulaufzeit und echte Leichtgewichte

    Weil die Kopfhörer IPX4-geschützt sind, müssen sich Nutzer auch keine Sorgen machen, dass etwas Regen oder Schweiß beim Sporteln den LinkBuds etwas anhaben kann – schwimmen darf man sie aber nicht schicken. Und für einen langsamen Marathon oder einen ganzen Arbeitstag könnte es knapp werden: Im Test hielten die LinkBuds mit einer vollen Ladung bei mittlerer Lautstärke fast sechs Stunden durch. Das ist ein guter Wert, zum Ausdauer-Champ reicht es aber nicht. Immerhin: In nur zehn Minuten Ladezeit gibt es wieder rund 1,5 Stunden Laufzeit und das Lade-Case lädt die LinkBuds drei Mal voll.

    Das Case ist übrigens so klein, dass es locker in jede Hosentasche passt und die kleinen LinkBuds sind mit nur 4,1 Gramm Gewicht federleicht. Sind Kopfhörer und Lade-Behälter leer, werden sie per USB-C-Kabel geladen. Ein Ladekabel liefert Sony in der Packung gleich mit, einen Adapter für die Steckdose muss man sich selbst besorgen oder daheim haben, wenn man das Kabel nicht direkt an einen USB-Port anschließen kann. Neuerung am Case im Vergleich zu dem jüngst erschienene Modell WF-1000XM4: Es gibt nun einen kleinen Druckknopf unter der Lade-LED, über den sich der Lade-Behälter öffnen lässt.

    Beim Sound werden die Kleinen ganz groß

    Auch an den Kopfhörern selbst entdeckt man bei der Nutzung schnell eine fantastische Neuerung. Die Kopfhörer lassen sich wieder per Touch bedienen, um die Wiedergabe zu starten oder die Lautstärke zu erhöhen muss man nun aber nicht mehr direkt auf das Gehäuse tippen. Dank "Wide Area Tap" reicht es aus, auf die Stelle direkt vor dem Ohr zu tippen, um die gewünschte Funktion auszulösen – das funktionierte so zuverlässig wie praktisch. Welche Funktionen bei Doppel- und Dreifachtipp ausgelöst werden, kann der Nutzer zum größten Teil frei in der Sony-"Headphones"-App selbst festlegen.

    Das Lade-Case und die Kopfhörer sind aus recyceltem Kunststoff gefertigt, heißt es von Sony.
    Das Lade-Case und die Kopfhörer sind aus recyceltem Kunststoff gefertigt, heißt es von Sony.
    Heute

    Von Sony ist man seit Jahren eine gute Soundqualität gewohnt und das stellt das Unternehmen auch wieder bei den LinkBuds unter Beweis. Auch wenn die Umgebung laut ist, sind Anrufer kristallklar und deutlich hörbar und auch umgekehrt bestätigten diese unseren hervorragenden Eindruck. Musik hört sich grandios an. Auch wenn Umgebungsgeräusche durchdringen, überzeugt der Klang mit angenehmem Bass, klaren Details, voluminösen Stimmen und toll abgestimmten Höhen, Mitten sowie Tiefen. Das ANC mag Sony gestrichen haben, den bombastischen Sound aber eindeutig nicht!

    Viel Technik in einem Miniatur-Gehäuse

    Es ist beeindruckend, wie viel Technik Sony in den kleinen LinkBuds unterbringen konnte. Verbaut wurden mehrere Mikrofone samt KI-Spracherfassung, Körperschall- und Raumschallsensoren, natürlich die Lautsprechermembran und der Akku sowie der V1-Prozessor, der auch in anderen Highend-Kopfhörern zum Einsatz kommt. Das Miniatur-Wunderwerk der Technik wird zudem perfekt von der App unterstützt, die auf iOS- sowie Android-Systemen läuft – verzichtet man auf sie, laufen die LinkBuds zwar mit Bluetooth 5.2 trotzdem im Zusammenspiel mit Mobilgeräten, viel Komfort geht aber verloren. 

    In der App, die für die LinkBuds ein neues Update bekommt, lassen sich beispielsweise die smarten Funktionen wie "Speak to Chat" oder die automatische Lautstärkeanpassung an Umgebungen an- und abschalten. Ein wunderbar ausführlicher Equalizer lässt zudem an vielen Klang-Schrauben drehen und vorgefertigte Einstellungen je nach Nutzergeschmack ausprobieren. Nutzer können außerdem in der App festlegen, welche Funktionen die Touch-Steuerung auslösen soll. Achja, die LinkBuds unterstützen sogar Sprachassistenten, per "OK Google" und "Alexa" darf man sie auch stimmlich steuern.

    Sonys LinkBuds sind die Ring-Revolution

    Als Codecs kommen bei den Sony LinkBuds AAC und SBC für iOS- und Android-Geräte zum Einsatz, hochauflösendere Audiokodierungstechnologien wie Sonys LDAC gibt es bei den neuen Kopfhörern aber nicht. Der letzte Testpunkt ist schnell erledigt: An den LinkBuds wird man sicherlich lange Zeit seine Freude haben, denn die Verarbeitung von Lade-Behälter und Kopfhörern ist hervorragend. Das matte Design hält Staub, Kratzer und Fingerabdrücke fern, die Silikonringe der Kopfhörer lassen sich leicht tauschen und Schmutz dringt aus möglicherweise nicht so sauberen Ohren fast gar nicht an die Buds, da sie vor dem und nicht im Gehörgang des Benutzers liegen.

    Es ist beeindruckend, wie viel Technik Sony in den kleinen LinkBuds unterbringen konnte.
    Es ist beeindruckend, wie viel Technik Sony in den kleinen LinkBuds unterbringen konnte.
    Heute

    Sony hat mit den neuen LinkBuds ein überraschendes, aber revolutionäres Kopfhörer-Design geschaffen. Wer Wert auf Abschirmung, aktive Geräuschunterdrückung und Co. legt, ist bei den Sony LinkBuds komplett falsch, denn sie sind für das genaue Gegenteil geschaffen: Super Sound- und Telefonier-Qualitäten, komfortabler Sitz im Ohr für den ganzen Tag und gute Akkulaufzeit bei gleichzeitig so gut wie unverfälschten Außengeräuschen. Wunderbar ergänzt werden diese beachtlichen Qualitäten durch die neue Touch-Steuerung, bei der man nur die Haut vor dem Ohr berühren muss. All diese Qualitäten machen die Sony LinkBuds perfekt für Einsatzorte wie das Home-Office oder Büro. Die Ring-Hörer sind eine runde Sache.