Wie die Russen

Soldatenmangel – Ukraine rekrutiert jetzt Kriminelle

Der Ukraine gehen die Soldaten aus. So wendet sie sich einer bislang ungenutzten quelle zu: Kriminellen, die im Gefängnis sitzen.

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Soldatenmangel – Ukraine rekrutiert jetzt Kriminelle
Soldaten der ukrainischen Streitkräfte feuern einen 120-mm-Mörser auf russische Truppen an einer Frontlinie in der Nähe der Stadt Chasiv Yar in der Region Donezk. (15. Juni 2024)
Oleg Petrasiuk/Press Service of the 24th King Danylo Separate Mechanized Brigade of the Ukrainian Armed Forces/Handout via REUTERS

Russlands Angriffskrieg dauert bereits mehr als zwei Jahre, und die Ukraine braucht dringend mehr Kräfte auf dem Schlachtfeld. Nun sollen Hunderttausende zusätzliche Männer zum Dienst eingezogen werden, und erstmals wendet sich die Ukraine bei ihrer Rekrutierung auch einem bislang ungenutzten Potenzial zu: inhaftierten Straftätern.

Mehr als 3.000 Häftlinge sind bereits auf Bewährung freigelassen und militärischen Einheiten zugeordnet worden, nachdem das Parlament im Mai diese Art der Rekrutierung im Rahmen eines kontroversen Mobilisierungsgesetzes gebilligt hatte, wie die ukrainische Vizejustizministerin Olena Wysozka der Nachrichtenagentur AP sagte.

Nach Schätzungen des Ministeriums könnten ungefähr 27.000 verurteilte Straftäter für das neue Programm infrage kommen. Wysozka zufolge ist es für viele potenzielle Anwärter ein treibendes Motiv, "als ein Held nach Hause zurückzukehren anstatt aus dem Gefängnis".

"Es ist dumm, hier zu sitzen und nichts zu tun"

Ernest Wolwatsch möchte das Angebot annehmen. Der 27-Jährige wurde wegen Raubes zu zwei Jahren in der Strafkolonie in der Region Dnipropetrowsk verurteilt. Er arbeitet dort in der Küche, füllt Schüsseln mit Essen. "Es ist dumm, hier zu sitzen und nichts zu tun", sagt Wolwatsch, der sich nach eigenen Angaben seit dem Beginn des Krieges gewünscht hat, "etwas für die Ukraine zu tun" und die Gelegenheit zu haben, sich beim Militär einzuschreiben. Jetzt habe er eine Chance dafür.

Andere Pläne hat der 30-jährige Wolodimir, der in einer Werkstatt des Straflagers Metallbolzen anfertigt. Er will sich, wie er sagt, freiwillig den Streitkräften anschließen, wenn er seine Strafe in einem Jahr verbüßt hat, aber nicht jetzt, denn unter dem Bewährungsprogramm gebe es keinen Heimaturlaub.

Vor einer etwaigen Freilassung werden die Häftlinge befragt und medizinisch untersucht. Und wer wegen Vergewaltigung, anderer sexueller Übergriffe, Mordes an zwei oder mehr Menschen oder Verbrechen gegen die nationale Sicherheit verurteilt worden ist, kommt nicht für das Programm infrage.

Nicht wie in Russland

Ukrainische Offizielle sind darauf bedacht, dass zwischen ihrem Angebot und der russischen Rekrutierung von Gefängnisinsassen für die berüchtigte Söldnergruppe Wagner unterschieden wird. Jene Kämpfer seien gewöhnlich in die tödlichsten Schlachten geschleust worden, aber das ukrainische Programm ziele darauf ab, die Freigelassenen in reguläre ukrainische Einheiten an der Frontlinie zu integrieren.

Wer sich für eine Freilassung auf Bewährung qualifiziert hat, wird rasch in Lager geschickt, wo er den Umgang mit der Waffe und andere wesentliche Kampfgrundlagen lernt. Die Ausbildung wird später, nach der Eingliederung in individuelle Einheiten, ergänzt und abgeschlossen.

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