An Wien Energie verpachtet

Solar-Schmäh? Immer mehr Wiener Mieter sind betroffen

Die PV-Anlage auf ihrem Dach sollte Bewohnern der Pötzleinsdorfer Höhe 2A in Währing massive Stromkosten ersparen. Darauf warten sie über zwei Jahre.

Sandra Kartik
Solar-Schmäh? Immer mehr Wiener Mieter sind betroffen
Die Mieter der Pötzleinsdorfer Höhe 2A in Wien-Währing laufen heiß: Sie wollen endlich die PV-Anlage am Dach nutzen. Unter anderem betroffen sind: Janosch, Signe, Sonja, Viktoria, Katja, Philipp, Albin, Alexandra und Michaela (v.l.), sowie Isaak (vorne).
Sabine Hertel

Paare, Singles und Familien zogen vor etwas mehr als zwei Jahren in eine neue, nachhaltige Wohnhausanlage in Währing ein. Die rund 70 Parteien der Pötzleinsdorfer Höhe 2A leben auf vier Stiegen verteilt, von der jede mit einem eigenen Solardach ausgestattet ist. Beim Einzug in den Bau von EBG Wohnen wurde den Mietern vertraglich versprochen, durch die PV-Anlagen auch ordentlich Energiekosten einzusparen. Doch die Dächer wurden an Wien Energie verpachtet, deren Tarife deutlich über den erwarteten Preisen liegen. Diese Vorgehensweise brachte schon die Geldbörsen von Mietern in Penzing ungewollt zum Glühen ("Heute" berichtete).

"Wir kämpfen seit dem Einzug im November 2021 mit diesem Problem. Hunderte Mails sind bereits von uns Mietern an Wien Energie und an die Hausverwaltung gegangen. Wir werden aber immer abgewimmelt", ärgert sich Alexandra P. im "Heute"-Gespräch. Dabei "ist im Mietvertrag verankert, dass wir durch das Solardach mindestens 30 Prozent an Stromkosten einsparen sollen."

"Immer nur vertröstet"

Die zweifache Mutter und Unternehmerin schildert den Ablauf, der inzwischen alle Bewohner heiß laufen lässt. Erst mussten bei Schlüsselübergabe Verträge mit Wien Energie unterschrieben werden, weil alle Solardächer der Anlage an den Energielieferanten verpachtet werden. "Wir haben zuerst monatelang keine Abrechnung bekommen." Danach folgten erhebliche Nachzahlungen für den bereits verbrauchten Strom. "Wir werden von Wien Energie immer nur vertröstet: Es gäbe technische Probleme, aber für uns würde kein finanzieller Schäden entstehen. Das stimmt aber nicht. Wir befürchten auch eine Verjährung der Ansprüche", so Alexandra P. weiter

Viele Bewohner wie sie selbst hätten inzwischen schon den Energieanbieter wechseln müssen, weil die Tarife derzeit einfach zu teuer sind. In etwa zehn Prozent der Wohnungen leben außerdem ehemals Obdachlose, schildert die Wienerin. "Sie sind finanziell natürlich massiv von der Situation betroffen." Einige Mieter mussten sich sogar Geld ausborgen, um ihre Energiekosten bezahlen zu können. "Für manche wurde das zur Existenzbedrohung."

Wien Energie verspricht Entschädigung

Bisher konnten weder die Mieterhilfe, noch das Büro von Stadtrat Peter Hanke helfen, berichten die Bewohner. Auch ein Treffen mit der Bezirksvorsteherin brachte keine Klarheit. "Für uns ist das wirklich sehr belastend, da es offensichtlich zu keiner Lösung des Problems kommt", spricht Alexandra P. für alle Betroffenen.

Auf "Heute"-Anfrage bedauert Wien Energie die Situation: "Leider gab es ein generelles Problem im Verrechnungssystem für die Photovoltaik-Anlagen auf Mehrparteien-Häusern, aufgrund dessen teilweise keine Abrechnung des Sonnenstroms vom eigenen Dach möglich war." Weiter heißt es: "Wir entschuldigen uns aufrichtig für die lange Wartezeit auf den Sonnenstrom und melden uns demnächst. Die betroffenen Kund*innen erhalten eine Gutschrift, um eine mögliche entgangene Ersparnis auszugleichen."

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