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Social-Media-Experte - "TikTok und 'Heute' – das passt"
BuzzValue-Boss Markus Zimmer beobachtet, wie Social Media zu Nachrichtenkanälen werden. Seine Analyse und warum Verlagshäuser auf Social Media setzen.
Augen verschließen – hilft nicht. Soziale Medien sind längst in der Mitte der Gesellschaft angekommen. Facebook erreicht mit rund drei Milliarden Nutzern ein Drittel der Weltbevölkerung. Zuletzt verzeichnete die chinesische Plattform TikTok einen rasanten Boom, ist mit 1,59 Milliarden Nutzern den bekannten Platzhirschen der 2010er-Jahre (Facebook, Instagram, WhatsApp) bereits dicht auf den Fersen.
Algorithmus bestimmt alleine
Was die Kurzvideoplattform zum Weitersliden neu mitbrachte, scheint ein genereller Trend auf Social Media zu sein: Der soziale Aspekt der sozialen Medien fällt fast völlig weg, ein Algorithmus alleine bestimmt über den ausgespielten Content. Das bringt neue Möglichkeiten für virale Verbreitung.
Experte Markus Zimmer, Gründer und Chef der Wiener Social-Media-Marktforscher BuzzValue, beobachtet den Markt, der sich gleichsam rasant und unvorhersehbar entwickelt. Im Gespräch mit "Heute" gibt er spannende Einblicke: "Social Media ist in unserem Medienkonsum zu einer neuen Säule geworden und mittlerweile genauso relevant wie die ehemals klassischen Medien, Print, Online und Fernsehen.
Neue Säule des Medienkonsums
Dabei verändert sich das Kommunikationsverhalten, mehr Konsumation, weniger Interaktion", erklärt er. Dadurch scheint gerade TikTok auf dem Nachrichtenmarkt ein echter Faktor zu werden. "Mehr und mehr nutzen TikTok als Nachrichtenmedium Nummer 1. Daher ist es wichtig, dass Medien auch gerade dort aktiv und präsent sind." Denn: "Man muss die Leute dort erreichen, wo sie zu Hause sind."
Großes Lob gibt es vom Experten für den Social-Media-Auftritt von "Heute". Binnen kürzester Zeit gelang es News-Anchor Aitor Lopez de Alda und seinem Team, alle anderen Tageszeitungen auf TikTok zu überflügeln. "Es ist wichtig, dass junge Leuten dort die Marke kennenlernen."
Was der Experte als Grund für den Erfolg ausmacht? "TikTok und 'Heute' – das passt einfach." Die App würde "extrem gut zu einem zeitnahen, kompakten Medium" passen, das "Storys knapp und ,am Punkt‘ bringt." Daher seien die hohen Interaktionszahlen sicher nicht zufällig.
Und auch auf Facebook weist der Social-Media-Marktforscher "Heute" einen Top-Wert aus: Von April ’23 bis März ’24 habe man 2,5 Millionen Interaktionen erzielt – mehr als jedes andere heimische Medium. "Facebook sollte man noch lange nicht totschreiben, es wird wichtig bleiben", so Zimmer. Zwar kämen nur sehr wenig junge Nutzer nach, die älteren User bleiben der Plattform aber weiterhin treu.
Der Experte geht davon aus, dass soziale Netze in Zukunft das gesellschaftliche Leben noch mehr umspannen werden – besonders in der Werbung, weil sie dort "supereffizient, zielgruppenspezifisch" ist und es "kaum Streuung gibt". Vielleicht wundert man sich in 20 Jahren über "klobige Devices" und "unpraktische VR-Brillen" von früher, nicht aber über Social-Media-Auftritte von etablierten Medien, Institutionen oder von Politikern jeder Couleur.