Politik
So will Karmasin Geburtenzahlen erhöhen
Eine Studie des Wirtschaftsforschungsinstituts (WIFO) bestätigt: Familienförderung alleine genügt nicht, um einen Anreiz zu schaffen, mehr Kinder auf die Welt zu setzen. Als Konsequenz will Familienministerin Sophie Karmasin (ÖVP) künftig zusätzliche Mittel für Familien nur noch als Sachleistung bereitstellen. Frauenministerin Gabriele Heinisch-Hosek
Eine Studie des Wirtschaftsforschungsinstituts (WIFO) bestätigt: alleine genügt nicht, um einen Anreiz zu schaffen, mehr Kinder auf die Welt zu setzen. Als Konsequenz will Familienministerin Sophie Karmasin (ÖVP) künftig zusätzliche Mittel für Familien nur noch als Sachleistung bereitstellen. Frauenministerin Gabriele Heinisch-Hosek begrüßt die Forderung.
Mit einer Geburtenrate von 1,44 Kindern pro Frau zählt Österreich in Europa zu den Schlusslichtern, die relativ großzügige Familienförderung hat daran nichts geändert. Neun Milliarden Euro zusätzlich pro Jahr an Familienförderung alleine reiche eben nicht aus, um in Österreich ein kinderfreundlicheres Klima zu schaffen, so die Studie, die Karmasin in Auftrag gegeben hatte. Erfolgreiche Familienpolitik müsse viel stärker auf Sachleistungen setzen - etwa den Ausbau der Kinderbetreuung, um Beruf und Familie besser vereinbar zu machen, heißt es in der Studie weiter.
Mütter entlasten und voll in Arbeitsmarkt integrieren
Die besten Geburtenraten haben Länder wie Frankreich und Dänemark mit zwei bzw. 1,73 Kindern pro Frau - und diese Länder setzen deutlich stärker auf Sachleistungen als Österreich. Nur 14 Prozent der unter Dreijährigen werden in Österreich außer Haus etreut, in Dänemark sind es 67 Prozent, in Frankreich 40 Prozent. Selbst Deutschland, das eine ähnlich unwirksame Familienpolitik wie Österreich betreibt, kommt auf 24 Prozent Betreuungsquote bei den ganz Kleinen.
Und weil Österreich bei der Kinderbetreuung nachhinkt, aber auch wegen der hohen Steuerbelastung, die Vollzeit oft unattraktiv macht -, arbeiten 44 Prozent der Frauen nur Teilzeit.
Karmasin: Trendwende
ÖVP-Familienministerin Sophie Karmasin kündigte im Ö1 Morgenjournal an, zusätzliche Mittel für Familien nur noch als Sachleistung auszugeben. Einen Anfang mache die zusätzlichen 300 Millionen Euro für den Ausbau der Kinderbetreuung und der entsprechenden Vereinbarung mit den Ländern. Idealerweise solle das Verhältnis zwischen monetärer Förderung und Sachleistung 50:50 betragen.
Heinisch-Hosek begrüßt Forderung
Frauenministerin Gabriele Heinisch-Hosek hält die Ankündigung von Karmasin, Geld- und Sachleistungen gleichermaßen aufzuteilen, für begrüßenswert. Derzeit fließen 80 Prozent der Familienleistungen in Geldleistungen, 20 Prozent in Sachleistungen. Deshalb sei der eingeschlagene Weg der Bundesregierung, auf der einen Seite die Familienbeihilfe zu erhöhen und auf der anderen Seite eine dreiviertel Milliarde Euro in den Ausbau der Kinderbetreuung und ganztägigen Schulformen zu investieren, der richtige und müsse weiterverfolgt werden, betont Heinisch-Hosek.
Zahl der Geburten leicht gestiegen
In Österreich ist die Zahl der Geburten im ersten Halbjahr im Vergleich zu diesem Zeitraum des Vorjahres um 3,9 Prozent auf 79.523 Babys gestiegen. Laut Statistik Österreich kamen von Jänner bis Juni 1.420 Babys mehr auf die Welt als im ersten Halbjahr 2013. Nur im Burgenland war die Geburtenrate heuer rückläufig (minus 0,8 Prozent), hieß es in einer Mitteilung vom Dienstag.
Von Jänner bis Juni 2014 wurden insbesondere in Oberösterreich (plus 8,1 Prozent), in Salzburg (plus 7,7 Prozent) und in Vorarlberg (plus sechs Prozent) mehr Geburten registriert.
Unterdurchschnittlich steigende Geburtenzahlen wurden in Niederösterreich (plus 3,8 Prozent), in Wien (+3,7 Prozent), in der Steiermark (plus ein Prozent), in Tirol (plus 0,7 Prozent) und in Kärnten (+0,4 Prozent) festgestellt. Nur im Burgenland war die Geburtenrate heuer rückläufig (minus 0,8 Prozent).