Bildungskarenz im Visier

"So war das nicht gedacht" – Bonus stößt auf Kritik

Die Kosten für die Bildungskarenz sind auf eine halbe Milliarde pro Jahr explodiert. "Aber die Maßnahme geht am Ziel vorbei, kritisiert Expertin.

Angela Sellner
"So war das nicht gedacht" – Bonus stößt auf Kritik
In der Bildungskarenz müssen mindestens 20 Stunden pro Woche für Weiterbildung verwendet werden. Den größten Teil darf man auch daheim machen.
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Seit 1998 gibt es in Österreich die Möglichkeit, sich für bis zu 12 Monate aus dem Job in eine Bildungskarenz zu verabschieden. Man erhält dann vom AMS ein Weiterbildungsgeld (in Höhe des Arbeitslosengeldes, also 55 Prozent des vorangegangenen Nettoeinkommens).

"Eine gute Idee, die aber inzwischen grundlegenden Reformbedarf hat", so Ökonomin Carmen Treml von wirtschaftsliberalen Institut Agenda Austria zu "Heute"

Rekord von über 22.000 Nutzern

Die Bildungskarenz, die ohne großen Aufwand und strenge Prüfung zu beantragen ist (man braucht letztlich nur das OK des Arbeitgebers), ist jedenfalls ein echter Renner. Mit über 22.000 Leistungsbeziehern gab es zuletzt einen neuen Rekordwert, Tendenz weiter steigend. 

Auch die Kosten für den Staat galoppieren davon, schreibt Expertin Treml in ihrer Analyse: Alleine zwischen 2019 und 2023 sind die Ausgaben von knapp 214 Millionen auf über 510 Millionen Euro gestiegen; das entspricht einem Plus von fast 140 Prozent.

GRAFIKEN– Daten und Fakten zur Bildungskarenz

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    Die Bildungskarenz erfreut sich immer größerer Beliebtheit: Seit 1998 gibt es in Österreich die Möglichkeit, sich für bis zu 12 Monate aus dem Job zu verabschieden. Man erhält dann vom AMS ein Weiterbildungsgeld.
    Die Bildungskarenz erfreut sich immer größerer Beliebtheit: Seit 1998 gibt es in Österreich die Möglichkeit, sich für bis zu 12 Monate aus dem Job zu verabschieden. Man erhält dann vom AMS ein Weiterbildungsgeld.
    Agenda Austria ׀ Denkfabrik

    In Anspruch genommen werde die Bildungskarenz allerdings bevorzugt von Menschen, die ohnehin bereits eine gute Ausbildung hätten. "Weiterbildung ist natürlich auf jeder Stufe wichtig und gut - allerdings sollte die Bildungskarenz doch eher auf die Zielgruppe der niedrig Qualifizierten ausgerichtet sein", meint Treml.

    Größte Gruppe unter den Nutzern der Bildungskarenz sind Mütter, die so ihre Babypause verlängern
    Carmen Treml
    Ökonomin Agenda Austria

    Größte Gruppe unter den Nutzern der Bildungskarenz seien im übrigen Mütter, die so ihre Babypause verlängern. "So war das definitiv nicht gedacht", sagt Treml.

    Der Expertin zufolge wären strengere Kriterien für den Anspruch auf Bildungskarenz ebenso wie hinsichtlich erforderlicher Nachweise für absolvierte Kurse angebracht.

    Zweifelsfall Yoga

    Akzeptiert werden für die Bildungskarenz grundsätzlich alle Optionen, die für die berufliche Karriere irgendwie förderlich sein können. Es muss nicht direkt jobbezogen sein, auch Sprachkurse sind möglich. Nur dem Spaß oder Hobby darf man aber nicht frönen: "Der Aufenthalt in einem indischen Yoga-Retreat oder eine Tauchausbildung auf den Seychellen wären eher schwierig zu argumentieren", sagt Treml: "Die Umschulung vom Programmierer zum Yoga-Lehrer allerdings schon." Wobei die Beurteilung vom Einzelfall abhänge.

    Es gab bereits mehrere Reformen der Bildungskarenz – meist mit dem Ziel, dass der Zugang einfacher wurde. "Jetzt müsste es in die andere Richtung gehen", meint die Agenda-Austria-Expertin.

    Arbeitsminister Martin Kocher (ÖVP) hat eine Reform bereits auf der Agenda – abzuwarten bleibt, ob sich das noch in dieser Legislaturperiode ausgeht. 

    Auf den Punkt gebracht

    • Die Kosten für die Bildungskarenz sind auf eine halbe Milliarde pro Jahr angestiegen
    • Das stößt auf Kritik einer Expertin, die sagt, dass die Maßnahme bevorzugt von Menschen mit guter Ausbildung genutzt wird, anstatt die Zielgruppe der gering Qualifizierten zu erreichen
    • Zusätzlich drängt die Expertin auf strengere Kriterien für den Anspruch und Nachweise absolvierter Kurse
    • Arbeitsminister Martin Kocher (ÖVP) hat eine Reform der Bildungskarenz auf der Agenda

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