Studie hat untersucht

So viel bringt dir ein Digital Detox wirklich

Weil die Infos aus dem Internet nur so auf uns einprasseln, entscheiden sich viele für eine Social-Media-Pause. Bringt das wirklich was?

Heute Life
So viel bringt dir ein Digital Detox wirklich
Hast du schon einmal einen Digital Detox gemacht?
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Kaum jemand nutzt heute keine sozialen Netzwerke im Internet: Facebook, Instagram, TikTok, Snapchat und YouTube – um nur die bekanntesten zu nennen. Für manche sind diese Netzwerke sogar ihre Lebensgrundlage (Stichwort Influencer!). Der Konsum kann sogar in eine Sucht ausarten. Symptome dafür sind Vernachlässigung von persönlichen oder beruflichen Pflichten, Unruhe oder Angst, wenn man nicht online ist, Verlust des Interesses an anderen Aktivitäten, Verlust echter Freundschaften. Studien zu dem noch neuen Thema "Social Media Sucht" gibt es wenige.

"Digitales Entgiften" für Wohlbefinden und psychische Gesundheit

Weil in den Netzwerken die Informationen nur so auf uns einprasseln, kann uns die Flut schnell überfordern. Viele entscheiden sich dann für eine Social-Media-Pause. Aber was bringt das? Frühere Forschungsarbeiten hätten nahegelegt, dass es bei einem abrupten Stopp der Nutzung sozialer Medien zu Entzugserscheinungen ähnlich wie bei Drogenkonsum kommen könne und dass "digitales Entgiften" – Digital Detox – sich positiv auf Wohlbefinden und psychische Gesundheit auswirke. Das haben Michael Wadsley und Niklas Ihssen von der Durham University (Großbritannien) in einer kleinen Studie untersucht.

Hohe Rückfallquote

51 junge Erwachsene (16 Männer, 35 Frauen) im Alter zwischen 18 und 25 Jahren wurden aus der Studentenschaft der Durham University rekrutiert und nahmen zwischen Januar und Juni 2022 an der Studie teil. Alle gaben an, täglich mindestens ein soziales Netzwerk zu nutzen, ein iPhone mit aktivierter Screen Time-App zu verwenden und bereit zu sein, auf die Nutzung eine Woche lang zu verzichten.

Die meisten Teilnehmer waren zwar in der Lage, ihre Nutzung sozialer Medien die ganze Woche lang deutlich zu reduzieren, nur sieben blieben allerdings erfolgreich komplett abstinent. Die Rückfallquote ist also sehr hoch. Zudem sei vielfach angegeben worden, dass zum Ausgleich mehr Zeit etwa mit Videospielen oder Online-Shopping verbracht wurde. Die Handynutzung insgesamt einzuschränken, war keine Vorgabe der Studie.

Es könne sein, dass potenzielle Negativeffekte durch das Ausweichen auf andere Digitalangebote sowie die überwiegend nur eingeschränkte, aber nicht komplett gestoppte Nutzung sozialer Medien verhindert wurden, erläutert das Forscherduo. Dazu müssten größere Studien folgen.

Bei nur einigen Tagen Enthaltsamkeit halten sich positive und negative Auswirkungen wohl eher die Waage. Entzugsähnliche Effekte wurden nicht gefunden, wie das Forscherduo schreibt. Die Nutzungseinschränkung habe nuancierte und potenziell gegenläufige Auswirkungen auf das Wohlbefinden gehabt. Durch die Einschränkung könnten Erfahrungen wegfallen, die negative Emotionen auslösen – wie soziale Vergleiche oder die Angst, etwas zu verpassen. Das gelte aber ebenso für positive Emotionen wie soziale Anerkennung.

Nicht gleich von Sucht sprechen

Der nicht an der Studie beteiligte Wissenschaftler Leonard Reinecke von der deutschen Johannes Gutenberg-Universität Mainz beurteilt die Forschung zu "Digital Detox" insgesamt kritisch. Seiner Ansicht nach würde der Begriff "Sucht" in diesem Zusammenhang oft fälschlich verwendet. Richtige Suchtsymptome würde nur ein sehr kleiner Anteil der User aufweisen – und bei diesen lägen zudem häufig verschiedene Suchterkrankungen gleichzeitig vor. Reinecke setzt auf Selbstreflexion. "Was mache ich eigentlich mit meinem Smartphone auf Social Media? Was davon erlebe ich als bereichernd? Was tut mir gut?" So könnten potenzielle Negativschleifen durchbrochen werden.

red
Akt.
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