USA

So verhöhnt Trump sein Missbrauchsopfer vor Gericht

Im Prozess geht es um die Summe, die Ex-Präsident Donald Trump der mittlerweile 80-jährigen Kolumnistin E. Jean Carroll zahlen muss.

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So verhöhnt Trump sein Missbrauchsopfer vor Gericht
Die mittlerweile 80-Jährige Kolumnistin E. Jean Carroll fordert 10 Millionen Dollar Schadenersatz - wegen Missbrauch und Verleumdung.
ANGELA WEISS / AFP / picturedesk.com

Kopfschüttelnd hat der frühere US-Präsident Donald Trump am Dienstag den Auftakt eines Verleumdungsprozesses gegen ihn in New York verfolgt. Richter Lewis A. Kaplan sagte den Geschworenen, dass eine andere Jury bereits entschieden habe, dass der Ex-Präsident die Kolumnistin E. Jean Carroll in den 90er Jahren sexuell missbraucht habe.

Als der Richter später bei der Auswahl der Geschworenen fragte, ob jemand das Gefühl habe, von der Justiz ungerecht behandelt worden zu sein, hob der freiwillig anwesende Trump die Hand. Die Geste löste Gelächter unter den Zuschauern aus, und der Richter sagte an den Ex-Präsidenten gewandt: "Wir wissen, wie Sie sich fühlen." Neun Geschworene wurden für den Prozess ausgewählt, der laut Kaplan voraussichtlich drei bis fünf Tage dauern wird. Die Zeugenaussagen sollten am Mittwoch beginnen.

Trump ignoriert Carroll im Gerichtssaal

Der letzten Verhandlung in diesem Fall im Mai war Trump ferngeblieben. Damals befanden die Geschworenen, dass er Carroll sexuell missbraucht hat, und sprachen ihr fünf Millionen Dollar Schadenersatz zu. Für eine Verurteilung wegen Vergewaltigung fehle es aber an Beweisen, hieß es damals. Angesichts dieses Urteils sagte Kaplan den angehenden Geschworenen nun, dass es in dem neuen Prozess nur darum gehen werde, ob und wie viel Geld Trump Carroll für seine Äußerungen über sie während seiner Amtszeit als Präsident im Jahr 2019 zahlen muss. Trump saß am Tisch der Verteidigung, flankiert von seinen Anwälten, und schien Carroll nicht anzusehen.

Zum Auftakt des Prozesses lehnte der Richter einen Antrag Trumps ab, das Verfahren auszusetzen, damit er am Donnerstag an der Beerdigung seiner Schwiegermutter teilnehmen könne. Kaplan sagte, er hindere Trump nicht daran, zur Beerdigung zu gehen. Die Verteidigung warf dem Richter vor, er behindere Trumps Anwesenheit im Prozess.

Nachdem Trump das Gerichtsgebäude verlassen hatte, begannen die Eröffnungsplädoyers. Carrolls Anwältin Shawn Crowley sagte, dass Trump für seine Äußerungen zur Rechenschaft gezogen werden müsse. Dieser habe, während er noch Präsident war, "das größte Mikrofon der Welt benutzt, um Frau Carroll anzugreifen, sie zu demütigen" und "ihren Ruf in Stücke zu reißen". Trump habe im Juni 2019 vier Tage lang verbale Angriffe gefahren und Carroll beschuldigt, eine Lügnerin zu sein – und zwar aus dem Weißen Haus heraus, "wo Präsidenten Gesetze unterzeichnet, Kriege erklärt und über das Schicksal der Nation entschieden haben". Die Aufgabe der Geschworenen sei es, die Frage zu beantworten: "Wie viel Geld wird es kosten, ihn dazu zu bewegen, aufzuhören?"

Gegen das Urteil der Jury vom Mai hatte Trump Berufung eingelegt. Sein Anwalt Michael Madaio argumentierte, der Prozess sollte deshalb nicht fortgesetzt werden. Nach Angaben von Trumps Anwältin Alina Habba will Trump aussagen. Auch Carroll will sich äußern.

Carroll fordert zehn Millionen Schadenersatz

Wie üblich wetterte Trump in einer Reihe von Social-Media-Posts gegen das Verfahren. Auf seiner Plattform Truth Social schrieb Trump, Carrolls Vergewaltigungsvorwurf sei eine "versuchte Erpressung" mit "erfundenen Lügen und politischem Blödsinn". Er beschuldigte den Richter, einen "absoluten Hass" auf ihn zu hegen.

Die 80-jährige Carroll will im Zeugenstand berichten, welcher Schaden Trumps öffentliche Äußerungen ihrer Karriere und ihrem Ruf zugefügt hätten. Sie fordert zehn Millionen Dollar Schadenersatz und weitere Millionen an Strafschadenersatz. Trump-Anwältin Habba hielt dagegen, Carrolls Karriere sei danach aufgeblüht, die Autorin sei "zurück im Rampenlicht", wie sie es immer gewollt habe. Habba sagte, Carrolls Anwälte wollten ihre Mandantin als jemanden darstellen, dessen Ruf ruiniert sei, obwohl "die Beweise etwas anderes zeigen werden".

Sollte sich Trump zur Aussagen entschliessen, sind ihm strenge Grenzen in seinen Äußerungen gesetzt. Kaplan erklärte, aufgrund des früheren Urteils könne Trump nicht in den Zeugenstand treten und behaupten, er habe Carroll nicht sexuell missbraucht oder verleumdet.

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    HELMUT FOHRINGER / APA / picturedesk.com
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