Wien

So traf die Corona-Krise Wiens Shoppingmeilen

Shops und Lokale zu, durch die Reisebeschränkungen keine Touristen: Die Zahl der Besucher in Wiens City ging Mitte März um 90 Prozent zurück.

Claus Kramsl
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Blick von der Kärntner Straße auf den menschenleeren Stephansplatz am 14. April.
Blick von der Kärntner Straße auf den menschenleeren Stephansplatz am 14. April.
Helmut Graf

Mit dem Lockdown am 16. März kam das Leben auf den sonst so pulsierenden Shoppingmeilen Kärntner- und Mariahilfer Straße fast völlig zum Erliegen. Wie drastisch der Einschnitt war, zeigen Besucherstrom-Analysen der Wirtschaftskammer Wien (WKW) anhand anonymisierter Mobilfunkdaten und repräsentativer Hochrechnungen. "Heute" liegen die Ergebnisse vor:

Kärntner Straße

Anfang März bewegten sich im Wochenschnitt 44.827 Besucher auf der Einkaufsmeile in der Wiener Innenstadt. Im Lockdown sank diese Zahl fast auf ein Zehntel (4.606). Die Öffnung der Kleingeschäfte am 14. April brachte wenig, die Frequenzzahl stieg lediglich auf 6.414 Passanten. Erst als am 2. Mai die größeren Shops, Einkaufszentren sowie Frisöre wieder ihre Pfoten öffneten, stieg die Zahl der Besucher auf 14.918. Den nächsten Anstieg – auf 21.497 Passanten im Wochenschnitt – gab es dann, als die Lokale wieder in Betrieb gingen. Im Juni wurden im Schnitt 28.599 Besucher in der Kärntner Straße gezählt. Zum Vergleich: Im Juni 2019 waren hier 45.535 Besucher aus Wien, den Bundesländern und dem Ausland unterwegs.

Mariahilfer Straße

34.786 Passanten wurden auf der Shoppingmeile, die die Wiener Bezirke Mariahilf und Neubau trennt, im März vor der Corona-Krise gezählt. Mit dem Lockdown am 16. März rasselten diese Zahl in den Keller: Nur 4.489 Menschen verirrten sich im Wochenschnitt auf die Mariahilfer Straße. Die Öffnung der kleinen Shops bis 400 Quadratmeter ließ die Frequenzzahl nur moderat auf 7.274 steigen. Die Öffnung der großen Geschäfte und Einkaufszentren am 14. April brachte der längsten Einkaufsstraße Österreichs dann wirklich einen deutlichen Schub: 20.368 Menschen kehrten im Wochenschnitt zurück. Vergleichsweise wenig schlug sich die Gastro-Öffnung am 15. Mai nieder. Die Zahl der gezählten Besucher stieg lediglich auf 23.750 an. Wie auch in der Kärntner Straße besserte sich die Situation für Shops und Wirte im Juni weiter. Im Schnitt waren täglich 30.174 Passanten unterwegs.

Während die Wiener spätestens seit der Gastro-Öffnung wieder zurückkehrten, bleiben die Touristen weiter aus. Besonders die Kärntner Straße ist davon stark betroffen, wie diese Grafik zeigt.

So setzen sich die Besucher von Kärntner- und Mariahilfer Straße zusammen.
So setzen sich die Besucher von Kärntner- und Mariahilfer Straße zusammen.
Wirtschaftskammer Wien

Wirtschaftskammer fordert Tourismuszonen nach der Krise

Was Kärntner- und Mariahilfer Straße eint, ist die äußerst schwache Frequenz an Sonntagen. In der Kärntner Straße wurden diesen Juni an Sonntagen im Schnitt 13.595 Passanten gezählt. Am stärksten Tag, dem Samstag, waren es 33.168 Besucher. Auf die Mariahilfer Straße verirrten sich an einem durchschnittlichen Sonntag im heurigen Juni 7.315 Menschen. Am stärksten Tag – hier der Freitag – waren es 35.775 Besucher. Beide Shoppingmeilen würde also von der Sonntagsöffnung profitieren, ist die Wiener Wirtschaftskammer überzeugt. Sie will nun das Thema Tourismuszonen wieder verstärkt in den Fokus rücken.

Wiens Wirtschaftskammer-Präsident Walter Ruck im Gespräch mit "<em>Heute</em>"-Wienchef Claus Kramsl
Wiens Wirtschaftskammer-Präsident Walter Ruck im Gespräch mit "Heute"-Wienchef Claus Kramsl
Sabine Hertel

"Positiv ist, dass wir die Inlandsfrequenz wieder in die Höhe gebracht haben. Klar ist aber auch, dass Wien den internationalen Tourismus braucht. Deshalb müssen wir hier möglichst schnell – soweit es die Gesundheitspolitik erlaubt – in einen Zustand wie vor Corona kommen. In der Folge werden wir auch das Thema Tourismuszonen zur Attraktivierung sehr ernsthaft diskutieren müssen", so Wiens Wirtschaftskammer-Präsident Walter Ruck zu "Heute".

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