Österreich
So steht es um die Bildung von Flüchtlingen
Über den Akademiker-Anteil bei Flüchtlingen wird seit Jahren kontrovers diskutiert. Nun liegt eine neue Erhebung vor.
Welche Arbeitsmarkt-Qualifikationen bringen Geflüchtete mit, die in Österreich Schutz suchen? Antworten auf diese Frage liefert eine Auswertung des AMS, welche die "Presse" am Montag veröffentlicht hat. Das sind die Resultate für die fünf größten Nationalitätengruppen:
Die Syrer bilden die größte Flüchtlingsgruppe. Rund 12 Prozent von ihnen verfügen über eine akademische Ausbildung, 23 Prozent über eine mittlere oder höhere Ausbildung. 59 Prozent haben lediglich die Pflichtschule besucht.
Am tiefsten ist das Bildungsniveau im Schnitt bei den Afghanen, der zweitgrößten Flüchtlingsgruppe. Hier verfügten zum Erhebungszeitpunkt im Dezember rund 87 Prozent lediglich über eine Pflichtschulausbildung.
Unter den Top-Five-Herkunftsländern befindet sich auch Russland. Über eine akademische Ausbildung verfügen in dieser Gruppe 133 von insgesamt 3414 Personen.
Rund ein Drittel der Iraker verfügt über eine akademische, eine höhere oder eine mittlere Ausbildung.
Unter den fünf Top-Nationalitäten sind die Iraner im Schnitt am besten ausgebildet. Sie kommen auf eine Akademikerquote von gut 20 Prozent. Auch der Anteil der Personen mit einer höheren Ausbildung ist mit 27 Prozent hoch.
Die Auswertung sorgt für Wirbel – denn noch im Jänner 2016 hatte der AMS eine Statistik publiziert, die auf ein wesentlich höheres Bildungsniveau der Zugewanderten schließen ließ. 23 Prozent der Flüchtlinge seien Akademiker, lautete das Fazit damals.
Wie kommt die Diskrepanz zwischen den beiden Erhebungen zustande? AMS-Pressesprecherin Beate Sprenger hält auf Anfrage von "Heute.at" fest, die beiden Auswertungen seien nicht miteinander vergleichbar. So handelt es sich bei den nun publizierten, umfassenderen Daten um jene, die die AMS-Berater beim ersten Kontakt mit den Geflüchteten erfassen. "Mitunter erschweren jedoch mangelnde sprachliche Kenntnisse die exakte Beschreibung der absolvierten Ausbildung."
Qualifikation "wird unterschätzt"
Um die Qualifikationen der Flüchtlinge noch genauer zu erfassen, führt der Arbeitsmarktservice sogenannte Kompetenzchecks durch. Aus diesen Checks stammen die Daten, die im Jänner 2016 publiziert wurden, wie Sprenger ausführt. Umfasste das Sample damals erst 900 Personen, liegen nun bereits die Daten von rund 7.000 Menschen vor. "Die Ergebnisse sind in etwa dieselben geblieben", so Sprenger.
Von den insgesamt 7.133 befragten Syrern konnten 21 Prozent ein Studium vorweisen, von den 2.734 befragten Afghanen 5 Prozent. "Offensichtlich wird die Qualifikation der Geflüchteten beim ersten Kontakt mit dem AMS aus sprachlichen und anderen Gründen häufig tiefer eingeschätzt, als sie in Realität ist", bilanziert die AMS-Sprecherin.
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(chk/jbu)