Wien
So sollen Beschäftigte in Wien weniger Stress haben
In der Pandemie nahmen Arbeitsdruck und Stress stark zu. Die Gewerkschaft GPA startete nun in Wien die Aktionswoche "Stress lass nach!"
Viele Beschäftigte leiden im Job unter zuviel Stress. Das wirke sich negativ auch auf die körperliche und psychische Gesundheit der Beschäftigten aus. Alle Branchen der österreichischen Wirtschaft seien betroffen. Besonders betrachtet werden müsse aber der Gesundheits- und Pflegebereich, der verstärkt unter den Folgen der Pandemie leidet.
Die Gewerkschaft GPA präsentierte nun eine IFES-Umfrage, welche Druck und Stress am Arbeitsplatz und die Belastungen für Beschäftigte untersuchte. Die Ergebnisse: "80 Prozent der Befragten sind der Meinung, dass der Druck auf ArbeitnehmerInnen immer größer wird und 35 Prozent sagen, dass sie dem Arbeitsdruck, dem sie derzeit ausgesetzt sind, nicht bis zur Pension standhalten können", so GPA-Vorsitzende Barbara Teiber. "Ausschlaggebend dafür ist in sehr vielen Betrieben Personalmangel. Die Hälfte der Befragten gibt an, dass es in ihrem Unternehmen zu wenig Personal gibt, um die Arbeit gut bewältigen zu können. Zusätzliche Arbeit wird auf immer weniger Personen verteilt. Die Arbeitgeber sind hier gefordert!"
Job-Qualität verbessern
Unternehmen seien verpflichtet, regelmäßig Arbeitsplätze zu evaluieren, um eine optimale Arbeitsplatzqualität zu erreichen. Betriebsräte haben das Recht, hier mit zu bestimmen. "Wir machen aber häufig die Erfahrung, dass Evaluierung folgenlos bleibt". Es brauche eine tatsächliche Umsetzung von konkreten Maßnahmen, basierend auf einem Gesetz. Da die psychische Belastung zunehmen würde, müssten Arbeitspsychologen verpflichtend eingesetzt werden.
"Wir beobachten, dass im Angestelltenbereich All-In-Verträge stark zunehmen, die auch erhöhten Arbeitsdruck zur Folge haben. All-In-Verträge bedeuten nicht, dass rund um die Uhr gearbeitet werden muss. Auch bei All-In Vereinbarungen dürfen nicht mehr Arbeitsstunden geleistet werden als gesetzlich erlaubt sind. All-In-Verträge sollen aber nur noch für Führungskräfte ab einer Gehaltsklasse von 5.000 Euro brutto zum Einsatz kommen", fordert die Gewerkschaft.
Einkommen und Arbeitsbedingungen werden in Österreich in Kollektivverträgen geregelt. Die in der Wirtschaftskammer und in freiwilligen Verbänden organisieren Arbeitgeber hätten es in der Hand, konkrete Verbesserungen auf Branchenebene zu ermöglichen.
Teilzeit im Alter
Der Gesetzgeber sei laut GPA gefordert, Modelle der Arbeitszeitverkürzung mit Rechtsanspruch zu ermöglichen (kontinuierliche Altersteilzeit). Die GPA hat dazu das Modell "90 für 80" zur Diskussion gestellt. Dabei soll die Arbeitszeit auf 80 Prozent reduziert werden. Das Gehalt reduziert sich allerdings nur auf 90 Prozent. Die Differenz solle vier Jahre lang das AMS tragen, um den Einstieg in die Arbeitszeitverkürzung zu attraktiver zu machen.
Mehr Urlaub
"Wir fordern ein Anrecht auf eine Verkürzung der Arbeitszeit in den letzten fünf Jahren vor Pensionsantritt. In Form der kontinuierlichen Altersteilzeit. Wir brauchen eine sechste Urlaubswoche für mehr ArbeitnehmerInnen. Etwa durch bessere Anrechnungsbestimmungen bei Beginn von neuen Dienstverhältnissen (Rucksackprinzip) oder eine Regelung, wie sie im Öffentlichen Dienst längst etabliert ist, nämlich der Anspruch auf eine 6. Urlaubswoche ab einem Lebensalter von z.B. 43 Jahren", so die Gewerkschafter.
Der Staat müsse sofort mehr Geld und Ressourcen für Gesundheit, Pflege und Kindergartenpädagogik zur Verfügung stellen.
Aktionswoche "Stress lass nach!"
Mit der Aktionswoche unter dem Motto „"Stress lass nach!" möchte die Gewerkschaft GPA die Öffentlichkeit zum Thema steigender Arbeitsdruck sensibilisieren und die an die Verantwortung der Arbeitgeber appellieren, den permanenten Druck auf die ArbeitnehmerInnen nicht weiter steigen zu lassen. "Neben unseren Forderungen an die Politik geben wir unseren BetriebsrätInnen konkrete Hilfestellung bei der Evaluierung und Verbesserung der Arbeitsdruck-Situation im Betrieb. Wir wenden uns auch an die einzelnen Arbeitnehmer, weil auch auf individueller Ebene kann man etwas gegen hohen Arbeitsdruck unternehmen." In Betrieben mit Betriebsrat würde das auch besser gelingen.