Wien-Wahl
Das ist die neue Mandatsverteilung nach der Wien-Wahl
Die Wahl ist geschlagen, die Stimmen sind ausgezählt. Aber was bedeuten die Prozente in der harten Polit-Währung im Gemeinderat - also in Mandaten?
Nach Auszählung der fast 400.000 Wahlkarten - wegen der Corona-Krise stimmten fast 40 Prozent der Wienerinnen und Wiener per Briefwahl ab - liegen jetzt die genauen Ergebnisse vor: Die SPÖ holte sich mit 41,6 Prozent (+ 2,0 %) klar den ersten Platz. Die von manchen Genossen erhoffte absolute Mehrheit geht sich damit nicht aus. Auf Platz zwei kommt die ÖVP (20,4 %) mit einem satten Plus von 11,2 Prozent. Die Grünen schaffen mit 14,8 Prozent (+ 2,9 %) ihr bisher bestes Ergebnis. 7,5 Prozent (+ 1,3 %) bedeuten den vierten Platz für die Neos. Sie liegen damit noch vor der FPÖ (7,1 %), die es bei der Wahl am 11. Oktober mit einem Minus von 23,7 Prozent regelrecht zerbröselt hat. Über 100.000 Blau-Wähler blieben am Sonntag der Wahl fern und gaben auch keine Wahlkarte ab. Das "Team HC Strache" des Ex-FPÖ-Chefs und Ex-Vizekanzlers Heinz-Christian Strache scheiterte mit 3,3 Prozent klar an der Fünf-Prozent-Hürde.
Die Prozente sind zwar eine feine Sache, wirklich ausschlaggebend ist aber die Zahl der Mandate, welche die jeweilige Partei im Gemeinderat inne hat. Und diese Zahl weicht durchaus von den Prozentzahlen ab, da die 100 Sitze nur auf jene Parteien - in diesem Fall fünf - verteilt werden, die es auch in den Gemeinderat geschafft haben. Stimmen für z.B. das "Team HC" werden dabei nicht berücksichtigt.
So schaut die Mandatsverteilung im neuen Wiener Gemeinderat aus
Die SPÖ wird im neuen Gemeinderat mit 46 Mandaten vertreten sein, gewinnt zwei Mandate. Die ÖVP kann sich über 15 Mandate mehr freuen, hat nun 22 Sitze. Auch die Grünen legen massiv zu, gewinnen sechs Sitze und kommen nun auf 16 Gemeinderäte. Auch die Neos können drei Vertreter mehr als noch 2015 in den Gemeinderat entsenden, sie haben nun acht Sitze. Traurig schaut es für die FPÖ aus: Sie büßen 26 Gemeinderäte ein, kommt jetzt nur mehr auf acht Sitze im Rathaus.
Mit wem regiert die SPÖ die nächsten fünf Jahre?
Für den alten und neuen Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) heißt das, dass er mit allen im Gemeinderat vertretenen Parteien eine mehrheitsfähige Koalition schließen könnte. Da Ludwig eine Zusammenarbeit mit der FPÖ noch vor der Wahl aber ausschloss, bleiben ihm drei mögliche Partner für die kommenden fünf Jahre: Mit der an Mandaten zweitstärksten ÖVP hätte die SPÖ gemeinsam eine satte Mehrheit von 68 der 100 Sitze. Mit dem bisherigen grünen Koalitionspartner kämen die Roten auf 62 Mandate - auch noch eine komfortable Mehrheit. Mit den Neos würde es etwas knapper, da sollte bei wichtigen Abstimmungen besser niemand krank werden: Rot und Pink kämen gemeinsam auf 54 von 100 Mandaten im Wiener Gemeinderat.
Inzwischen mehren sich Stimmen aus der SPÖ, die sich für eine rot-pinke Koalition aussprechen. Einige Genossen - wie der neue Leopoldstädter Bezirksvorsteher Alexander Nikolai - werfen dem alten grünen Koalitionspartner vor, sich nicht an Koalitionsvereinbarungen gehalten zu haben.
"Heute" und Politologe Peter Hajek schauten sich die möglichen Koalitionsvarianten an und unterzogen die Polit-Partnerwahl von Michael Ludwig einem Herzblatt-Check. Was dabei herausgekommen ist, liest du hier.
Wahlbeteiligung mit 65,27 Prozent recht niedrig
Die nach dem Wahlsonntag extrem niedrige Wahlbeteiligung stieg durch die Briefwähler natürlich an - und zwar auf 65,27 Prozent. Das bedeutet aber immer noch einen kräftigen Rückgang um 9,48 Prozent. Ursache für die niedrige Wahlbeteiligung war - neben natürlich der Corona-Pandemie - wie zuvor erwähnt, dass über 100.000 frühere FPÖ-Wähler den Urnen und Briefkästen fern blieben.