Die Wählerströme 2024

So massiv zog Kickl Nehammer die Wählerstimmen ab

Doppelte Wahl-Sensation: Erstmals ist die FPÖ auf Platz 1 und zog dabei von der bisher regierenden ÖVP enorme Stimmenanteile ab. Alle Details.

Newsdesk Heute
So massiv zog Kickl Nehammer die Wählerstimmen ab
Verlor sehr viele ehemalige ÖVP-Wähler an die FPÖ: Bundeskanzler Karl Nehammer.
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Die Nationalratswahl 2024 ist voll von Überraschungen und Sensationen. Nachdem die FPÖ die Wahl deutlich gewonnen hat und die ÖVP extrem abgestraft wurde, zeigt eine Umfrage von PULS 24, ATV und der Agentur Peter Hajek Public Opinion Strategies GmbH, wer von welcher Partei die meisten Stimmen abgezogen hat (Telefon-/Online-Befragung von 1.200 Wählern zwischen 24. und 28. September 2024 zeigte, Schwankungsbreite +/- 2,8%).

Ebenfalls interessant: "Die Wünsche der Österreicherinnen und Österreicher ob der neuen Regierung sind nicht klar. Auffallend ist jedoch, dass eine Dreier-Koaliton aus ÖVP-SPÖ-NEOS sowohl in der türkisen als auch in der roten Wählerschaft Rückhalt hat", so Meinungsforscher Peter Hajek. "Sollte sich eine Koalition aus ÖVP-SPÖ ausgehen, so wissen wir aus anderen Umfragen, dass diese von breiteren Teilen der Bevölkerung angenommen werden würde."

FPÖ holte sich massivst Stimmen von ÖVP

"Nur" 50 Prozent der FPÖ-Stimmen 2014 kommen von Wählern, die auch 2019 für die FPÖ gestimmt hatten. Das zeigt, wie stark die Partei dazugewonnen hat. 27 Prozent der Stimmen kamen von Wählern, die 2019 noch die ÖVP angekreuzt hatten, je acht Prozent von ehemaligen SPÖ- und Nichtwählern. Außerdem konnten die Freiheitlichen drei Prozent ehemalige NEOS-Wähler einsammeln, zwei Prozent Grüne und je ein prozent Liste Pilz und Andere.

ÖVP fast ausschließlich auf Stammwähler reduziert

Bei der abgestraften ÖVP ergibt sich ein vollkommen anderes Bild, sie wurde fast vollständig auf ihre ehemaligen Wähler aus 2019 reduziert. 84 Prozent der Stimmen kommen 2024 von ÖVP-Wählern aus 2019. Am meisten zog die ÖVP noch mit fünf Prozent von ehemaligen SPÖ-Wählern ab, vier Prozent von FPÖ-Wählern, drei Prozent von Grün-Wählern, zwei Prozent von NEOS-Wählern und je ein Prozent von Kleinparteien-Wählern oder Nichtwählern.

Österreich wählt – alle Parteien, Kandidaten, der Wahltag

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    FPÖ Spitzenkandidat Herbert Kickl zeigte sich in der ORF-Diskussionsrunde mit einem gewinnenden Lächeln.
    FPÖ Spitzenkandidat Herbert Kickl zeigte sich in der ORF-Diskussionsrunde mit einem gewinnenden Lächeln.
    ROLAND SCHLAGER / APA / picturedesk.com

    SPÖ graste am stärksten bei den Grünen

    Die SPÖ wiederum wählten zu zwei Dritteln (66 Prozent) Wähler, die das bereits 2019 getan hatten. Abziehen konnte man zudem noch mit 13 Prozent am stärksten ehemalige Grün_Wähler. Dazu kommen nun neu auch Ex-ÖVP-Wähler und Ex-Nichtwähler (je sieben Prozent), vier Prozent der ehemaligen Blau-Wähler wechselten nun zudem zu den Roten. Nur marginal wurden mit je ein Prozent NEOS- und Liste-Pilz-Wähler sowie Wähler von anderen Parteien überzeugt.

    NEOS holte sich von (fast) allen neue Wählerstimmen

    Spannend wird es wiederum bei den NEOS, nur 34 Prozent der aktuellen Stimmen kommen von Menschen, die die Partei auch 2019 gewählt hatten. Dafür holte man sich sehr stark Wähler fast aller anderen Parteien neu ins Boot: 28 Prozent FPÖ-Wähler, 18 Prozent Grün-Wähler, 15 Prozent SPÖ-Wähler. Da bleiben dann nur noch zwei Prozent ehemalige FPÖ-Wähler, zwei Prozent an Wählern anderer Parteien und ein Prozent Liste-Pilz-Wähler übrig.

    Grüne: Grün-schwarz-pinke Wählerströme

    Grün-Wähler haben ihrer Partei offenbar die Treue gehalten, 70 Prozent der aktuellen Stimmen kommen von Menschen, die bereits 2019 ihr Kreuz bei der Klimaschutz-Partei gemacht hatten. Zehn Prozent der Stimmen kommen wiederum von ehemaligen ÖVP-Wählern, sieben Prozent von ehemaligen NEOS-Wählern. Je vier Prozent wählten 2019 noch Liste Pilz und SPÖ, zwei Prozent gingen 2019 nicht wählen und zwei Prozent wählten damals noch andere Kleinparteien.

    Bierpartei: Wilder Mix bei den neuen Wählern

    Bei der Nationalratswahl-Premiere 2024 konnte die Bierpartei am stärksten ehemalige Grünen- (23 Prozent) und SPÖ_Wähler (22 Prozent) überzeugen, weiters sammelte man Stimmen von Ex-ÖVP-Wählern (17 Prozent), Ex-FPÖ-Wählern (13 Prozent), Ex-NEOS-Wählern (12 Prozent) und ehemaligen Nichtwählern (11 Prozent) ein. Zwei Prozent der aktuellen Wähler stimmten zudem 2019 noch für die Liste Pilz.

    Herbert Kickls Leben in Bildern

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      FPÖ-Chef Herbert Kickl wurde am 19. Oktober 1968 in Villach geboren und wuchs in einer Arbeiterfamilie auf. Nach der Matura am Bundesgymnasium Spittal an der Drau studierte er erst Publizistik und Politikwissenschaften, ab 1989 Philosophie und Geschichte.
      FPÖ-Chef Herbert Kickl wurde am 19. Oktober 1968 in Villach geboren und wuchs in einer Arbeiterfamilie auf. Nach der Matura am Bundesgymnasium Spittal an der Drau studierte er erst Publizistik und Politikwissenschaften, ab 1989 Philosophie und Geschichte.
      Heinz-Peter Bader / AP / picturedesk.com

      Auf den Punkt gebracht

      • Die Nationalratswahl 2024 brachte eine doppelte Sensation: Die FPÖ erreichte erstmals Platz 1 und zog dabei massiv Wählerstimmen von der bisher regierenden ÖVP ab
      • Eine Umfrage zeigt, dass die FPÖ vor allem von ehemaligen ÖVP-Wählern profitierte, während die ÖVP fast ausschließlich auf ihre Stammwähler reduziert wurde
      red
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