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So kannst du Opfern von Hass im Netz am besten helfen

Forschende der ETH Zürich haben mit Kolleginnen und Kollegen von der Uni Zürich untersucht, mit welchen Botschaften man Hass-Schreibenden begegnet.

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    Hate Speech ist im Netz allgegenwärtig.
    Hate Speech ist im Netz allgegenwärtig.
    Getty Images/iStockphoto

    Hasserfüllte Kommentare (engl. Hate Speech) im Internet sind zu einem weltweiten Problem geworden. In sozialen Netzwerken werden sexuelle Minderheiten diffamiert, Angehörige bestimmter Religionsgemeinschaften eingeschüchtert und ethnische Gruppen aufgewiegelt. Hate Speech ist aber auch eine Bedrohung für die Demokratie, da sie die Angegriffenen davon abhalten kann, sich an einer öffentlichen Diskussion zu beteiligen.

    Ein Forschungsteam um Dominik Hangartner, ETH-Professor für Politikanalyse, hat nun gemeinsam mit Kollegen und Kolleginnen an der Universität Zürich untersucht, welche Botschaften Hassrednerinnen und Hassredner dazu bewegen können, dies in Zukunft zu unterlassen. Teil dieser Forschungskollaboration sind auch der Frauendachverband alliance F und zwei Schweizer Medienhäuser.

    Mit Methoden des maschinellen Lernens identifizierten die Forschenden 1.350 englischsprachige Twitter-
    Userinnen und User, die rassistische oder fremdenfeindliche Inhalte publiziert hatten. Einen Teil dieser Hass-
    Twitternden teilten sie einer Kontrollgruppe zu, auf die anderen wandten sie nach dem Zufallsprinzip eine von drei häufig verwendeten Counterspeech-Strategien an: Nachrichten, die Empathie mit der von Rassismus betroffenen Gruppe erzeugen, Humor oder einen Hinweis auf mögliche Konsequenzen.

    Gegen Hassrede hilft Empathie

    Die Ergebnisse, die in der Wissenschaftszeitschrift "Proceedings of the National Academy of Sciences" publiziert worden sind, fallen deutlich aus: Nur Antworten, die Empathie mit den von der Hassrede betroffenen Personen erwirken, seien geeignet, die Hass-Schreiber und -Schreiberinnen zu einer Verhaltensänderung zu bewegen. Eine solche Erwiderung könnte beispielsweise lauten: "Ihr Post ist für Jüdinnen und Juden sehr schmerzhaft…"

    Im Vergleich zur Kontrollgruppe versandten die Hass-Twitterer nach einer solchen Empathie-fördernden Intervention rund ein Drittel weniger rassistische oder fremdenfeindliche Kommentare. Zudem erhöhte sich die Wahrscheinlichkeit deutlich, dass ein Hass-Tweet wieder gelöscht wurde. Auf humorvollen Counterspeech reagierten die Hass-Twitternden hingegen kaum. Selbst der Hinweis, dass auch Familie, Freundinnen und Kollegen des Senders dessen Hass-Nachrichten sehen, wirkte nicht. Das sei insofern bemerkenswert, als diese beiden Strategien häufig von Organisationen, die sich gegen Hassrede einsetzen, angewandt würden.

    Facebook löscht bloß rund 5 Prozent der Hasskommentare

    "Wir haben sicher kein Allzweckmittel gegen Hate Speech im Internet gefunden, dafür aber wichtige Hinweise, welche Strategien funktionieren könnten und welche nicht", sagt Studienleiter Hangartner. Noch zu untersuchen bleibe, ob alle Empathie-basierten Antworten gleich wirken, oder ob bestimmte Formulierungen effektiver seien. Zum Beispiel könnten Hassredner aufgefordert werden, sich in das Opfer hineinzuversetzen. Oder man könne sie bitten, eine analoge Perspektive einzunehmen, also zum Beispiel fragen: "Wie würdest du dich fühlen, wenn Leute so über dich sprechen würden?"

    Zwar verfügen viele Plattformen über teils ausgeklügelte Filter, um Hasskommentare zu löschen. Doch diese allein können das Problem nicht wirklich eindämmen. Facebook zum Beispiel ist nach eigener Einschätzung (beziehungsweise laut den im Oktober 2021 geleakten internen Dokumenten) nicht in der Lage, mehr als fünf Prozent der geposteten Hasskommentare zu entfernen. Dazu komme, dass die automatischen Filter ungenau seien und tendenziell im Konflikt mit der Meinungsäußerungsfreiheit stünden.